Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
neben ihr. Die Anspannung machte sie alle nervös – die Polizei, die Schaulustigen, die Presse. Jeder wartete auf den nächsten Schritt. »Jetzt taucht die erste Garde auf«, fügte er hinzu. »Da kommt T.C.«
»Bin gleich wieder da«, sagte Liv. »Sieh zu, dass die Techniker bereit sind, uns direkt ins Studio zu schalten, falls sich etwas tut.« Dann flog sie auf Thorpe zu wie eine Brieftaube in ihren heimischen Schlag.
»Hallo, Liv.« Er strich ihr kurz über die Wange. »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier sehe.«
»Gibt es etwas Neues?«, fragte sie sofort. Sie wusste, dass es diesmal um mehr ging als nur eine Story. Sie kannten beide den Mann, der dort drinnen gefangen gehalten wurde.
»Sie haben eine Verbindung mit Morrow aufgebaut. Wyatt ist unverletzt; und seine Mitarbeiter ebenfalls. Noch. Morrow scheint ziemlich konfus zu sein. Einmal verlangt er eine halbe Million in bar und ein Flugzeug, und kurz darauf Gold und ein kugelsicheres Fahrzeug. Er ändert seine Meinung ständig.«
»Wie, zum Teufel, hat er es geschafft, mit einer Waffe ins Senatsgebäude zu gelangen?«, wollte Liv wissen.
Thorpe lachte abfällig, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von dem Gebäude gegenüber abzuwenden. »Das ist keine Schwierigkeit für jemanden, der bisher tagtäglich die Sicherheitskontrollen passiert hat. Ich nehme an, er hat die Waffe unter seinem Jackett versteckt, oder sie lag bereits in seinem Schreibtisch.« Er trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Liv spürte, dass er auf dem Sprung war, etwas unternehmen wollte. »Ich hätte ein besseres Gefühl bei dieser Sache, wenn wir es mit einem Profi zu tun hätten. In der Verfassung, in der Morrow sich offensichtlich befindet, besteht immer die Gefahr, dass er einen Fehler macht und die Geiseln
mit in den Tod nimmt.« Er fluchte leise, aber mit einer Ergriffenheit, die Liv bei ihm noch nie erlebt hatte. »Morrow wollte sichergehen, dass das Ganze in ein erstklassiges Medienspektakel ausartet.«
»Du glaubst doch nicht etwa, dass er das nur wegen der Publicity getan hat, oder?« Der Gedanke erschreckte sie.
Thorpe schüttelte den Kopf. »Ich hatte ein paarmal mit ihm zu tun, als ich Pressekonferenzen arrangierte.« Er steckte sich eine Zigarette an. »Er ist ein verkniffener, gieriger kleiner Mann. Nicht dumm, aber nervlich nicht belastbar.«
»Ein Spieler, habe ich gehört.«
»Ja, so heißt es.« Thorpe zog an seiner Zigarette und blies eine dicke Rauchwolke in die Luft. »Es ist zu still dort«, murmelte er. »Viel zu still.«
Die Spannung war beinahe mit den Händen zu greifen. Und sie steigerte sich mit jeder Minute, die im Zeitlupentempo zu verstreichen schien. Wie lange, fragte sich Liv, würde dieser verkniffene, gierige, kleine Mann, wie Thorpe ihn beschrieben hatte, die Anspannung aushalten? Er hatte einen Schritt unternommen, von dem es kein Zurück mehr gab. Wie weit würde er noch gehen? Sie wartete, wie alle anderen, um das herauszufinden.
»Thorpe.« Liv erkannte den Mann vom Secret Service und runzelte die Stirn, als er Thorpe beiseite nahm. »Daniels möchte Sie sprechen.«
»Ich komme.« Thorpe trat die Zigarette unter dem Absatz aus. »Und sie auch«, setzte er mit einem Daumenzeig auf Liv hinzu. »Wir sind ein Team.«
Liv verbiss sich ein Grinsen. Das war ein gewaltiger Schritt. Schweigend folgte sie den beiden Männern.
Der Einsatzwagen des Secret Service stand ein gutes Stück vom Pressebereich entfernt. Liv warf einen kurzen Blick auf die technische Ausrüstung, die Monitore und Tonbandgeräte, Sprechfunkanlagen und Telefone, die von Männern in Hemdsärmeln bedient wurden. Was konnten sie von Thorpe wollen?, fragte sie sich. Das hier hatte mit der Presse nichts zu tun.
Chief Daniels schob seine Brille zurecht. Er sah erschöpft aus.
»T.C., Morrow besteht darauf, mit Ihnen persönlich zu sprechen. Sind Sie dazu bereit?«
»Natürlich.«
»Wir lassen ein Tonband mitlaufen. Passen Sie auf, was Sie sagen. Wenn er Forderungen stellt, versprechen Sie nichts und verhandeln Sie nicht. Überlassen Sie das uns.« Er sprach schnell und ohne Modulation in der Stimme, doch Liv erfasste die Unterströmungen. Die neue Entwicklung gefiel ihm nicht. »Sie sind nicht in der Position, ihm irgendeine Forderung zu erfüllen. Und er ist klug genug, das auch zu wissen. Wenn er etwas verlangt, sagen Sie ihm, dass Sie es weiterleiten werden und ihm dann Bescheid geben. Verstanden?«
»Verstanden.«
Er warf einen Blick auf Liv und
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