Der Angriff
Sicherheit, aber wir müssen trotzdem tun, was wir können, um unsere Leute lebend herauszubekommen. Da finde ich es durchaus angebracht, ein wenig Geld locker zu machen, wenn wir damit Menschenleben retten können – Geld, das übrigens nicht einmal uns gehört.« Der Vizepräsident blickte jedem Einzelnen der Militärs in die Augen. Er würde später auch noch mit jedem von ihnen allein sprechen, um ihre Unterstützung zu bekommen.
»Wir werden also folgendermaßen vorgehen«, fuhr der Vizepräsident fort und zeigte auf Direktor Roach vom FBI. »Ich möchte, dass Sie und Ihre Leute sich rund um das Weiße Haus postieren. Wenn Sie Leute vom Secret Service als Berater hinzuziehen wollen, können Sie das gerne tun.«
Direktor Roach beugte sich vor. »Ich nehme an, Sie wollen, dass wir Pläne zur Rettung der Geiseln ausarbeiten?«
»Selbstverständlich, aber es wird nichts unternommen, bis ich es sage. Bevor wir eine Operation starten, will ich zuerst so viele Geiseln wie möglich freibekommen.«
Baxter wandte sich der Justizministerin zu. »Marge«, sagte er, »teilen Sie uns bitte mit, wie die Dinge morgen weitergehen.«
Margaret Tutwiler beugte sich vor, damit sie bis zum anderen Ende des Tisches sehen konnte. »Morgen um neun Uhr werden wir Mr. Aziz anrufen und ihm mitteilen, dass wir bereit sind, einen Teil des Geldes auf das angegebene Konto zu überweisen. Das sollte nicht schwer durchzuführen sein. Finanzminister Rose hat mir mitgeteilt, dass das Geld auf einem Dutzend verschiedener Banken liegt – also werden wir einfach einen entsprechenden Betrag von einer der Banken in den Iran überweisen. Es wird sich um rund eine Milliarde Dollar handeln. Wir werden ihm sagen, dass wir uns bemühen, auch noch den Rest des Geldes aufzutreiben, dass es aber hilfreich wäre, wenn er als Zeichen des guten Willens sofort einige der Geiseln freilassen würde.« Margaret Tutwiler hielt einen Augenblick inne; sie wurde in ihrer Konzentration von einem Mann abgelenkt, der energisch den Kopf schüttelte.
Als die Justizministerin mit ihren Ausführungen fortfuhr, hielt sie den Blick auf den Mann gerichtet. »Ich habe mich recht eingehend mit dem Thema Verhandlungen im Falle von Geiselnahme beschäftigt und dabei herausgefunden, dass man viel bessere Chancen hat, die Geiseln freizubekommen, wenn man die Geiselnehmer dazu bringt, auf irgendeine Forderung einzugehen, und mag sie noch so geringfügig erscheinen.« Sie hielt inne, als der Mann erneut den Kopf schüttelte und dann die Hände vors Gesicht schlug. Die Justizministerin war nicht die Einzige, der das auffiel.
Rapp hielt es einfach nicht mehr aus. Margaret Tutwilers Ausführungen verursachten ihm geradezu körperliche Schmerzen. Während er die Hände vors Gesicht schlug, sagte er sich: Das kann doch nicht wahr sein. Bitte, sagt mir, dass es nicht wahr ist. Ich habe so lange darauf hingearbeitet und ich bin so nahe dran. Diese Frau hat überhaupt keine Ahnung, wovon sie redet.
Mindestens die Hälfte der Anwesenden blickten gespannt zwischen Margaret Tutwiler und dem dunkelhaarigen Mann hin und her, der nahe daran zu sein schien, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Die Justizministerin räusperte sich schließlich und fragte: »Verzeihung, aber fehlt Ihnen etwas?«
Rapp hatte sie zuerst gar nicht gehört und spürte plötzlich, dass Irene Kennedy ihn am Arm berührte. Er ließ die Hände sinken und sah, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Als die Justizministerin ihre Frage wiederholte, schaute Rapp sie an und sagte: »Es tut mir Leid, ich habe Sie nicht verstanden.«
In äußerst ungeduldigem Ton fragte die Justizministerin: »Möchten Sie vielleicht etwas dazu sagen, oder brauchen Sie vielleicht ein Aspirin gegen Ihre … Kopfschmerzen?«
Rapp wandte sich kurz seinen Vorgesetzten zu, die ihm keinerlei Signale gaben, und blickte dann wieder die Justizministerin an. Als er ihren herablassenden Gesichtsausdruck registrierte, sagte ihm irgendetwas, dass jetzt nicht der Moment war, um klein beizugeben. Die Chance war so groß. Zum ersten Mal in all den Jahren wusste er genau, wo Rafik Aziz war und wo er in den nächsten Stunden und Tagen sein würde. Sie hatten die Möglichkeit, zum entscheidenden Schlag gegen ihn auszuholen. Diese Gelegenheit durfte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Rapp richtete sich auf und sagte: »Ja, ich hätte tatsächlich etwas dazu zu sagen … genau genommen sogar sehr viel.« Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr: »Als
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