Der Angriff
möchten es erfahren, wenn Sie irgendetwas Nennenswertes herausbekommen.«
»Ich mache mich gleich an die Arbeit«, antwortete Dr. Hornig.
»Gut«, sagte Stansfield. »Mitch, wir müssen los. Sie können sich im Helikopter fertig anziehen.«
Rapp nahm den Kleidersack und seine Sachen und ging mit gemischten Gefühlen hinaus, um Stansfield zur Krisensitzung im Pentagon zu begleiten.
Vizepräsident Sherman Baxter war so schnell wie möglich von einer Reise nach New York zurückgekehrt. Zusammen mit seinem Stabschef Dallas King und Justizministerin Margaret Tutwiler saß er in seiner gepanzerten Limousine, die in einer Kolonne von Secret-Service-Fahrzeugen durch Washington D.C. brauste. Dallas King, ein zweiunddreißigjähriger Jura-Absolvent von Stanford, der in Washington geradezu kometenhaft aufgestiegen war, fuhr sich mit der Hand durch das gebleichte Haar, während er seine Strategie darlegte.
»Diese Krise verschafft uns eine einzigartige Gelegenheit.« King hielt kurz inne, um die Wirkung seiner Worte zu verstärken, und blickte dann zu Justizministerin Tutwiler hinüber. »Sie werden dabei eine besonders wichtige Rolle spielen, Marge. Wir müssen dem FBI klarmachen, dass Sherman ab jetzt die Zügel in der Hand hat. Es kann nicht sein, dass sie irgendwelche Informationen zurückhalten oder dass sie ohne unsere Zustimmung das Weiße Haus stürmen. Nichts geht mehr ohne unsere Zustimmung – ist das klar?«
Margaret Tutwiler musste sich erst an Dallas Kings ehrgeizige Art gewöhnen. Vizepräsident Baxters Lieblingsschüler sah blendend aus, hatte einen scharfen Verstand und Sinn für Humor. Das Einzige, was ihm fehlte, war das Gespür für seinen Platz in der Rangordnung. Marge Tutwiler, eine Universitätsprofessorin aus Kalifornien, die sich auch als Kritikerin des FBI hervorgetan hatte, war es nicht gewohnt, dass jemand in einem solchen Ton mit ihr sprach, vor allem, wenn der Betreffende kaum älter als ihre ehemaligen Studenten war.
Mit einem müden Gesichtsausdruck antwortete Margaret Tutwiler: »Dallas, ich habe schon mit dem FBI zu tun gehabt, da haben Sie noch im Sandkasten gespielt. Keine Angst, mit denen werde ich schon fertig.«
Dallas lächelte, streckte auf dem Rücksitz der Limousine die Hand aus und legte sie sanft auf das Knie der Justizministerin. »Tut mir Leid, Marge. Ich wollte damit nicht sagen, dass Sie nicht mit dem FBI klarkommen. Ich habe nur gemeint, dass wir eine gemeinsame Strategie verfolgen sollten.« Dallas schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und dachte sich dabei: Dieses Miststück hat ein Ego, das noch größer ist als ihr Arsch.
Sherman Baxter, ehemaliger Gouverneur von Kalifornien und jetziger Vizepräsident der Vereinigten Staaten, räusperte sich hörbar. »Auch wenn wir noch so hohe Ämter innehaben«, warf er ein, »hier in dieser Stadt sind wir trotzdem Außenseiter. Dallas hat Recht, Marge – es schadet nicht, wenn wir uns immer wieder vor Augen halten, dass wir den FBI an der kurzen Leine halten müssen.« Wie bei den meisten Politikern gab es auch in Sherman Baxter zwei grundverschiedene Persönlichkeiten. Hinter verschlossenen Türen war er anmaßend und jähzornig. Der vierundfünfzigjährige Kalifornier war mittlerweile der festen Ansicht, dass ihm der Platz im Oval Office gebührte. Er fand, dass er das Präsidentenamt viel eher verdiente als der derzeitige Präsident, der es ohne ihn und seine kalifornischen Beziehungen niemals bis ins Weiße Haus geschafft hätte.
In der Öffentlichkeit boten sie ein Bild der perfekten Zusammenarbeit, doch hinter verschlossenen Türen wurde Baxters Verachtung für seinen Boss nur allzu deutlich. In seinen Augen war Hayes ein Einfaltspinsel, der es nur deshalb zum Präsidenten gebracht hatte, weil seine Vergangenheit im Gegensatz zu anderen Bewerbern frei von irgendwelchen Affären war und – nicht zuletzt – weil Sherman Baxter ihm die Unterstützung der Kalifornier verschafft hatte. Als Baxter beschlossen hatte, zusammen mit Hayes zu kandidieren, hatte er das als Sprungbrett zur Präsidentschaft betrachtet.
Nach dem strapaziösen Wahlkampf und nur fünf Monaten im Amt hatte Baxter es schon satt, die zweite Geige zu spielen. Sherman Baxter, stolzer Erbe einer der führenden Weinkellereien Kaliforniens, mochte es gar nicht, Anweisungen von einem Mann entgegennehmen zu müssen, dessen Familie ihr Vermögen damit erworben hatte, Kühlerschläuche herzustellen. Dass er das Ganze drei weitere Jahre ertragen musste,
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