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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach Tampa, wo diskrete Nachforschungen mich zu einem Buchmacher namens Eduardo Gutierrez führten. Sobald er sich vergewissert hatte, dass ich nicht von der Polizei war, nahm er meine Einsätze freudig an. Als Erstes wettete ich darauf, dass die Minneapolis Lakers die Celtics in der Meisterschaftsrunde 1959 schlagen würden, womit ich als Trottel etabliert war, weil die Lakers kein einziges Spiel gewannen. Ich setzte auch vierhundert darauf, dass die Canadians im Stanley Cup die Maple Leafs schlagen würden, und gewann … aber dafür gab es nur den doppelten Einsatz. Nicht der Rede wert, junger Freund, hätte mein Kumpel Chaz Frati gesagt.
    Den größten Einzelgewinn erzielte ich im Frühjahr 1960, als ich darauf wettete, dass Venetian Way den hohen Favoriten Bally Ache im Kentucky Derby besiegen würde. Gutierrez sagte mir eine Quote von vier zu eins zu, wenn ich tausend setzte, und fünf zu eins bei einem doppelten Einsatz. Nachdem ich zum Schein lange gezögert hatte, entschied ich mich für den doppelten Einsatz und war nach dem Rennen zehntausend Dollar reicher. Er zahlte mir den Gewinn ähnlich gut gelaunt wie Frati aus, aber in seinem Blick lag ein stählernes Glitzern, das mir nicht gefiel.
    Gutierrez, der selbst tropfnass vermutlich keine fünfundsechzig Kilo wog, war Kubaner, hatte jedoch früher der Mafia in New Orleans angehört, deren Boss damals ein schwerer Junge namens Carlos Marcello gewesen war. Diese Information bekam ich in dem Billardsalon neben dem Herrensalon, in dem Gutierrez sein Wettbüro hatte (und wo unter einem Foto der spärlich bekleideten Diana Dors eine anscheinend endlose Pokerpartie lief). Der Mann, mit dem ich 9-Ball gespielt hatte, beugte sich nach vorn, sah sich um, ob wir den Ecktisch wirklich für uns allein hatten, und murmelte dann: »Sie wissen ja, was man über die Mafia sagt, George – einmal drin, immer drin.«
    Ich hätte gern mit Gutierrez über seine Jahre in New Orleans gesprochen, aber ich hielt es für unklug, allzu neugierig zu sein, vor allem nach meinem großen Derby-Zahltag. Hätte ich mich getraut – und wäre mir ein plausibler Grund eingefallen, dieses Thema anzuschneiden –, hätte ich Gutierrez gern gefragt, ob er ein weiteres angebliches Mitglied von Marcellos Organisation kenne: den Exboxer Charles »Dutz« Murret. Ich vermute, dass die Antwort ja gelautet hätte, weil die Vergangenheit nun einmal mit sich selbst harmonierte. Dutz Murrets Frau war Marguerite Oswalds Schwester. Folglich war er Lee Harvey Oswalds Onkel.
    4
    An einem Tag im Frühling des Jahres 1959 (in Florida gab es einen Frühling; von den Einheimischen wusste ich, dass er bis zu einer Woche dauern konnte), fand ich im Briefkasten eine Benachrichtigung von der Nokomis Public Library. Ich hatte mir ein Exemplar von Der Entzauberte, dem neuen Roman von Budd Schulberg, reservieren lassen, das jetzt da war. Ich sprang in meinen Sunliner – es gab keinen besseren Wagen für diesen Küstenstreifen, der damals als Sun Coast bekannt wurde – und fuhr hin, um es mir zu holen.
    Beim Hinausgehen fiel mir ein neues Plakat an dem übervollen Schwarzen Brett in der Eingangshalle auf. Es wäre schwer zu übersehen gewesen; es war leuchtend blau und zeigte eine zitternde Comicfigur vor einem übergroßen Thermometer, dessen Quecksilber minus zwölf Grad anzeigte. HABEN SIE EIN GRAD-PROBLEM? fragte das Plakat. EIN ZERTIFIKAT DES UNITED COLLEGE OF OKLAHOMA KANN IHREN AKADEMISCHEN GRAD ERHÖHEN! FORDERN SIE UN SERE UNTERLAGEN AN !
    United College of Oklahoma klang mindestens so windig wie Chicago im Herbst, aber es brachte mich auf eine Idee. Vor allem deshalb, weil ich mich langweilte. Oswald war noch bei den Marines und würde erst im September entlassen werden und sich dann nach Russland absetzen. Dort würde er als Erstes versuchen, die amerikanische Staatsbürgerschaft abzulegen. Das würde ihm nicht gelingen, aber nach einem spektakulären – und vermutlich getürkten – Selbstmordversuch in einem Moskauer Hotel würden die Russen ihm gestatten, in ihrem Land zu bleiben. Gewissermaßen »zur Probe«. Er würde sich ungefähr dreißig Monate dort aufhalten und in einer Radiofabrik in Minsk arbeiten. Und auf einer Party würde er eine junge Frau namens Marina Prusakowa kennenlernen. Rotes Kleid, weiße Slipper, hatte Al in seinen Notizen festgehalten. Hübsch. Fürs Tanzen gekleidet.
    Schön für ihn, aber was sollte ich bis dahin tun? Das United College eröffnete mir eine Möglichkeit. Ich

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