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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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machen.
    Und jetzt gab es Thorpe. Welche Art Leben würde sie mit ihm führen? Und wie würde ihr Leben ohne ihn aussehen? Beide Fragen und die Antworten darauf ängstigten sie.
    Schon in dieser kurzen Zeit, überlegte sie, während ihr Kopf an seiner Schulter ruhte, war er ihr so nahe gekommen, dass er Ängste in ihr auslöste. Sie zweifelte daran, dass sie sich jetzt von ihm abwenden könnte … und sie wusste nicht, ob sie bei ihm bleiben konnte. Wenn sich die Dinge so weiterentwickelten wie bisher … Die Zeit würde bald kommen, da sie eine Entscheidung fällen musste, für ihn oder gegen ihn.
    Er wusste genau, was er wollte, überlegte sie weiter. Er wurde von keinem Zweifel geplagt. Wenn sie die Dinge doch auch so klar sehen könnte wie er.
    »Du bist so still«, murmelte er.
    »Ich weiß.«
    »Der gestrige Morgen hat dich wieder eingeholt«, sagte er leise. Er wollte sie in den Arm nehmen und sie vergessen lassen, doch zu vergessen war weder für sie noch für ihn die richtige Antwort. »Es war bestimmt nicht leicht für dich, das alles noch einmal zu erzählen, es noch einmal zu durchleben.«
    »Nein, das war bei Gott nicht leicht.« Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. »Aber ich bin froh, dass es dazu gekommen ist. Ich bin froh, dass du es weißt. Thorpe …« Sie ließ leise die Luft entweichen. Es wurde immer wichtiger, dass er alles über sie wusste. »Es gab eine Zeit, gleich nach Joshs Tod, da wollte ich auch sterben. Ich wollte nicht mehr ohne ihn leben; konnte mir nicht vorstellen, ohne ihn zu leben. Ich hatte nicht genügend Kraft, etwas in der Richtung zu unternehmen, aber
wenn ich einfach die Augen hätte schließen und sterben können, dann hätte ich es getan.«
    »Liv.« Er berührte sanft ihre Wange. »Ich kann nicht so tun, als wüsste ich, wie es ist, ein Kind zu verlieren. Diese Art von Schmerz kann niemand nachvollziehen, der ihn nicht selbst erlebt hat.«
    »Ich bin nicht gestorben«, fuhr sie fort. Sie schluckte schwer. »Ich habe gegessen, geschlafen, ich habe funktioniert. Aber ich habe einen Teil von mir mit Joshua begraben. Den anderen Teil habe ich unter Verschluss gehalten, nachdem ich mich von Doug scheiden ließ. Das war für mich die einzige Möglichkeit zu überleben. Und so habe ich die nächsten Jahre auch weitergelebt, ohne diesen Zustand verändern zu wollen.«
    »Nein, du bist nicht gestorben, Liv.« Seine Hand umfasste zärtlich ihr Kinn. Er blickte ihr direkt in die Augen. »Und Veränderungen sind ein Teil des Lebens.«
    »Hast du jemals jemanden bedingungslos geliebt?«
    »Nur dich«, erwiderte er schlicht.
    »Oh, Thorpe.« Liv drückte das Gesicht an seine Schulter. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Die Worte kamen ihm so leicht über die Lippen, seine Gefühle bereiteten ihm keine Schwierigkeiten. Liv war nicht sicher, ob sie schon stark genug war, sie zu akzeptieren. »Ich brauche dich. Und das macht mir schreckliche Angst.« Sie hob ihm wieder das Gesicht entgegen, und ihre Augen sprachen Bände. »Ich weiß, was es bedeutet, einen Menschen zu verlieren. Und ich glaube nicht, dass ich das ein zweites Mal überleben würde.«
    Er war so nahe daran, sie endlich für sich zu gewinnen. Er spürte es ganz deutlich. Wenn er sie jetzt in die Arme nähme, wenn er sie jetzt küsste, könnte er ihr wahrscheinlich die Worte entlocken, auf die er schon so lange wartete. Sie standen bereits in ihren Augen geschrieben. Es kostete ihn ein ungeheures Maß an Selbstbeherrschung, sie nicht zu drängen. Nicht heute, sagte er sich. Sie hat mir an diesem Wochenende schon genug gegeben.
    »Jemanden zu brauchen«, begann er vorsichtig, »heißt nicht, dass man ihn verlieren muss.«
    »Ich versuche es zu glauben.« Sie holte tief Luft. »Zum ersten Mal seit fünf Jahren möchte ich daran glauben. Es ist mir sehr wichtig, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hatte.«
    Thorpe ließ ein paar Sekunden verstreichen, dann nahm er ihre Hand und drückte sie sanft an seine Lippen. »Wie viel Zeit brauchst du?«
    Die Tränen kamen unvermittelt, leise. Sie hatte ihn nicht darum bitten müssen. Er hatte es gespürt. Er gab ihr, was sie brauchte, ohne zu fragen, ohne etwas zu fordern. »Ich verdiene dich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht.«
    »Das ist mein Risiko, oder?« Er lächelte. »Meiner Ansicht nach habe ich dich absolut verdient. Das gleicht die Sache wieder aus.«
    »Ich muss nachdenken.« Sie küsste ihn und fuhr gleich darauf fort: »Ich muss allein sein.

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