Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
erklärte ihr Thorpe und führte sie weg. »Wyatt kann ihn nicht ins Fernsehen bringen; aber ich schon.«
»Um Himmels willen, Thorpe! Dieser Mann ist unberechenbar!« Sie weinte, ohne es zu merken. »Er wird dich umbringen, und den Senator ebenfalls. Du brauchst da nicht hineinzugehen. Dazu kann dich niemand zwingen.«
»Mich zwingt ja auch niemand dazu.« Er winkte einen Techniker seiner Crew zu sich. »Ruf in der Redaktion an«, instruierte
er ihn mit ruhiger Stimme. »Sag ihnen, ich werde mit Morrow ein Interview machen, im Austausch gegen die Geiseln. In zehn Minuten brauche ich eine Kamera, die auf das Senatsgebäude gerichtet ist; einige der Geiseln sollen dann rauskommen; und ich brauche ein Tonbandgerät.«
»Nein! « Livs Stimme wurde schrill. Thorpe war die Ruhe selbst. Sie klammerte sich an ihn, als könnte sie ihn dadurch von seinem Entschluss abhalten. »Du kannst da nicht reingehen. Bitte, hör auf mich!«
»Liv«, sagte er und strich ihr liebevoll das Haar aus der Stirn. »Du würdest genauso handeln. Das gehört zu unserem Job.«
»Kein Pulitzerpreis ist es wert, dass man dafür sein Leben lässt.«
»Es gibt Leute, die sind da anderer Meinung.«
»Verdammt, Thorpe!« Sie musste sich etwas einfallen lassen. Und zwar schnell. Und es musste etwas Vernünftiges sein, damit er ihr zuhörte. »Es ist möglicherweise nur ein Trick. Er kann es sich leisten, die beiden Berater gehen zu lassen, denn mit Wyatt und dir hat er zwei wichtige Geiseln. Es ist ihm bestimmt klar, dass der Sender für deine Freilassung jede Summe zahlen würde. Und genau damit rechnet er.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Er küsste sie, um sie zum Schweigen zu bringen, und auch, weil es ihn danach verlangte.
»Bitte, Thorpe, geh nicht.« Sie klammerte sich an ihn, wissend, dass sie verloren hatte, aber unfähig, es zu akzeptieren. »Ich liebe dich.« Langsam kamen seine Hände nach oben, er legte sie auf ihre Schultern und drückte sie gerade weit genug von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Tränen kullerten ihr über die Wangen und in ihren Augen stand hilflose Verzweiflung. »Ich liebe dich«, sagte sie noch einmal. »Es ist morgen , Thorpe. Bleib bei mir.«
»Gütiger Himmel.« Er lehnte seine Stirn an ihre und ließ die Worte auf sich wirken. Dann zog er sie wieder in die Arme und hielt sie so fest, dass er sie beinahe erdrückte. »Dein Timing, Carmichael, ist unübertrefflich.« Als er sie noch einmal
küsste, spürte er ihre Lippen unter den seinen zittern. »Wir werden später darüber sprechen. Wir werden überhaupt sehr, sehr lange miteinander sprechen.« Er drückte sie wieder von sich weg und lächelte sie an. »Du gibst jetzt besser deinem Sender die neuesten Entwicklungen bekannt, sonst feuern sie dich am Ende noch.«
»Warum willst du nicht auf mich hören?« Sie war jetzt genauso wütend wie verzweifelt. Selbst ihre Liebe hatte ihn nicht von seinem Entschluss abbringen können. »Du kannst da nicht hineingehen. Ich brauche dich.« Es kümmerte sie nicht, dass ihre Worte unfair waren, solange sie ihn davon abhielten, diese Straße zu überqueren.
»Ich brauche dich auch, Liv. Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich meinen Job zu erledigen habe und du den deinen.«
Sie wollte jetzt keine Debatten um Logik führen; sie wollte nur ihn. Sie klammerte sich noch einmal an ihm fest. »Ich werde dich heiraten.«
Er lächelte sie an und küsste sie auf die Nasenspitze. »Das weiß ich schon seit Monaten. Du bist einfach ein bisschen langsam.« Zufällig sah er hoch und entdeckte, dass sie genau im Blickfeld einer Kamera standen. »Und jetzt wissen es auch noch ein paar hunderttausend andere Leute.«
»Das ist mir egal.« Ihr Bestehen auf Privatsphäre erschien ihr plötzlich absurd. »Thorpe, du kannst nicht von mir verlangen, dass ich damit rechnen muss, dich zu verlieren.« Mit vor Angst schweißnassen Händen griff sie wieder nach den Aufschlägen seines Sakkos. »Thorpe, das halte ich nicht aus! Ich kann das nicht noch einmal durchstehen. Und ich werde es auch nicht durchstehen.«
Sein Griff um ihre Schultern verstärkte sich, sein Blick wurde durchdringend. »Jetzt hör mir mal gut zu. Ich liebe dich, mehr als alles auf der Welt. Vergiss das nicht. Wir leben jeden Tag mit einem Risiko; wenn wir das nicht tun, sind wir schon tot. Es tut manchmal weh, am Leben zu sein, Liv.«
Blass im Gesicht, aber plötzlich ganz ruhig, sah sie ihn an. »Ich werde es dir nie verzeihen, wenn du jetzt
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