Der Angriff
sagen, dass ich es wirklich zu schätzen weiß, was Sie und Ihre Männer leisten.«
»Danke.«
Seit dem Angriff gab es eine Frage, die Warch einfach nicht mehr losließ. Da der Präsident gerade so vertrauenerweckend wirkte, beschloss Warch, die Frage auszusprechen. »Sir, wer war eigentlich dieser Prinz, und wie hat er es geschafft, einen Termin bei Ihnen zu bekommen?«
Hayes hatte in den vergangenen beiden Tagen selbst eingehend über diese Frage nachgedacht. Dabei war ihm immer wieder die Sitzung drei Tage zuvor eingefallen. Bei dieser Gelegenheit hatte er grünes Licht für die Entführung von Fara Harut gegeben, und im Verlauf dieser Sitzung hatte er unter anderem eine Schwarzweißfotografie von Rafik Aziz gesehen. Es war eine alte Aufnahme, aber die Augen waren ihm im Gedächtnis geblieben. Das Gesicht war anders, aber die Augen ließen ihn vermuten, dass es Aziz war.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich halte es für möglich, dass es sich um Rafik Aziz handelt«, antwortete Hayes. »Und wenn er es nicht war, so war es bestimmt einer seiner Leute.«
Warch nickte. »Ich habe Ihnen ja von dem Anruf erzählt, den ich von Irene Kennedy bekommen habe, kurz bevor der Anschlag erfolgte.« Hayes nickte. »Nun, ich habe zwar nie ein Foto von Aziz gesehen, aber der Mann da im Oval Office hatte einen Blick, der mir überhaupt nicht gefallen hat.«
»Ich habe ein Foto von ihm gesehen, aber es war schon ziemlich alt.«
»Sir, ich würde es verstehen, wenn Sie auf diese Fragen nicht antworten wollen«, begann Warch, und Hayes forderte ihn mit einem Kopfnicken auf, weiterzusprechen. »Ich habe da so einen Verdacht, aber ich weiß es natürlich nicht sicher … Was hat dieser Terrorist dem DNC angeboten, damit er dieses Treffen mit Ihnen bekam?«
Hayes überlegte einen Moment lang. Sein politischer Instinkt sagte ihm, dass er auf diese Frage nicht antworten sollte. Doch andererseits war er überzeugt, dass die Dinge meistens nur noch schlimmer wurden, wenn man alles unter den Teppich zu kehren versuchte. Die ganze Angelegenheit würde der Partei ganz sicher Schaden zufügen – aber es war immer noch besser, die Sache offen zu legen und hinter sich zu bringen, als alles über Jahre hinauszuziehen.
Wieder einmal hatte sich gezeigt, welch üble Folgen die Gier haben konnte. Hayes wusste, was jetzt zu tun war, und er wollte das tun, was sein Ehrgefühl ihm eingab. Hinterher wurde man stets von den Beratern gedrängt, kein Wort zu verraten – und Hayes wusste nicht, wie er sich dann verhalten würde. Nein, er wollte die Dinge offen und ehrlich aussprechen – und jetzt bot sich eine gute Gelegenheit dazu. Und so begann Hayes über die Vorfälle zu sprechen und erzählte Warch, was aus seiner Sicht wohl geschehen war.
Aziz grinste von einem Ohr zum anderen, als er zusah, wie die Polit-Experten jedes Wort seiner Ansprache an das amerikanische Volk analysierten. Er hatte wieder seinen Kampfanzug angezogen und saß im Besprechungszimmer des Weißen Hauses, wo er die verschiedenen Programme auf sechs Fernsehgeräten verfolgte.
Die Analyse fiel genauso aus, wie er es erwartet hatte. Während die Vertreter von FBI und Armee sich für eine harte Linie aussprachen, traten Politiker, Journalisten und Angehörige von Glaubensgemeinschaften mehrheitlich für eine friedliche Lösung des Konfliktes ein. Besonders gefallen hatte ihm der Kommentar eines Baptistenpredigers, der die große religiöse Toleranz von Mr. Aziz lobte.
Aziz war sich absolut sicher, dass die USA seine jüngste Forderung erfüllen würden – und er würde als großer Triumphator in seine Heimat zurückkehren können. Er dachte an den Moment, in dem sich die Tür zum Bunker öffnen würde und er dem geschlagenen Präsidenten gegenüberstand. Er konnte es kaum noch erwarten, ihm die Pistole an die Schläfe zu setzen und ihn weinen zu sehen.
Zuerst würde er Hayes glauben lassen, dass sein Leben zu Ende war, und ihm dann einen kleinen Hoffnungsschimmer geben. Schließlich würde er ihm sagen, dass es einen friedlichen Weg aus der Krise gäbe. Dann würde er wieder in den Anzug schlüpfen und zusammen mit Präsident Hayes im Fernsehen auftreten.
All die Vertreter von Armee und Secret Service, die felsenfest davon überzeugt waren, dass der Präsident in seinem Bunker in Sicherheit war, würden eine bittere Enttäuschung erleben. Dadurch würden sie ganz von den Politikern in den Hintergrund gedrängt werden, die sich allein die Befreiung des
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