Der Angriff
Schulter.« Rapp sah zufrieden, dass ihre Augen weit geöffnet waren – ein Zeichen, dass sie mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache war. »Sie lassen Ihre Hand auf seiner Schulter liegen und schauen auf seinen Hinterkopf. Wenn er schneller geht, tun Sie das auch, wenn er langsamer wird, dann gehen Sie auch langsamer, und wenn er sich bückt, dann machen Sie es genauso. Kommt es dazu, dass ich schießen muss, dann will ich mir keine Sorgen machen, dass Sie vielleicht nach vorne in meine Schusslinie hineinlaufen könnten.«
Anna bekam nun doch ihre Zweifel, ob das, was sie vorhatten, sehr klug war. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter, was nur zum Teil daran lag, dass es hier im Keller kühler war als oben.
»Sind Sie aufgeregt?«, fragte Rapp.
Anna nickte mit weit geöffneten Augen.
»Gut«, sagte er lächelnd. »Das ist nämlich ganz normal.« Er nahm ihre rechte Hand und legte sie auf Adams’ Schulter. »Folgen Sie einfach Milt, dann wird es schon klappen.«
Rapp öffnete die Tür einen Spalt und spähte in den Gang hinaus. Es war niemand zu sehen, und so öffnete er die Tür etwas weiter und blickte auch in die andere Richtung. Schließlich machte er die Tür ganz auf und trat in den Gang hinaus. Mit der MP im Anschlag sah er sich erneut in beiden Richtungen um, ehe er Adams und Anna Rielly das Signal gab, ihm zu folgen.
Adams kam mit eingezogenem Kopf heraus, so als könnten ihm jeden Augenblick die Kugeln um die Ohren pfeifen. Anna nahm genau die gleiche Haltung ein und folgte ihm auf Zehenspitzen. Rapp schloss die Tür hinter ihnen und folgte den beiden. Nach wenigen Sekunden stand Adams vor einer weiteren Tür und steckte seinen S-Schlüssel mit leicht zitternden Händen ins Schloss. Er riss die Tür auf, worauf Rapp die beiden in den Raum schob, in dem Geschirr verschiedenster Art für festliche Anlässe aufbewahrt wurde. Rapp schob einige der grauen Kunststoffbehälter auf Rädern zur Seite, um zu der Wand zu gelangen, an der sich der Schacht befand. In einer der Wände befand sich eine zweite Tür. »Dahinter müsste die Treppe sein, die dorthin führt, wo es interessant wird, nicht wahr?«, fragte Rapp.
»Ja«, antwortete Adams.
»Gut. Die werden wir vielleicht noch mal brauchen.« Rapp schob noch einen Behälter beiseite und sah ganz unten die Abdeckung des Schachts, der etwa einen halben Meter breit zu sein schien. Adams ließ sich auf ein Knie nieder und holte mit einem kleinen Bohrschrauber rasch die beiden Schrauben heraus. Dann nahm er den Deckel ab, schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete in die senkrechte Röhre, die in die unteren Geschosse führte.
Adams wandte sich Rapp zu, der neben ihm kniete.
»Er ist genau da, wo ich es mir gedacht habe. Nach drei Metern geradeaus geht es hinunter bis ins dritte Kellergeschoss.«
Rapp sah auf die Uhr und sagte, zu Anna gewandt: »Wenn Sie sich’s doch noch anders überlegen möchten, dann ist jetzt die letzte Gelegenheit dazu.«
Anna zwang sich zu einem Lächeln und blickte in die kleine Öffnung, neben der Adams lag. »Ich bin bereit.«
Rapp sah sie an und fragte sich, aus welchem Motiv heraus sie es wohl tat. Wie sie so vor ihm stand in dem etwas zu großen Sweater hatte sie so gar nichts Heldenhaftes an sich. Eines musste er ihr jedoch lassen – sie war wirklich eine tapfere Frau. Sie hatte einiges durchzustehen gehabt, wäre beinahe vergewaltigt worden und war dennoch bereit, sich wieder in die Höhle des Löwen zu begeben.
Rapp nickte ihr anerkennend zu. Dann nahm er seine Gürteltasche ab und holte ein Kletterseil und eine der Überwachungskameras hervor. »Legen Sie sich hier bei der Öffnung auf den Boden, dann binden wir Ihnen das Seil um die Knöchel.« Rapp schnitt ein gut einen Meter langes Stück von dem Seil ab und befestigte es an Annas Knöcheln. Dann band er das lange Seil in der Mitte des kurzen Stücks fest. Dadurch würde Anna einen gewissen Bewegungsspielraum für die Füße haben.
»Noch irgendwelche Fragen, bevor es losgeht?«, wandte er sich an Anna.
Sie blickte zu ihm auf. »Ja, wie soll ich euch signalisieren, dass ihr mich hochziehen sollt?«
Rapp runzelte die Stirn. »Gute Frage. Wie wär’s, wenn Sie dreimal am Seil ziehen?«
»Wie denn?«, fragte Anna und blickte in den engen Schacht hinein. »Ich habe da drin wahrscheinlich nicht genug Platz dafür.«
»Ja, da haben Sie wohl Recht«, sagte Rapp und wandte sich Adams zu. »Irgendeine Idee?«, fragte er.
Adams überlegte einige Sekunden. »Ja,
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