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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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gesteckt, als wäre ihm kalt. Lupes lächelnder Gesichtsausdruck lieferte keinen Hinweis darauf, dass er aus heiterem Himmel zu einem gewaltigen Faustschlag ausholte, der Hector an der Wange traf.
    Die Knie des jungen Mannes streiften den gläsernen Kaffeetisch. Er stürzte und fiel mit seinem Rücken auf den Boden. Bevor er überhaupt zu einer Reaktion fähig war, kniete schon Daniel über ihm, drückte seine Schultern gegen den Boden und schlug ohne Unterlass auf sein Gesicht ein. Nachdem er die auch nur theoretische Möglichkeit einer Gegenwehr gebrochen hatte, sprang er wieder auf seine Füße und trat – noch immer in Rage – zwei, drei, vier Mal gegen Hectors Kopf.
    Bis Lupe endlich einschritt und ihn beim Arm griff. »Daniel! Bastantes!«
    Doch scheinbar unfähig, sich wieder unter Kontrolle zu bringen, trat Daniel mit seinem Stiefel ein weiteres Mal zu, um schließlich – schwer atmend – von seinem Opfer zu lassen. Lupe ging um den Tisch und beugte sich über Hectors leblosen Körper. Er griff in die Hosentasche des Jungen, holte das Geldbündel heraus, strich die Scheine glatt, trat dann aber Murillo selbst noch einmal in die Seite. »Idiota!«
    Er drehte sich zu Jorge und Daniel um und zählte ein paar 100-Dollar-Scheine ab: »… dos, tres, quatro, cinco …« Er gab die ersten 500 an Jorge, dann den selben Betrag an Daniel. Schließlich schaute er zu Hector hinunter, der noch immer leblos am Boden lag. »Ich biete dem kleinen Wichser 2 000 Dollar an, und er sagt mir doch glatt: Nein, das Geld gehört alles ihm.« Er trat einen Schritt zurück, spuckte auf ihn runter und wandte sich dann an Daniel. »Lass diesen Scheißhaufen irgendwo verschwinden.« Und dann: »Jorge, hol uns doch ein paar Flaschen Bier, okay?«
    Farrell brauchte nur zwölf, doch tatsächlich waren es vierzehn Geschworene, die zur Sondersitzung erschienen waren, obwohl die Grand Jury freitags nie tagte. Für die letzten eineinhalb Stunden hatten sie aufmerksam zugehört, sich manchmal auch Notizen gemacht, als Amanda Jenkins die Vorwürfe gegen Ro Curtlee im De tail erläuterte.
    Jenkins war sich bewusst, dass es eng werden würde – trotz der Beweislage in dem früheren Sandoval-Prozess. Sie brauchte zwölf Stimmen für eine Anklage und war sich sicher, zumindest zehn zu haben. Allerdings hatten vier skeptische Jurymitglieder die bisherigen Zeugen mit bohrenden Fragen nach den fehlenden Indizien im Nuñez-Fall gelöchert.
    Einer von ihnen, ein pensionierter Lehrer namens Julian Ross, hatte nach längeren Ausführungen tatsächlich die Frage gestellt, die Amanda befürchtet hatte: Wie konnte es angehen, dass ein zehn Jahre alter Fall nun plötzlich vor einer Grand Jury verhandelt werden musste? Jenkins hatte ihnen versichert, dass der Grund nicht in einer mangelnden Beweislage zu suchen sei, sondern die Verzögerungen auf anderweitige Ursachen zurückgingen, die sie im Detail aber nicht diskutieren dürfe. Ob Kommissar Glitsky – so eine andere Frage – denn nicht irritiert davon sei, dass es im Mordfall Nuñez keine physischen Indizien gebe, die mit Ro Curtlee in Verbindung gebracht werden konnten? Glitsky hatte auf das Motiv verwiesen, darauf, wie die Leiche vorgefunden wurde und die Ähnlichkeiten zwischen den Morden.
    Amanda war am Ende ihrer Ausführungen angekommen.
    Farrell hatte sie gebeten, die Verhandlung kurz zu unterbrechen, bevor sich die Jury – nach der obligatorischen Rechtsmittelbelehrung – zur Beratung zurückziehen würde. Er hatte noch einen Trumpf in der Tasche, den er jetzt zu ziehen gedachte.
    Und da saß Farrell also nun im Zeugenstand. Er war in der Pause gekommen, nachdem Amanda ihn auf ihrem Handy benachrichtigt hatte. Ein paar Gerichtsdiener waren in seiner Begleitung, und sie hatten auf einer Handkarre einen großen Pappkarton hereingebracht und ihn auf den Tisch mit den Beweismaterialien gestellt.
    Um es vorsichtig auszudrücken: Farrells Erscheinen war juristisch äußerst problematisch. Er wusste, dass es in einem politischen Selbstmord enden konnte, aber zumindest ein legales Nachspiel haben würde, dass der Staatsanwalt als Zeuge in seinem eigenen Fall aussagte. Ein ordentliches Gericht würde mit Sicherheit darauf bestehen, dass dem Staatsanwalt unter diesen Umständen der Fall entzogen wird. Es würde möglicherweise den gesamten Fall abweisen und endgültig ad acta legen, weil ihm ein so krasses Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft vorausgegangen war. Vor seinem geistigen Auge sah Farrell

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