Der Angriff
Präsidenten und der Geiseln an ihre Fahnen heften konnten.
Aziz genoss es über die Maßen, dass alles so wunderbar verlief, als plötzlich ein Bild auf einem der Fernsehgeräte seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf NBC erschien das Gesicht eines Mannes, bei dem es sich ohne jeden Zweifel um Scheich Fara Harut handelte. Mit geweiteten Augen lauschte Aziz dem Bericht, wonach es in der UNO Proteste seitens des Iran gäbe, weil ein islamischer Geistlicher entführt worden sei. Im nächsten Augenblick tauchte eine Frau auf dem Bildschirm auf.
Aziz hörte, wie der Moderator sagte: »Wir haben heute Sheila Dunn von der Washington Post bei uns. Sheila, Sie haben einen Artikel geschrieben, der heute Morgen auf der Titelseite Ihrer Zeitung erschienen ist. Können Sie uns kurz erläutern, worum es darin geht?«
»Ja«, sagte Sheila Dunn und blickte mit ernster Miene in die Kamera. »Ich habe aus regierungsnahen Kreisen erfahren, dass die CIA den Secret Service gewarnt hat, dass das Weiße Haus Ziel eines Terroranschlags sei. Wie es scheint, kam die Warnung kurz vor dem Anschlag.«
»Inwieweit hat das mit Scheich Harut und dem Iran zu tun?«, fragte der Moderator interessiert.
»Nun, der Iran hat sich an die UNO gewandt, weil angeblich ein ausländischer Kommandotrupp drei Tage zuvor in der iranischen Stadt Bandar Abbas einen Einsatz durchgeführt haben soll, bei dem Dutzende Menschen getötet und Scheich Fara Harut entführt worden sei. Scheich Harut ist der geistliche Führer der Hizbollah, und er steht Rafik Aziz sehr nahe. Also kann man annehmen, dass die CIA ihr Wissen über den bevorstehenden Anschlag von Scheich Harut hat.«
»Weiß man etwas über eine mögliche Verstrickung der CIA in den Einsatz im Iran?«
»Nein«, sagte Dunn kopfschüttelnd. »Sowohl das Pentagon als auch die Central Intelligence Agency verweigern jeden Kommentar zu der Sache.«
Aziz schaltete die Fernsehgeräte aus. Er würde es ihnen heimzahlen. Ganz gewiss standen die Amerikaner hinter dem Einsatz im Iran – und dafür würde jemand sterben müssen. Aziz stand abrupt auf und ging zur Tür.
Ein speziell ausgerüsteter Black-Hawk-Hubschrauber der US Army brachte Irene Kennedy, Stansfield, General Flood und General Campbell vom Pentagon nach Langley. Als sie in der Zentrale im sechsten Stock ankamen, blickten sie schweigend zu den Monitoren auf. Einer der Wachoffiziere hatte Irene Kennedy angerufen und ihr mitgeteilt, was vor sich ging. Sie war im Grunde gar nicht überrascht.
Etwas anders verhielt sich die Sache mit General Flood und General Campbell. Die beiden Männer waren es gewohnt, dass man ihre Befehle ohne zu fragen ausführte, und in diesem Fall hätte sich Campbell gar nicht deutlicher ausdrücken können. Er hatte Mitch Rapp unmissverständlich gesagt, dass er seinen Posten bis auf weiteres nicht verlassen solle.
Nun waren aber außer der Kamera im Schlafzimmer des Präsidenten und der von Lt. Commander Harris’ provisorischem Befehlsstand offensichtlich noch vier andere Kameras aktiv, deren Bilder auf vier Monitoren zu sehen waren. Diese Kameras hatten nicht von allein zu arbeiten begonnen – und nachdem Mitch Rapp der Einzige war, der für ihre Installierung in Frage kam, war es offensichtlich, dass er General Campbells Befehl missachtet hatte.
Irene Kennedy wandte sich einem der Wachoffiziere zu. »Haben Sie versucht, ihn zu erreichen?«, fragte sie.
»Mehrmals.«
»Und?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte, bevor der Mann den Kopf schüttelte.
Direktor Stansfield trat näher an die Monitore heran. Zwei davon zeigten Treppen, auf den beiden anderen waren die breiten Flure im ersten und zweiten Stock zu sehen. Wenig später erschien auf einem fünften Monitor eine Treppe, die Stansfield nicht kannte. Die anwesenden Techniker begannen fieberhaft nachzuforschen und zu diskutieren, und nach ungefähr zwanzig Sekunden verkündete einer von ihnen, dass die Treppe vom zweiten Stock zum Dach führte.
Stansfield drehte sich um und sah, dass die beiden Generäle in ein lebhaftes Gespräch vertieft waren. Er überlegte rasch, wie man diese Situation am besten bereinigen konnte und ging, als er eine Lösung gefunden hatte, zu den beiden Männern hinauf. Er legte General Flood eine Hand auf die Schulter und sagte: »Gehen wir in mein Büro, da können wir reden.«
Stansfield gab Irene Kennedy mit einem Blick zu verstehen, dass sie mitkommen solle. Als sie das Büro erreichten, trat das ein, was Stansfield
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