Der Angriff
räusperte sich. »Wir wissen nur von einem Anschlag. Wir bemühen uns aber, mehr herauszufinden.«
Warch erhob sich von seinem Stuhl. »Was?«, fragte er ungläubig. »Ein Anschlag! Das ist doch nicht möglich. Man bräuchte einen Panzer, um zum Weißen Haus vorzudringen.«
»Jack, ich habe keine Ahnung, wie die Sache geplant ist«, sagte Irene Kennedy beschwichtigend, »und es tut mir Leid, dass ich Ihnen im Moment nicht mehr sagen kann. Aber Tatsache ist, dass wir die Sache sehr ernst nehmen. Aus verständlichen Gründen hat mich Direktor Stansfield beauftragt, zuerst Sie anzurufen. Wir schlagen vor, dass Sie die Sicherheitsvorkehrungen verstärken, ohne dass die Presse Wind davon bekommt. Sobald wir mehr wissen, melden wir uns wieder.«
»Heute«, sagte Warch fassungslos. »Sie meinen wirklich, dass der Anschlag für heute geplant ist?«
»Ja.«
Warch blickte auf die Uhr. Es war fast neun Uhr vormittags. »Ich muss los.« Er griff nach seinem Handy. »Wenn Sie etwas Neues erfahren, rufen Sie mich am Handy an.« Er gab ihr die Nummer und legte auf. Warch, der mehr als jeder andere im Secret Service für das Leben des Präsidenten verantwortlich war, nahm jede Warnung – und mochte sie noch so unbedeutend erscheinen – absolut ernst. Und es gab wohl kaum etwas, das man ernster nehmen musste als eine Warnung von der Leiterin der Abteilung für Terrorbekämpfung in der CIA. Er verließ rasch sein Büro und ging in Gedanken seine Möglichkeiten durch, während er den Gang entlangeilte.
Als er sich dem Ausgang näherte, dachte er über die Frage nach, um was für einen Anschlag es sich handeln könnte. Beim Secret Service war man für Angriffe verschiedener Art auf den Präsidenten vorbereitet. Es wurden viele Millionen Dollar ausgegeben, um die Leute einmal im Monat im Ausbildungszentrum in Beltsville, Maryland, zu schulen. Dabei wurden alle möglichen Szenarien geübt – vom Angriff auf die Wagenkolonne des Präsidenten bis hin zu Evakuierungen verschiedenster Art. Warch überlegte, ob es sich um eine Lastwagenbombe handeln könnte. Doch die Barrieren machten es für jeden Lastwagen unmöglich, zum Weißen Haus zu gelangen. Es würde vielleicht jede Menge Glas zu Bruch gehen, aber dem Präsidenten würde sicher nichts geschehen. Vielleicht ein Flugzeug, überlegte Warch. Ein Angriff mit einem Flugzeug, das mit Sprengstoff vollgepackt war, bildete bestimmt die größtmögliche Bedrohung für den Präsidenten.
Als Warch auf den West Executive Drive hinauskam, hob er sein Mikrofon an den Mund und sagte: »Horsepower, hier Warch. Sagt Hercules, sie’ sollen in Alarmbereitschaft gehen.« Hercules war die Bezeichnung für jenen Teil des Kommandos, der für das Dach zuständig war. Warch zögerte einen Augenblick. Er überlegte, ob er das gesamte Sonderkommando des Weißen Hauses in Alarmbereitschaft versetzen sollte, doch dann beschloss er, zuerst den Präsidenten zu informieren. Hayes wurde nicht gern überrascht; außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass der Secret Service eine Information bekam, die sich als falscher Alarm herausstellte.
8
IM WEISSEN HAUS
Anna Rielly blickte in den Kellerraum hinein, der ab sofort ihr Büro sein würde. Das fensterlose Zimmer war kleiner als die Küche ihrer nicht allzu geräumigen Zwei-Zimmer-Wohnung in Lincoln Park. Drei Schreibtische standen an drei Wänden, sodass für die Stühle in der Mitte kaum noch genug Platz vorhanden war. Ein gut aussehender Mann Anfang vierzig, den Rielly vom Fernsehen kannte, stand auf, um sie zu begrüßen.
»Sie müssen Anna Rielly sein«, sagte der Mann und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Stone Alexander, der Korrespondent von ABC. Wir haben Sie schon erwartet.«
Anna schüttelte ihm die Hand und blickte sich etwas ernüchtert in dem Büro um.
Alexander sah die Enttäuschung in ihrem Gesicht. »Nicht ganz das, was Sie erwartet haben, was?«, sagte er.
»Nun ja … Ich meine, ich habe nicht gerade einen Prunksaal erwartet, aber das hier ist schon ein wenig armselig.«
»Ach was, es hat auch seine Vorteile«, entgegnete Alexander lächelnd.
Anna Rielly registrierte sein sorgfältig frisiertes Haar und sein blendendes Aussehen. »Und was für Vorteile wären das?«
Alexander lächelte und zeigte dabei seine makellosen weißen Zähne. »Sie werden im selben Büro arbeiten wie ich.«
»Wirklich?«, fragte sie.
»Ja, wirklich. Ich wollte mir übrigens gerade einen Kaffee holen, bevor Sie aufgetaucht sind. Kommen
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