Der Angriff
gab er widerstrebend seine Einwilligung. »Treffen Sie die nötigen Vorkehrungen. Wenn der Zeitpunkt kommt, werde ich mich entscheiden.«
General Flood und Stansfield wechselten vielsagende Blicke. Baxter hatte nicht das Zeug dazu, die Situation zu bewältigen. Er war hoffnungslos überfordert und würde sich bis zur letzten Sekunde um eine Entscheidung herumdrücken.
Der Vizepräsident stützte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich die Augen. Ohne aufzublicken sagte er:
»Machen wir eine kurze Pause. Wir treffen uns in einer halben Stunde wieder. Ich brauche ein wenig Zeit … zum Nachdenken.«
Mit Ausnahme von King erhoben sich alle Anwesenden und gingen zur Tür. Baxter blickte seinen Stabschef an. »Sie auch, Dallas. Suchen Sie Marge auf und schauen sie, wie es ihr geht.« King nickte und ging mit den anderen hinaus.
Die abgesperrten Straßen und die Menschenmassen rund um das Weiße Haus machten es ziemlich mühsam, mit dem Wagen voranzukommen. Je weiter sich Rapp vom Kapitol entfernte, umso unterschiedlicher war der Zustand der Häuser, an denen er vorüberfuhr. Als er schließlich an der genannten Adresse ankam, sah er, dass es sich um ein makelloses viktorianisches Haus handelte, das bezeichnenderweise zwischen zwei halb verfallenen Häusern ähnlichen Stils stand.
Rapp parkte seinen Wagen vor dem ansehnlichen viktorianischen Haus und blickte auf die Uhr am Armaturenbrett, die 9:16 Uhr anzeigte. Die Ereignisse rund um das Weiße Haus spitzten sich wohl gerade zu. Er griff nach seinem Handy, ließ es dann aber doch sein. Irene würde ohnehin schon genug zu tun haben. Außerdem war er nicht in der Stimmung für schlechte Nachrichten. Rapp stieg aus dem Wagen und ging auf das Haus zu.
Milt Adams stand auf der Veranda. Der Mann war vielleicht einen Meter fünfundsechzig groß, kahl geschoren und hatte eine glänzende schwarze Haut. Trotz seiner eher schmächtigen Statur machte der etwa Sechzigjährige einen recht fitten Eindruck.
Als Rapp die Stufen zur Veranda erreichte, kam ihm ein großer Schäferhund entgegen. Sein erster Impuls war, die Waffe zu ziehen und den Hund zu erschießen. Rapp hasste Hunde – nicht generell, sondern vor allem solche, die als Wachhunde eingesetzt wurden. Er wusste, dass es Selbstmord wäre, Angst zu zeigen, und stand deshalb mit angelegten Armen stocksteif da. Der Hund kam auf ihn zu und steckte seine Schnauze genau in seinen Schritt. Rapp trat zwei Schritte zurück, doch das half nichts, denn der Hund folgte ihm eifrig schnüffelnd.
»Rufus, bei Fuß!«, rief Milt Adams in strengem Ton. Der Hund kehrte augenblicklich um und lief zu seinem Herrchen auf die Veranda. Adams kraulte ihn am Hals. »Braver Junge, Rufus. Braver Junge.«
Rapp starrte ungläubig zu Adams hinauf. Es war erstaunlich, dass eine so kräftige, tiefe Stimme aus einem so kleinen Körper kam. Adams wog bestimmt nicht mehr als siebzig Kilo, doch seine Stimme hätte jeden Soul-Sänger in den Schatten gestellt.
»Sind Sie Mr. Kruse?«, fragte Adams.
»Ja.« Rapp stieg die ersten beiden Stufen hinauf und streckte die Hand aus. »Sie müssen Milt Adams sein.«
»Stimmt. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
»Ebenfalls.«
Adams ging auf Rapp zu. »Kommen Sie mit, ich habe drinnen alles vorbereitet.«
Die beiden Männer gingen ins Haus, gefolgt von dem Hund, der neben Rapp herlief. Adams ging gleich in die Küche weiter, wo er zwei Tassen aus einem Schrank hervorholte. »Sie sehen aus, als würden Sie ihn schwarz trinken«, sagte er.
»Ein Kaffee? Toll, ja.« Der Schäferhund setzte sich direkt neben Rapp und legte seinen Kopf an Rapps Oberschenkel. Die Nähe des Hundes war Rapp ziemlich unangenehm.
Adams goss den Kaffee in die Tassen und drehte sich um. Er sah sofort, wie steif Rapp dasaß. »Sie mögen Hunde nicht«, sagte er, mehr als Feststellung denn als Frage.
»Äh … nicht wirklich.«
Adams reichte ihm die Tasse. »Warum nicht? Sind Sie schon mal gebissen worden?«
»Mehr als einmal«, antwortete Rapp und erinnerte sich dabei an eine besonders unschöne Szene.
Adams musterte seinen Gast etwas genauer. Er fragte sich, ob dieser Mann mit dem etwas längeren Haar und der Narbe im Gesicht wirklich für den Secret Service arbeitete.
»Keine Sorge«, sagte Adams. »Solange Sie mir nichts tun, haben Sie von Rufus nichts zu befürchten.« Er ging quer durch die Küche zur Tür. »Gehen wir in den Keller – dort habe ich alles vorbereitet.«
Rapp folgte ihm; der verdammte Hund wich nicht
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