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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Erstes möchte ich Ihnen klarmachen: Wenn Sie ihm nur einen Teil des Geldes geben und ihn ersuchen, dass er einige Geiseln freilassen soll, dann wird er ausrasten. Er wird eine oder mehrere Geiseln ans Fenster stellen, direkt ins Blickfeld der Kameras, und sie töten. Er wird sie vor laufenden Kameras erschießen.«
    Margaret Tutwiler sah ihn vorwurfsvoll an. »Ach ja, das ist also Ihre Ansicht, Mr … .«
    »Mr. Kruse.«
    »Und was haben Sie für Erfahrungen in Sachen Verhandlung mit Terroristen, Mr. Kruse?«
    Rapp fand die Frage so lächerlich, dass er den Kopf schüttelte und lachend antwortete: »Keine.«
    Margaret Tutwiler, die es nicht gewohnt war, dass man sie so behandelte, wandte sich Baxter zu und fragte mit lauter Stimme: »Was macht dieser Mann hier?«
    Ihre arrogante Frage ließ Rapp von seinem Sitz hochschnellen, worauf Irene Kennedy ihn am Unterarm festhielt. Rapp löste die Hand seiner Vorgesetzten von seinem Arm und sagte: »Ich habe einfach zu viel in das Ganze investiert.«
    Rapp trat nach vorne ans Rednerpult. Sein Anzug, das weiße Hemd und die Krawatte ließen ihn in dieser Umgebung durchaus akzeptabel erscheinen, doch für jeden, der ihn etwas genauer ansah, war deutlich zu erkennen, dass sein Arbeitsplatz nicht der Schreibtisch war. Als Rapp das Rednerpult erreichte, wiederholte er Margaret Tutwilers Frage für alle Anwesenden. »Was macht dieser Mann hier?« Rapp blickte zur Decke hinauf, so als dächte er über diese Frage nach. »Wissen Sie, ich habe mir diese Frage in den vergangenen zehn Jahren auch immer wieder gestellt, und ich fürchte, ich kann sie Ihnen nicht beantworten.« Er wandte sich der Justizministerin zu. »Aber ich kann Ihnen Ihre andere Frage beantworten …
    Was das Verhandeln mit Terroristen betrifft. Ich verhandle nämlich nicht mit Terroristen, Mrs. Tutwiler. Ich töte sie nur.« Rapp ergriff das Rednerpult mit beiden Händen und fügte hinzu: »Ich jage sie, bis ich sie erwische.«
    Margaret Tutwiler nahm eine etwas aufrechtere Haltung an, wie um zu zeigen, dass sie von dem ungewöhnlichen Bekenntnis unbeeindruckt war. Dann fragte sie ihn, was ihr als Erstes in den Sinn kam. »Für wen arbeiten Sie, Mr. Kruse?«
    »Das wissen nur einige wenige, Ma’am«, erwiderte Rapp mit einem ironischen Lächeln. »Alle anderen brauchen es auch nicht zu wissen. Das gilt auch für Sie.«
    »Na gut, Mr. Kruse, wenn wir finden, dass es Zeit ist, diese Terroristen zu töten«, sagte Margaret Tutwiler spöttisch, »dann werden wir Sie auf jeden Fall anrufen. Bis dahin wäre es aber nett, wenn Sie sich wieder setzen würden, damit wir hier weitermachen können.«
    Ihre Selbstgefälligkeit ärgerte Rapp so sehr, dass er nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. »Mrs. Tutwiler«, fragte er, »waren Sie schon mal in Beirut?« Rapp wartete einige Augenblicke auf eine Antwort und fuhr dann fort: »Ich hab’s auch nicht angenommen. Wissen Sie, von dort kommt nämlich Rafik Aziz. Und wie steht’s mit dem Iran? Waren Sie schon mal in diesem Land?« Rapp wartete einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Das habe ich mir gedacht. Ich war zum Beispiel letzte Nacht im Iran. Und nachdem wir dort keine Botschaft haben, können Sie sich vorstellen, dass das kein offizieller Besuch war. Sprechen Sie zufällig Farsi oder irgendeine arabische Sprache?« Rapp schüttelte den Kopf. »Hab ich auch nicht angenommen. Und was wissen Sie über den Islam, und den Djihad? Wissen Sie über die Sitten und Gebräuche von Rafik Aziz und seinen Leuten Bescheid?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Kruse?«, fragte Mrs. Tutwiler gereizt.
    »Ich will damit sagen«, antwortete Rapp zornig, »dass Sie nicht die geringste Ahnung haben, mit wem Sie es da zu tun haben! Während Sie in diversen Talkshows aufgetreten sind und das FBI und den Secret Service kritisiert haben, die in einer Woche mehr zur Verbrechensbekämpfung beitragen als Sie in Ihrer ganzen Laufbahn zustande bringen werden, habe ich mich in irgendwelchen dunklen Gassen im Mittleren Osten herumgetrieben, um Rafik Aziz zu finden.« Rapp sah, wie Margaret Tutwiler die Arme vor der Brust verschränkte und die Augen verdrehte.
    Diese kleine Geste war für ihn der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. »Verdammt, Lady, das hier ist kein Spiel!«, rief er erregt. »Hier geht’s nicht darum, wer die meisten Doktortitel hat oder die tollste Karriere macht. Da sind Menschen ums Leben gekommen, und wie es aussieht, werden noch mehr sterben!«

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