Der Angriff
konnte, dass sie ihre Geschichte für sich behielt. Sie würde auf die eine oder andere Weise darüber sprechen bzw. schreiben, doch sie war nun wenigstens bereit, bestimmte Bedingungen zu akzeptieren. Aus der Ecke machte sich das Funkgerät mit einem wiederholten Piepton bemerkbar. Rapp beugte sich hinunter und meldete sich.
»Mitchell, hier spricht Thomas. Haben Sie schon eine Idee, wie Sie unser aktuelles Problem lösen könnten?«
Rapp war ein wenig überrascht, dass Stansfield ihn mit dem Vornamen ansprach. »Könnte sein. Milt meint, dass er möglicherweise eine Lösung gefunden hat, aber es ist nicht ganz einfach, den Plan umzusetzen.«
Es dauerte einige Augenblicke, bis Stansfield antwortete. »Mitchell«, sagte er schließlich, »Sie haben in den vergangenen zehn Jahren so manches Opfer gebracht, und dafür bin ich Ihnen wirklich dankbar.« Stansfield hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Ich möchte Sie jetzt ersuchen, dass Sie etwas ganz Bestimmtes tun – und ich will nicht, dass Sie mit irgendjemandem darüber reden. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Als Erstes müssen wir herausfinden, ob Präsident Hayes in seinem Bunker in Sicherheit ist. Zweitens müssen wir den Funkkontakt zu ihm wiederherstellen. Funk und Telefongespräche werden ja, wie Sie wissen, mit Störfunk überlagert. Sie müssen den Störsender finden und außer Gefecht setzen, damit ich direkt mit dem Präsidenten sprechen kann.«
»Nach welchen Richtlinien soll ich vorgehen?«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie es unauffällig machen könnten, aber wenn es nicht anders geht, dürfen Sie alle Mittel einsetzen, die Sie für angebracht halten. Sorgen Sie nur dafür, dass wir mit dem Präsidenten sprechen können.«
Rapp war überaus zufrieden, dass er endlich freie Hand hatte, um so vorzugehen, wie er es für richtig hielt. Plötzlich kam ihm zu Bewusstsein, was Stansfield zuvor von ihm verlangt hatte – nämlich dass er mit niemandem über diese Sache sprach. »Weiß sonst noch jemand davon?«, fragte er etwas misstrauisch.
»Nein, nur Sie und ich.«
Rapp schloss die Augen. Das war ziemlich ungewöhnlich. »Was ist mit Irene?«
»Nein, nur wir beide.«
»Das heißt, ich arbeite im Moment ohne Netz.«
»Ich fürchte ja.« Stansfield gefiel das gar nicht, doch es gab nun einmal keine andere Möglichkeit.
Rapp nickte, während er darüber nachdachte, was es bedeutete, dass er ohne jegliche Unterstützung agieren musste. Was soll’s, dachte er, du bist es doch gewohnt, allein zu arbeiten.
»Ich kümmere mich darum, Sir«, sagte er schließlich, »aber sorgen Sie dafür, dass die Kavallerie bereit ist. Hier drin könnte es bald ziemlich ungemütlich werden.«
»Das mache ich, Mitchell, und seien Sie bitte vor sichtig.«
»Bin ich doch immer«, erwiderte Rapp und beendete das Gespräch.
Da draußen stimmt wohl so einiges nicht, dachte er und überlegte, was wohl die Ursache für Stansfields ungewöhnliche Maßnahme sein mochte. Schließlich gab er es auf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen; er hatte ohnehin genug, an das er denken musste.
Rapp zeigte auf die Pläne und sagte, zu Adams gewandt: »Wir müssen irgendwie herausbekommen, was da unten im Keller vor sich geht.«
39
Seit Stansfields Anweisung war eine knappe halbe Stunde vergangen, und Rapp suchte zusammen mit Adams immer noch nach einer Lösung. Sie waren zwar schon auf einige Möglichkeiten gestoßen, die jedoch allesamt nicht sehr verlockend schienen. Schließlich kam Rapp zu der ursprünglichen Variante zurück – dem direkten Weg zum Ziel. Auf diese Weise ließ sich die Aufgabe zwar am schnellsten lösen – jedoch um den Preis, dass das Leben der Geiseln in Gefahr geriet. Nachdem sich Rapp die letzten beiden Tage gefühlt hatte, als wäre er in einem Käfig gefangen, war die Versuchung nun groß, einfach in den Keller hinunterzugehen, zuerst den Wächter und dann Yassin zu erschießen und den Störsender außer Gefecht zu setzen. Wenn ihm keine andere Lösung einfiel, dann würde er es auch genau so machen – doch es musste noch einen anderen Weg geben, sonst würde das Ganze in einem Blutbad enden.
Möglicherweise war genau das ohnehin nicht zu vermeiden. Aziz hatte wahrscheinlich jede Menge Sprengstoff mitgebracht – und er würde letztlich nicht zögern, ihn auch einzusetzen. Warum musste man überhaupt den Einsatz einer Anti-Terror-Einheit riskieren? Sollte der Idiot sich doch selbst in die Luft jagen und das Ganze
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