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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Restaurant antraf, in dem er Kaffee trank und Doughnuts aß (im Jahr 1958 aßen die Leute massenhaft Doughnuts). Ich gab ihm die Schlüssel zurück und versicherte ihm, dass mein Aufenthalt wundervoll erholsam gewesen sei. Er strahlte übers ganze Gesicht.
    »Das ist gut, Mr. Amberson. Genau so soll’s sein. Sie haben bis Ende des Monats vorausgezahlt. Geben Sie mir eine Adresse, an die ich die Rückzahlung für die übrigen beiden Wochen schicken kann, und ich gebe einen Scheck in die Post.«
    »Ich weiß noch nicht genau, wo ich sein werde, bis die hohen Tiere in der Zentrale sich zu einer Entscheidung durchringen«, sagte ich, »aber ich werde Ihnen schreiben.« Zeitreisende logen viel.
    Er streckte mir die Hand hin. »War ein Vergnügen, Sie bei uns zu haben.«
    Ich schüttelte sie. »Das Vergnügen war ganz meinerseits.«
    Dann setzte ich mich ans Steuer und fuhr gen Süden. An diesem Abend nahm ich mir ein Zimmer im Parker House in Boston und machte einen Abstecher in die berühmt-berüchtigte Combat Zone. Nach friedvollen Wochen am Sebago ließ das grelle Neonlicht meine Augen schmerzen, und die quirligen Massen von Nacht schwärmern – meistens jung, überwiegend männlich, viele in Uni form – bewirkten, dass ich leichte Platzangst bekam und mich nach den ruhigen Nächten im Westen von Maine zurücksehnte, wo die wenigen Geschäfte um sechs Uhr schlossen und der Verkehr um zehn Uhr zum Erliegen kam.
    Die folgende Nacht verbrachte ich im Hotel Harrington in Washington. Drei Tage später war ich an der Westküste von Florida.

Kapitel 12
    KAPITEL 12
    1
    Ich nahm die US 1 in Richtung Süden. Ich aß in vielen Restaurants an der Straße, die Mom’s Home Cooking anpriesen – Lokale, in denen das Blue Plate Special mit einem Früchtebecher als Vorspeise und Pie mit Eis zum Nachttisch achtzig Cent kostete. Unterwegs sah ich kein einziges Schnellrestaurant, außer man wollte Howard Johnson’s mit seinen 28 Geschmacksrichtungen und dem Simple-Simon-Logo als solches bezeichnen. Ich sah einen Pfadfindertrupp, der mit seinem Führer ein Feuer aus Herbstlaub beaufsichtigte; an einem grauen Nachmittag, an dem Regen drohte, sah ich Frauen, die in Regenmänteln und Galoschen Wäsche abhängten; ich sah lange Schnellzüge mit Namen wie The Southern Flyer und Star of Tampa auf der Fahrt in die Gefilde Amerikas, wo der Winter verboten war. Ich sah auf städtischen Plätzen alte Männer Pfeife rauchend auf Bänken sitzen. Ich sah eine Million Kirchen und einen Friedhof, auf dem eine mindestens hundert Köpfe zählende Trauergemeinde um ein offenes Grab stand und »The Old Rugged Cross« sang. Ich sah Männer, die Scheunen bauten. Ich sah Menschen, die anderen Menschen halfen. Zwei solche, die einen Pick-up fuhren, hielten an, um mir zu helfen, als der Kühlerschlauch des Sunliners geplatzt war und ich nach dieser Panne am Straßenrand stand. Das war in Virginia, gegen vier Uhr nachmittags, und einer der beiden bot mir an, bei ihm zu übernachten. Gut, ich kann mir vorstellen, dass es das auch im Jahr 2011 gäbe, aber dazu muss ich meiner Einbildungskraft schon einiges abverlangen.
    Und noch etwas. In North Carolina tankte ich an einer Tankstelle von Humble Oil und ging dann um die Ecke, um die Toilette zu benutzen. Dort gab es zwei Türen und drei Schilder. An der einen Tür stand in sauberer Schablonenschrift MÄNNER , an der anderen DAMEN . Das dritte Schild bestand aus einem Pfeil an einem Holzpflock. Der zeigte auf den mit Gestrüpp bewachsenen Hang hinter der Tankstelle und war mit Farbige beschriftet. Ich ging neugierig den Pfad entlang und machte einen Bogen um einige Stellen, an denen die öligen, bräunlich grünen Giftefeublätter unverkennbar waren. Ich hoffte, dass die Väter und Mütter, die hier ihre Kinder zur Toilette hinunterführten, diese giftigen Pflanzen als solche erkannten, denn Ende der Fünfzigerjahre trugen die meisten Kinder kurze Röcke oder Hosen.
    Unten gab es gar keine Toilette. Am Ende des Pfades fand ich einen schmalen Bach, über den auf zwei zerbröselnden Betonstützen ein Brett lag. Ein Mann, der urinieren musste, konnte sich einfach draufstellen, den Reißverschluss öffnen und loslegen. Eine Frau konnte sich an einem Busch festhalten (wenn es sich nicht um Giftefeu oder -eiche handelte) und sich hinhocken. Auf das Brett setzte sich, wer Größeres vorhatte. Vielleicht in strömendem Regen.
    Sollte ich jemals die Vorstellung vermittelt haben, 1958 wäre alles heile Welt, dann denke

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