Der Angriff
besorgten Blicken begleitet war. Die Fakten, die Tracy soeben enthüllt hatte, rochen förmlich nach einer Untersuchung durch den Kongress.
Tracy wartete einige Sekunden, ehe er weitersprach. »Aziz und der Vorsitzende des DNC kamen ungefähr zur selben Zeit im Weißen Haus an, als wir von der CIA einen Hinweis erhielten, dass das Weiße Haus Ziel eines Terroranschlags sei. Als Aziz und Piper das Weiße Haus betraten, kam der übliche Wagen vom Wäscheservice beim Treasury Building an. Ein uniformierter Secret-Service-Mann ließ den Wagen in die Tiefgarage einfahren, ohne ihn entsprechend zu kontrollieren.« Tracy zwang sich, eine aufrechte Haltung einzunehmen, während er aus reiner Verlegenheit innehielt und auf seine Notizen hinunterblickte. Dass Aziz ins Weiße Haus gelangt war, konnte man dem DNC-Vorsitzenden Piper ankreiden – doch der Wagen vom Wäscheservice ging auf das Konto des Secret Service. »Wie es aussieht, wurden mit dem Lieferwagen Terroristen eingeschleust, die von der Tiefgarage ins Weiße Haus eindrangen. Es hat schwere Versäumnisse seitens des Secret Service gegeben, und wir haben bereits mit einer internen Untersuchung begonnen.« Tracy blickte über den Tisch hinweg zu Vizepräsident Baxter hinüber. »Bis heute Abend wird ein erster vorläufiger Bericht vorliegen.«
Er wandte sich wieder seinen Notizen zu und fuhr fort: »Nachdem wir den Hinweis von der CIA erhalten hatten, begab sich unser Special Agent Jack Warch sofort zum Westflügel, um mit Präsident Hayes zu sprechen. Als Warch dort eintraf, befanden sich Aziz und Piper bereits im Oval Office. Sobald Warch von dem kurzfristig vereinbarten Besuch erfuhr, trat er ins Oval Office ein, um nach dem Präsidenten zu sehen. Danach ging alles sehr schnell. Ein Scharfschütze eröffnete vom Dach des Washington Hotel aus das Feuer auf die Sicherheitsbeamten, die auf dem Dach des Weißen Hauses postiert waren. Gleichzeitig wurde die äußere Tür zum Treasury-Tunnel durchbrochen, und Warch gab den Befehl, den Präsidenten in den Bunker zu bringen. Wie viele von Ihnen wissen werden, stammt der alte Bunker des Weißen Hauses noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Der neue Bunker wurde erst vergangenen Januar fertig gestellt… Verzeihung.« Tracy drehte den Kopf zur Seite und hustete.
»Die neue Anlage ist zwar schon mit den Filtersystemen gegen biologische und chemische Waffen und gegen atomare Angriffe ausgestattet – es fehlen aber noch die Kommunikationssysteme, die diesen Sommer installiert werden sollten. Es sind aber schon Vorräte und andere lebensnotwendige Dinge vorhanden.« Nach und nach gewann Tracy seine gewohnte Sicherheit zumindest teilweise wieder. »Wir wissen mit hundertprozentiger Sicherheit, dass es Special Agent Warch gelungen ist, Präsident Hayes, Valerie Jones sowie acht weitere Sicherheitsbeamte in den Bunker zu bringen. Bis ungefähr neun Uhr fünfzehn hatten wir Funkkontakt mit dem Bunker, dann riss die Verbindung ab. Meine technischen Berater haben mir mitgeteilt, dass die Terroristen einen Störsender gegen unsere Funksignale einsetzen.
Es ist mittlerweile bestätigt, dass bei dem Angriff achtzehn Secret-Service-Leute ums Leben kamen. Das Schicksal von fünfzehn weiteren ist ungewiss«, fügte er mit leicht zitternder Stimme hinzu. »Wir nehmen an, dass diese fünfzehn ebenfalls tot oder als Geiseln in der Hand der Terroristen sind. Weiter gehen wir davon aus, dass Aziz und seine Männer zwischen achtzig und hundert Geiseln in ihrer Gewalt haben. Was wir nicht wissen, ist, wie hoch die Zahl der Todesopfer ist. Wir haben das Weiße Haus umstellt, und unsere Anti-Terror-Einheit ist bereit, um das Gebäude zu stürmen, sobald Sie den Befehl dazu geben.« Tracy schloss seine Mappe und blickte erneut zu Vizepräsident Baxter hinüber. »Die einzige gute Nachricht, die ich Ihnen übermitteln kann, ist, dass sich Präsident Hayes in Sicherheit befindet. Ich habe mit den Leuten gesprochen, die den neuen Bunker gebaut haben, und sie meinen, dass Aziz unmöglich eindringen kann.«
Vizepräsident Baxter saß zurückgelehnt auf seinem Sessel. Er hatte sich zusammen mit Dallas auf diesen Augenblick vorbereitet. Als Neuling an den Schalthebeln der Macht in Washington musste er allen Anwesenden klarmachen, dass er das Ruder fest in der Hand hatte. Um dies zu demonstrieren, würde er den Direktor des Secret Service seine Autorität spüren lassen. Den Blick auf Tracy gerichtet, beugte er sich vor und fragte mit kalter Stimme:
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