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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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gelangweilt war, stellte sich unweigerlich die Geilheit ein. Zu warten, bis Tiffany um zwei ihre Schicht beendete, kam nicht in Frage. Obendrein hatte er wenig Lust, sich an irgendeine Alte zu binden – vor allem dann nicht, wenn sich die Alternativen doch geradezu aufdrängten.
    Ros Zimmer befand sich im zweiten Stock – ein Stockwerk über dem Schlafzimmer seiner Eltern und zwei Etagen über den Räumen der Bediensteten im Basement. Um die Kommunikation in dem 700-Quadratmeter-Haus zu erleichtern, hatten seine Eltern über sämtliche Stockwerke eine ausgefeilte Gegensprechanlage installieren lassen.
    Von seinem Vorhaben immer mehr angetan, ging Ro zur Wäschekommode und holte sein neues Spielzeug aus der Schublade. Er ließ die Pistole von einer Hand in die andere wandern, prüfte ihr Gewicht und konnte sich an dem guten Stück gar nicht sattsehen. Ein schönes Stück, dachte er, neu oder so gut wie neu, ausgestattet mit einem überdimensionierten Magazin, das siebzehn Schuss fasste. Mit seinem polierten, mattglänzenden Stahl und dem handgefertigten Holzgriff war es eine Waffe, mit der man sich überall Respekt verschaffen konnte.
    Die 20-jährige Linda Salcedo lag bereits im Bett und konnte das Summen der Sprechanlage unter der Decke zunächst kaum wahrnehmen. Sie wartete einen Moment, sie wollte sicher sein, dass sie nicht geträumt hatte. Dass die Curtlees um diese Zeit noch einen Wunsch hatten, war ungewöhnlich. Ihre Aufgabe, das Haus sau ber zu halten, nahm den ganzen Tag in Anspruch, und wenn sie nach dem Abendessen beim Aufräumen geholfen hatte, gehörte der Rest des Abends eigentlich ihr. Aber sollte jemand einen Wunsch äußern – Toilettenpapier bringen, Haare im Abfluss entfernen, eine kaputte Glühbirne wechseln –, stand sie jederzeit zur Verfügung.
    Und tatsächlich: Die Sprechanlage summte noch einmal.
    Seufzend stieg sie aus dem Bett, lief barfuß zur Tür und drückte den Antwort-Knopf. »Si?«
    »Linda, Ro hier. Tut mir leid, dass ich dich noch so spät störe.«
    »Das stört nicht.« Um Mitternacht sitze ich hier immer dumm rum und hoffe inständig, dass noch jemand anruft.
    »Gut. Ich war gerade in der Dusche und hab die Shampooflasche so blöd umgestoßen, dass nun der ganze Fußboden voll ist. Könntest du vielleicht schnell hochkommen und es sauber machen? Ich möchte nicht mitten in der Nacht ausrutschen und mir die Beine brechen.«
    »Okay«, sagte sie, konnte sich ein frustriertes Stöhnen aber nicht verkneifen. Du hast also das Shampoo umgestoßen – und kommst nicht auf den Gedanken, es selber aufzuwischen? Herr im Himmel! »In zwei Minuten, si ?«
    »Si« , sagte er. »Zwei Minuten sind super, selbst drei. Lass dir ruhig Zeit.«
    »Gracias.«
    »De Nada.«
    Sie hatte in ihrem Nachthemd geschlafen und überlegte, ob sie wieder in ihre Dienstmädchenkluft schlüpfen sollte, aber das schien dann doch etwas übertrieben angesichts der Tatsache, dass sie nur hochgehen und etwas aufwischen musste, was vermutlich nicht länger als eine Minute in Anspruch nehmen würde. Also entschied sie sich, ihren Morgenmantel überzustreifen und in die Hausschuhe zu steigen. In fünf Minuten würde sie wieder im Bett liegen.
    Niemand im Haus schien mehr wach zu sein, aber die Flure waren durch kleine Nachtlichter erleuchtet. Sie stieg die drei Stockwerke hoch und ging nach links bis zum Ende des Flurs. Vorsichtig klopfte sie an der Tür.
    »Komm rein.«
    Als sie die Tür öffnete, war sie überrascht, dass Ro bereits alle Lampen ausgeschaltet hatte. Wahrscheinlich hatte er sich schon zum Schlafen gelegt. Zu Besprechen gab es eigentlich auch nichts – er hatte ihr ja schon gesagt, was sie zu tun hatte.
    »Würdest du bitte die Tür hinter dir schließen?«, hörte sie ihn aus der Ecke des Zimmers, wo sich das Bett befand.
    Sie tat, wie ihr befohlen, und stand plötzlich in völliger Dunkelheit. Sie rührte sich nicht vom Fleck und wartete, dass sich ihre Augen so weit ans Dunkel gewöhnen würden, um den Weg zum Badezimmer zu finden, wo er das Shampoo verschüttet hatte.
    »Du kannst das Licht ruhig anmachen.«
    Wieder gehorchte sie und drehte sich zurück zum Lichtschalter an der Tür. Als sie sich erneut umdrehte, machte sie instinktiv einen Satz zurück, begleitet von einem kleinen Aufschrei. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, ihre Augen waren weit aufgerissen.
    Ro lag nackt auf der Bettdecke, die Erektion unübersehbar. Er zielte mit einer Pistole genau auf ihr Herz. Mit der Hand seines

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