Der Angriff
Flurs blickte, verspürte er ein inneres Hochgefühl und gleichzeitig eine verstärkte Anspannung. Von seinem Studium der Pläne des Weißen Hauses wusste er, dass die Tür vor ihm eine der vier Türen war, die zum Oval Office führten. Sie war offen, und er konnte von seiner Position aus deutlich den blauen Teppich und die Möbel vor dem Kamin sehen. Er war seinem Ziel so nahe.
Neben der Tür stand ein großer, kräftiger, sehr ernst dreinblickender Secret-Service-Agent. Aziz sah dem Mann kurz in die Augen und blickte gleich wieder zur Seite. Bevor er sich wieder Piper zuwandte, fiel ihm auf, dass der Mann Linkshänder war. Die Wölbung an seiner linken Hüfte wurde durch die Standardwaffe des Secret Service, eine SIG-Sauer, verursacht.
Piper trat zu Aziz in die Tür und fragte: »Sind Sie bereit, den Präsidenten zu treffen?«
Aziz nickte und spürte, wie seine Knie plötzlich weich wurden und das Adrenalin durch seine Adern zu strömen begann. Er trat auf den Flur hinaus und fragte sich für einen Sekundenbruchteil, ob das Ganze vielleicht eine Falle wäre und ob sie vielleicht längst wussten, wem sie hier Einlass gewährten. Doch bevor er sich weitere Sorgen machen konnte, standen sie auch schon vor der Tür, und Piper klopfte an.
Piper trat als Erster ein, Aziz folgte ihm. Der Vorsitzende des DNC blieb abrupt stehen und blickte zum Präsidenten hinüber, der gerade telefonierte.
Präsident Hayes legte eine Hand auf die Sprechmuschel und sagte: »Nehmen Sie ruhig Platz. Ich bin gleich bei Ihnen.«
Aziz stand da und fühlte sich völlig unentschlossen. Er schluckte, um die plötzliche Trockenheit aus seiner Kehle zu vertreiben, und blickte zu Piper hinüber, der ihm irgendetwas zuflüsterte. Langsam wandte Aziz seine Aufmerksamkeit vom Präsidenten ab.
Piper zeigte auf eine der Couches am Kamin und flüsterte: »Setzen wir uns da drüben hin. Er hat gleich Zeit für uns.«
Aziz folgte Piper zu der Couch und wog seine Chancen ab. Wie wäre es, wenn er sich gleich auf den Präsidenten stürzte. Die Tür, durch die sie gekommen waren, stand immer noch offen, und er wusste, dass draußen vor zwei der drei übrigen Türen je zwei Agenten postiert waren. Vermutlich gab es auch irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen am und um den Schreibtisch des Präsidenten. Nachdem er nur mit einem kleinen Messer bewaffnet war, hätte er riskiert, die Wachen durch einen sofortigen Angriff auf sich aufmerksam zu machen. Oder sollte er warten, bis der Präsident in Reichweite war? Er war seinem Ziel so unglaublich nah. Aziz schätzte, dass er die sechs Meter bis zum Schreibtisch in höchstens zwei Sekunden zurücklegen konnte. Die Agenten würden fast genauso lang brauchen, um ihre Waffen zu ziehen. Denk scharf nach, sagte er sich, während ihm die Schweißperlen auf die Stirn traten.
Piper ließ sich auf der Couch nieder und zeigte auf den Platz neben ihm. Aziz nickte und ging an Piper vorbei. Es war jetzt Zeit, sich zu setzen oder etwas zu unternehmen. Aziz blickte zum Präsidenten hinüber, der sich soeben in seinem Stuhl gedreht hatte und ihnen nun den Rücken zukehrte. Hayes sah aus dem Fenster, während er telefonierte. Nur sein Kopf ragte über die Lehne seines Stuhls hinaus. In diesem Augenblick entschloss sich Aziz, zu handeln.
Er vergewisserte sich, dass das Messer unter dem Gürtel steckte und hob die linke Hand an die Brust. Dann sah er auf seine Uhr, die einen Knopf aufwies, mit dem er den Männern im Lieferwagen das entscheidende Signal geben würde. Jetzt stand er kurz davor, Geschichte zu schreiben und für die gesamte islamische Welt in Aktion zu treten. Piper sagte irgendetwas hinter ihm, doch Aziz hörte ihn gar nicht mehr.
Langsam griff er mit der rechten Hand an die Uhr und blickte hinunter, um sicherzugehen, dass er den richtigen Knopf drückte. Sein Herz schlug so heftig, dass das Blut in seinen Schläfen pochte. Der Schweiß glänzte auf seiner Haut, und seine Hände waren so feucht, dass er das Drücken des Knopfes noch einmal aufschob, um sich den Schweiß von den Handflächen zu wischen. Nachdem er beide Hände an seiner Hose abgewischt hatte, schickte er sich erneut an, das Signal zu geben.
Sein rechter Zeigefinger war schon bereit, als Aziz eine plötzliche Bewegung wahrnahm und alles abbrach. Er blickte auf. Aus der Tür rechts vom Schreibtisch kam eine Frau in leuchtend gelber Bluse herein und legte einen Stapel Papiere auf den Tisch.
Aziz atmete tief durch. Piper sagte erneut irgendetwas, und
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