Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
Telefon klingelte weiter, und Aziz zwang sich, nicht abzuheben – nicht jetzt, nicht, bevor er sich beruhigt hatte. Er hatte einen Plan, und an den musste er sich halten. Wenn er mehr Zeit zum Nachdenken hatte, konnte er sich mit diesem schlimmen Vorfall beschäftigen. Er legte die Hände auf den Tisch und zwang sich, seine Konzentration wiederzufinden. Nachdem das Telefon ungefähr ein Dutzend Mal geklingelt hatte, hob er schließlich ab.
    »Ja.«
    »Mr. Aziz«, sagte eine ruhige, gefasst klingende Frauenstimme, »hier spricht Justizministerin Margaret Tutwiler. Wir haben einige Probleme, das Geld zusammenzubekommen.« Es folgte eine kurze Pause, ehe sie hinzufügte: »Wir haben aber schon einen Teil des Geldes überwiesen – insgesamt … «
    »1,3 Milliarden Dollar«, warf Aziz ein und stand abrupt auf. Er war von unbändigem Zorn erfüllt. Das war einfach zu viel. Er hatte die Amerikaner eingehend studiert und wusste, wer die Leute an den Schalthebeln der Macht waren. Er wusste, dass Vizepräsident Baxter den Präsidenten vertreten würde und dass damit die Justizministerin eine noch wichtigere Rolle einnehmen konnte. Doch dass sie ihn dermaßen beleidigen würden, das hätte er sich nie gedacht. Es war eine so unglaubliche Frechheit, dass es sich nur um Absicht handeln konnte.
    »Ja, 1,3 Milliarden«, bestätigte Margaret Tutwiler etwas überrascht. »Es wird einige Zeit dauern, bis wir den gesamten Betrag beisammen haben … und es wäre sehr hilfreich, wenn Sie uns inzwischen ein Zeichen Ihres guten Willens geben würden.«
    Aziz schloss die Augen und zwang sich, seinem Plan zu folgen. Mit gequälter Stimme fragte er: »Was schlagen Sie vor?«
    »Die Freilassung von mehreren Geiseln würde uns zeigen, dass Sie es ehrlich meinen.«
    Das war einfach nicht zu glauben. Mit zitternder Stimme fragte Aziz: »Wie viele soll ich denn freilassen … zehn, zwanzig … vielleicht dreißig?«
    Margaret Tutwiler wusste nicht recht, wie ernst das Angebot gemeint war, und antwortete zögernd: »Äh … dreißig wäre schön … und sobald Sie sie freigelassen haben, bemühen wir uns, noch mehr von dem Geld zu überweisen.«
    Aziz starrte vor sich hin, ohne irgendetwas zu sehen. Ja, es galt, dem Plan zu folgen – aber das hier ging ins Persönliche. Sie wollten ihn beleidigen, indem sie diese Frau mit ihm sprechen ließen. Sie versuchten wohl herauszufinden, wie weit er gehen würde. War das Ganze vielleicht eine Falle? Nein, das wohl eher nicht. Es war zu früh für einen Angriff, es war helllichter Tag, und die Fernsehkameras waren direkt gegenüber postiert. Wenn sie seine Entschlossenheit auf die Probe stellen wollten, dann würde er ihnen zeigen, wie entschlossen er war.
    Das war einfach zu viel. Zuerst die Nachricht, dass sie Fara Harut gefasst hatten, und jetzt diese unfassbare Beleidigung. Schließlich konnte er sich einfach nicht länger beherrschen und brüllte: »Was habe ich euch gestern gesagt? Ich habe gesagt, das ganze Geld bis neun Uhr! Ich habe nicht gesagt, einen Teil davon. Ich habe gesagt, alles! Wollen Sie mich beleidigen, indem Sie mir einreden, Sie hätten Probleme, das Geld aufzutreiben? Ihr Finanzminister könnte einen zehnmal so hohen Betrag, als ich ihn fordere, in einer Stunde flüssig machen, wenn er will! Ich glaube, es ist Zeit, euch dummen Amerikanern eine Lektion zu erteilen! Schaut aus euren Fenstern – ich werde euch zeigen, was passiert, wenn ihr mit mir eure idiotischen Spielchen treiben wollt!«
     
     
    Anna Rielly saß mit knurrendem Magen am Boden und fragte sich vor allem, ob sie es noch eine weitere Stunde aushielt, ohne sich in die Hose zu machen. Einige der Geiseln hatten genau das bereits getan, sodass es ringsum zunehmend nach Urin roch. Anna hörte das dumpfe Geräusch von schweren Stiefeln näher kommen, und kurz darauf betrat der Anführer der Terroristen den Raum. Alle Anwesenden duckten sich unwillkürlich, als sie den sichtlich wütenden Mann sahen.
    Aziz ging direkt auf die Geiseln zu und zeigte auf einen Mann. »Sie da! Stehen Sie auf!« Derjenige, auf den er zeigte, reagierte offenbar nicht schnell genug, denn Aziz brüllte noch lauter: »Aufstehen!«
    Als der Mann aufgestanden war, erkannte ihn Anna sofort. Es war Bill Schwartz, der Sicherheitsberater des Präsidenten. Der Terrorist wandte sich der Frau zu, die sich an Schwartz’ Bein klammerte. »Sie auch! Mitkommen!«
    Auch die Frau bewegte sich offenbar nicht schnell genug; Aziz beugte sich hinunter und zog sie

Weitere Kostenlose Bücher