Der Angriff
die Meldung kam, dass Whiskey Four in Schwierigkeiten war. Er lauschte aufmerksam und verfolgte gleichzeitig das Geschehen auf dem kleinen Monitor. Der Terrorist saß mit dem Rücken zur Tür. Sein AK-74 hatte er in Griffweite neben sich stehen.
Nach einigen Sekunden der Anspannung kam schließlich die Meldung, dass Whiskey Four okay war und dass das Team ins Haus vordrang. Rapp verspürte eine gewisse Erleichterung, doch dann sah er plötzlich auf seinem Monitor, wie sich der Tango auf seinem Sessel vorbeugte. Offensichtlich hatte er auf einem seiner Monitore irgendetwas entdeckt. Als der Terrorist die linke Hand ausstreckte, sah Rapp vor ihm auf der Konsole etwas, das wie ein Funkgerät aussah.
»Los!«, stieß Rapp ohne zu zögern hervor.
Anna Rielly drehte erst den Schlüssel, dann den Türknauf und drückte rasch die Tür auf. Im nächsten Augenblick schlüpfte Rapp mit der MP-10 im Anschlag durch die offene Tür. Im Fadenkreuz hatte er den Kopf des Terroristen, der nun das Funkgerät an die Lippen hob. Er hatte bereits das Wort Rafik ausgesprochen und war im Begriff, eine Nachricht durchzugeben. Rapp zog den Abzug durch und hielt ihn eine Sekunde lang gedrückt. Ein Feuerstoß ratterte aus dem schallgedämpften Lauf und traf den Tango in den Hinterkopf. Die Geschosse durchschlugen den Schädel des Mannes, der nach vorne geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen die Konsole prallte, während sein Funkgerät zu Boden fiel.
Rapp eilte rasch zu dem Funkgerät hinüber. »Ich brauche Hilfe«, flüsterte er in sein Mikrofon. »Schickt das Whiskey-Team so schnell wie möglich her.« Die MP auf die offene Tür gerichtet, griff er nach dem Funkgerät und hielt es an sein Ohr. Die Stimme, die er hörte, verursachte ihm eine Gänsehaut. Es war Aziz.
Nun galt es, eine rasche Entscheidung zu treffen. »Zentrale«, sprach er in sein Mikrofon, »es kann sein, dass ihr gleich die Störsender einschalten müsst. Ich melde mich, wenn es soweit ist.« Rapp überlegte fieberhaft, wie er weiter vorgehen sollte. Nach einigen Augenblicken hob er das Funkgerät des Terroristen an die Lippen und hoffte, dass es funktionieren würde, wenn er eine Meldung in Arabisch durchgab. »Alles in Ordnung. Es war nichts.«
Es folgte ein Moment der Stille, bevor Aziz schließlich fragte: »Wer spricht da?«
Rapp zögerte nur einen kurzen Moment. »Zentrale«, sagte er in sein Mikrofon, »Störsender einschalten! Breites Spektrum! Volle Leistung!«
52
Aziz blickte kurz zur Tür hinüber, die zum Bunker des Präsidenten führte. Dann sprach er zum dritten Mal in sein Funkgerät und hielt es sich ans Ohr. Es kam nichts mehr. Ohne dass Aziz ihn auffordern musste, versuchte es Bengazi mit seinem Funkgerät. Das Ergebnis war das gleiche. Gelassen überprüfte Aziz den Pager an seiner Hüfte und sah schließlich Bengazi an.
»Geh mit Ragib los und kontrolliere die Treppe. Und versuche den Funkkontakt wiederherzustellen.« Dann wandte er sich Yassin zu, der einen langen Stift in eines der Löcher steckte, die er gebohrt hatte. »Mach weiter«, sagte er zu dem dicken kleinen Mann.
Aziz folgte seinen Männern den Gang entlang. Als sie zur Treppe kamen, wartete er unten, während Bengazi und Ragib die Treppe hinaufstiegen. Aziz versuchte es erneut mit seinem Funkgerät – doch es funktionierte immer noch nicht. Nun wurde er doch etwas nervös. Wenn die Funkgeräte ausfielen, war das eine Sache – etwas ganz anderes war es jedoch, wenn die Amerikaner Störsender einsetzten und auch die Frequenzen seiner digitalen Pager damit zudeckten; in diesem Fall würde nämlich der Countdown der Bomben beginnen, und er würde nicht verhindern können, dass sie allesamt losgingen. Er hatte jedenfalls nicht mehr viel Zeit, um sich zu überlegen, was er tun sollte.
Rapp stand an der Tür zur Horsepower-Zentrale und blickte den Gang hinunter. Er rechnete damit, dass jeden Augenblick einer der Terroristen um die Ecke kam. Anna Rielly war in das Zimmer getreten und starrte den toten Terroristen an.
»Anna, komm schnell«, forderte Rapp sie auf, »und bleib dicht hinter mir.« Er blickte erneut den Gang hinunter. »Whiskey Four«, sagte er angespannt, »wo zum Teufel bleibt ihr so lange?«
»Wir sind noch im Tunnel, aber wir sind gleich bei dir.«
»Beeilt euch.«
Commander Harris, der die Führung des Teams innehatte, überholte den etwas erschöpften Milt Adams, der sie in Empfang genommen hatte, und sprintete die Treppe hinauf.
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