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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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hängte ihn sich um den Hals. Er wusste, dass Milt Adams nicht weit hinter ihm war, weil er ihn niesen gehört hatte. Es musste die dünne Staubschicht an den Metallwänden des Schachts gewesen sein, die ihn zum Niesen gebracht hatte. Zwar gab es nicht allzu viel Staub hier drin, doch auch Rapp hatte schon einige Male das Niesen unterdrücken müssen.
    Er hielt kurz inne, atmete tief ein, ließ seinen verschwitzten Kopf auf einem Arm ruhen und versuchte sich zu entspannen. Aufgrund seiner leichten Panik wendete er viel mehr Energie auf als eigentlich nötig war. Rapp lag fast eine Minute lang still da, bis sich Atem und Herzschlag einigermaßen beruhigt hatten. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er schon an die fünfzehn Minuten im Schacht war – um einiges länger, als er erwartet hatte. Sehr weit konnte es nicht mehr sein. Nachdem er die Biegung nach links hinter sich gelassen hatte, schaltete er seine Lampe aus. Rapp nahm nicht an, dass sich hier unten im dritten Kellergeschoss jemand aufhielt – schließlich hatte Aziz nicht genug Männer, um das gesamte Weiße Haus zu überwachen –, doch er wollte trotzdem nicht riskieren, dass das Licht der Lampe durch eine Ritze nach außen drang und dass jemand es zufällig sah.
    Nachdem er wieder einige Minuten vorwärtsgekrochen war, erreichte Rapp schließlich schweißgebadet das Ende des Schachts. Er ließ den Kopf auf einem Arm ruhen und horchte, ob sich vielleicht jemand im Heizungskeller aufhielt – doch da waren nur die Geräusche des Heizungs- und Belüftungssystems. Ansonsten hörte er nur Milt Adams, der sich von hinten näherte und sich immer wieder einmal mit einem lauten Niesen bemerkbar machte.
    Rapp beschloss, dass es besser wäre, die Luke zum Heizungskeller zu öffnen, bevor Adams mit seinen unfreiwilligen Geräuschen bei ihm war. Er schaltete die Lampe wieder ein und strich mit der Hand über die glatte Wand des Schachts, bis er eine Vertiefung spürte. Sofort richtete er den Lichtstrahl darauf und sah das, was er gesucht hatte. Wie von Milt vorhergesagt, gab es eine Luke kurz bevor der Schacht in den Heizungskeller mündete. Rapp war ziemlich erleichtert. Er hatte mehrmals daran gedacht, was wäre, wenn er die Luke nicht fände und den ganzen Weg wieder zurückkriechen müsste. Bevor er die Schließhaken öffnete, zog Rapp seine schallgedämpfte Beretta und schaltete die Lampe aus. Mit der Pistole in der einen Hand tastete er mit der anderen nach den Haken und drehte den ersten von der waagrechten Position in die Senkrechte.
    Nachdem er auch den zweiten Haken gelöst hatte, ließ er die Luke langsam herunter und spähte in den schwach beleuchteten Heizungskeller des Weißen Hauses hinein.
    Der Lüftungsschacht lief von der Decke herunter durch den halben Raum und mündete schließlich in die riesige Heizungs- und Belüftungsanlage, die den Großteil des Raumes einnahm.
    Rapp suchte nach irgendwelchen Anzeichen von Bewegungssensoren oder Stolperdrähten. Nachdem er sicher war, dass sich niemand hier aufhielt, drehte er sich im Schacht auf den Rücken und löste das Seil von seinem Fuß. Adams war nur noch gut zehn Meter von ihm entfernt und kroch weiter auf ihn zu. Keiner der Männer sprach ein Wort. Rapp hatte von Anfang an klargestellt, dass nur gesprochen werden durfte, wenn es unbedingt nötig war.
    Rapp ließ das Seil in den Raum hinunter, schwang sich aus dem Schacht und zog, nachdem er festen Boden unter den Füßen hatte, seine Ausrüstung am Seil zu sich hinunter. Falls Aziz hier irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen installiert hatte, so konnte Rapp jedenfalls nichts davon erkennen. Wenige Augenblicke später tauchte Adams’ schweißüberströmter kahler Kopf in der Öffnung auf. Rapp streckte ihm die Hände entgegen und fasste ihn schließlich unter den Achseln, um ihn sanft zu sich herunterzuholen.
    Sobald Adams festen Boden unter den Füßen hatte, zog er ein Taschentuch hervor und wischte sich die tropfende Nase. Rapp hob seine Maschinenpistole auf. »Was ist los?«, fragte er beunruhigt.
    Adams schnäuzte sich so leise wie möglich und sagte: »Der ganze Staub hier drin … ich bin allergisch dagegen.«
    Rapp runzelte besorgt die Stirn. »Meinst du, dass du damit klarkommst?«
    »Ja«, antwortete Adams, »kein Problem.«
    Rapp öffnete seinen Rucksack und holte einen kleinen Monitor heraus, an dem ein halbstarres Glasfaserkabel mit einer kleinen Linse befestigt war; mit dieser Hilfe konnten sie um die Ecken und unter Türen

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