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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ausschalten würde. Sollte es ihm jedoch nicht gelingen, so konnte er sich darauf verlassen, dass Berg die Sache zu Ende führte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Kerl verfehlten, war nahezu null.
    Das Einzige, was ihn ein wenig nervös hatte werden lassen, war das Wetter. Wind und Regen hatten bisweilen ein Wörtchen dabei mitzureden, wie der Flug eines Projektils genau verlief. Sie stellten Faktoren dar, die man nie völlig unter Kontrolle bekommen konnte – und das war etwas, das ihn verrückt machte. Der Wind war in den letzten Stunden immer stärker geworden, doch vor wenigen Minuten war er – so als wäre es ein Geschenk von oben – plötzlich abgeflaut. Wicker wusste jedoch, dass die Windstille nur vorübergehend war. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Aus dem Osten zogen dunkle Wolken herauf, die der Ruhe ein baldiges Ende bereiten würden.
    Wicker hatte über Funk den Gesprächen von Harris und seinen Männern gelauscht und war erleichtert, dass es endlich losging. Er würde seinen Beitrag zum Gelingen der Operation leisten. Nur Wicker konnte mithören, was Harris und seine Männer sprachen. Es erzeugte nur unnötige Verwirrung, wenn zu viele über Funk miteinander verbunden waren. Berg hatte die Anweisung, seinen Schuss abzugeben, nachdem Wicker den seinen abgefeuert hatte. Es würden keine Kommandos und keine Signale erfolgen; nichts, was den Schützen in seiner Konzentration hätte stören können. Berg würde feuern, wenn er bereit dazu war.
    Wicker konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe. Sein Körper bildete eine Einheit mit der mächtigen Waffe, während er stets den Kopf des Terroristen im Fadenkreuz behielt. Was Wicker in wenigen Minuten tun würde, bereitete ihm keine Gewissensbisse. Der Mann, den er töten sollte, hatte sich selbst in diese Lage gebracht, und er hatte die Fähigkeiten seines Gegners unterschätzt. Ahnungslos saß er hinter der kugelsicheren Glaswand und wähnte sich in Sicherheit.
     
     
    In einer Höhe von tausend Fuß zog Mick Reavers die Reißleine seines Fallschirms, und sein freier Fall wurde rasch gebremst. Er blickte nach oben, um sich zu vergewissern, dass sich der Schirm geöffnet hatte, dann manövrierte er sich in die richtige Position, um auf dem Dach des Weißen Hauses landen zu können. Reavers blickte sich nicht nach seinen drei Kameraden um; seine Aufgabe war es, den anderen die Richtung vorzugeben.
    Nachdem Harris ebenfalls seinen Schirm geöffnet hatte, blickte er zu dem hohen Turm des Old Post Office hinüber. »Slick, hier Whiskey Four!«, rief er in sein Mikrofon. »Kannst du mich hören? Over.«
    »Ich höre dich, Whiskey Four.«
    »Wir kommen runter.«
    »Gib mir einfach das Bingo-Signal, wenn es soweit ist.«
    Während Harris sich nach unten tragen ließ, spürte er einen plötzlichen Windstoß und gleich darauf einen Regentropfen auf der Wange. Er blickte nach Osten und sah eine Regenwand, die kaum mehr als einen Kilometer entfernt zu sein schien. Harris sah nach unten und versuchte abzuschätzen, wie weit Reavers noch vom Landepunkt entfernt war. Er blickte auf seinen Höhenmesser und dann wieder zu Reavers, der in der Dunkelheit zum Dach des Weißen Hauses hinunterschwebte.
    Harris wartete bis zum letztmöglichen Augenblick und sagte dann: »Bingo, Slick. Ich wiederhole, Bingo!«
    Wicker hörte den Funkspruch und begann langsam und gleichmäßig durchzuatmen. Er hatte seinen Herzschlag bereits auf unter vierzig Schläge in der Minute gesenkt und war völlig ruhig. Durch das Zielfernrohr sah er den Kopf des Terroristen im Profil vor sich; er zielte genau auf einen Punkt oberhalb des Ohres und drückte ab.
    Während Wicker noch den Rückstoß der großen Waffe spürte, hörte er schon den Knall von Bergs Gewehr. Als Wicker erneut durch das Zielfernrohr blickte, war da kein Ziel mehr, das er hätte treffen können. Nichts war zu sehen als ein faustgroßes Loch in dem kugelsicheren Glas.
    Unterdessen stürzte Reavers auf das Dach des Weißen Hauses herab; er hatte gespürt, dass der Wind immer heftiger wurde und ließ sich als Reaktion darauf zehn Meter wie ein Stein herabfallen, um sich dann im letzten Moment abzufangen. Als er mit den Füßen auf dem Dach aufsetzte, trennte er die Fallschirmkappe rasch vom Gurtzeug, um sie in dem heftigen Wind zu bändigen und zusammenzurollen. Er warf den Schirm beiseite, griff nach seiner Maschinenpistole und meldete über Funk: »Whiskey One ist unten.«
    Als Reavers die Wachkabine erreichte,

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