Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
In deiner Gegenwart kann ich nicht nachdenken.«
»Wirklich?« Er küsste sie noch einmal. »Also schön«, stimmte er zu und zog sie mit sich, als er aufstand. »Aber beeil dich mit Nachdenken.«
»Morgen.« Sie hielt ihn einen Augenblick lang fest. »Gib mir Zeit bis morgen.« Sie fühlte sich so geborgen in seinen Armen. Dieser Mann hatte so viel zu geben. »Mein Gott, bin ich denn eine Idiotin, Thorpe?«
»Ja.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Denn ich bin eine Super-Partie, Carmichael, vergiss das nicht.«
»Ich werde daran denken«, murmelte sie, als er zur Tür ging. Er blieb stehen und drehte sich, die Hand auf der Klinke, noch einmal zu ihr um.
»Morgen.«
»Morgen«, sagte sie noch einmal zu der geschlossenen Tür.
15.
Die Dinge waren leider nicht so klar, wie Liv sich das gewünscht hätte. Schon einmal hatte sie geglaubt, einen Mann zu lieben, und sie hatte sich getäuscht. Was sie für Doug empfunden hatte, waren die spontanen Gefühle und die Träume der Jugend gewesen. Jetzt war sie älter und vorsichtiger. Vielleicht zu vorsichtig, sinnierte sie, als sie sich an ihren Schreibtisch setzte. Und dennoch, wenn sie Thorpe sagen würde, dass sie ihn liebte, wollte sie diese Worte ohne den leisesten Zweifel aussprechen. Das war sie ihm schuldig.
Sie wollte ihn nicht verlieren. Das jedenfalls war ihr absolut klar. Er war in ganz kurzer Zeit zum Zentrum ihres Lebens geworden. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie von ihm abhängig war. Aber war das Liebe?
War es Liebe, wenn einem ein Mann nicht mehr aus dem Kopf ging? Wenn man anfing, die kleinen Dinge des täglichen Lebens mit ihm in Verbindung zu bringen? Wenn man sie in Gedanken bewahrte, um sie später mit ihm zu teilen?
Liv erinnerte sich, wie es war, morgens neben ihm aufzuwachen – diese Ruhe, diese Wärme, diese ungezwungene Verbundenheit. Sie erinnerte sich, wie ein Blick in seine Augen sie vor Verlangen zum Zittern bringen konnte, selbst in einem Raum voller Menschen.
Liebte sie ihn? Warum suchte sie ständig nach einem anderen Namen für dieses Gefühl, wenn sie die Wahrheit schon seit Tagen in ihrem Herzen trug? Jetzt war es an der Zeit, sie zu akzeptieren. Wenn sie Thorpe darum bitten würde, ein Risiko einzugehen, dann musste sie selbst ebenfalls dazu bereit sein. Liebe bedeutete Verletzbarkeit. Er könnte ihr wehtun, und das würde von Zeit zu Zeit bestimmt auch geschehen. Ihren Schutzschild hatte sie jetzt abgelegt. Nie wieder würde sie sich dahinter verstecken können. Und sie wollte es auch gar nicht, stellte sie ganz plötzlich fest. Das Einzige, was sie wollte, ließ sich mit einem Wort sagen: Thorpe.
»Liv!«
Ein strahlendes Lächeln im Gesicht, drehte sie sich zu dem
wie immer hektischen Einsatzleiter um. »Ja, Chester?« Es würde ein wunderschöner Tag werden.
»Schnapp dir eine Crew. Doppelte Besetzung. Neues Senatsgebäude. Irgendein Irrer, Identität noch unbekannt, hält dort drei Geiseln gefangen. Senator Wyatt und zwei seiner Mitarbeiter. In seinem Büro.«
»Gütiger Himmel.« Sie war schon auf dem Sprung, Notizblock und Handtasche unter den Arm geklemmt. »Irgendjemand verletzt?«
»Noch nicht. Soweit wir wissen«, setzte er hinzu. Er war schon auf dem Weg in Carls Büro. »Es sind Schüsse gefallen. Sei vorsichtig. Wir brauchen ganz schnell einen Lagebericht.«
»In zwanzig Minuten«, rief Liv ihm von der Tür aus hinterher.
Die Capitol Police hatte das Senatsgebäude bereits weitläufig abgesperrt, als Liv kurze Zeit später dort ankam. Unwillkürlich sah sie sich nach den Beamten vom Secret Service und dem FBI um. Wenn man weiß, wonach man Ausschau hielt, stachen diese Leute ganz deutlich aus der Menge hervor. Auf den Hausdächern der benachbarten Gebäude sah sie Scharfschützen ihre Stellungen beziehen. Um sie herum besprachen Männer mit hässlich aussehenden Schnellfeuergewehren im Anschlag über Sprechfunk Positionen und Vorgehensweisen. Der Bereich für die Presse war bereits abgetrennt, Reporter und Techniker drängten sich in dem engen Areal und es herrschte das übliche Chaos. Alle redeten gleichzeitig, brüllten Fragen und versuchten, sich durch die Absperrungen zu schmuggeln, um eine Position in nächster Nähe des Schauplatzes zu ergattern.
Liv bahnte sich ihren Weg durch die Menge und schaffte es, einem uniformierten Beamten das Mikro vor die Nase zu halten. »Olivia Carmichael, WWBW. Können Sie uns eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse geben? Hat man den Mann
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