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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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University of Maine, einer echten Uni, an der ich meinen echten Bachelor of Science gemacht hatte) hatte ein Psychologieprofessor einmal behauptet, Menschen besäßen wirklich einen sechsten Sinn. Er nannte ihn Ahnungsdenken und sagte, dieser sechste Sinn sei in Mystikern und Geächteten am besten ausgebildet. Ich war kein Mystiker, aber ich war aus meiner Zeit ins Exil gegangen und zum Mörder geworden (ich mochte der Überzeugung sein, dass Frank Dunning den Tod verdient hatte, aber die Polizei würde das bestimmt nicht so sehen). Wenn diese beiden Dinge mich nicht zu einem Geächteten machten, reichte nichts dafür aus.
    »Für Situationen, in denen Gefahr zu drohen scheint, lautet mein Rat an Sie …«, sagte der Professor an jenem Tag im Jahr 1995. »Folgen Sie Ihrem inneren Gefühl.«
    Im Juli 1960 beschloss ich, genau das zu tun. Der Gedanke an Eduardo Gutierrez machte mir zunehmend Sorgen. Er war nur ein kleiner Kerl, aber seine angeblichen Verbindungen zur Mafia gaben mir zu denken … und das Glitzern in seinen Augen, als er mir meinen Derbygewinn ausgezahlt hatte, den ich jetzt für töricht hoch hielt. Weshalb hatte ich diese Wette abgeschlossen, obwohl ich noch weit davon entfernt war, pleite zu sein? Geldgier war es nicht gewesen; es hatte wohl mehr damit zu tun gehabt, wie sich ein guter Hitter fühlte, wenn ein langsamer Curveball auf ihn zukam. Manchmal kann man einfach nicht anders, als zu versuchen, den Ball über den Zaun zu schlagen. Ich hatte einfach draufgehauen, wie Leo »The Lip« Durocher in seinen lebhaften Rundfunkreportagen zu sagen pflegte, aber das bedauerte ich jetzt.
    Die beiden letzten Wetten, die ich bei Gutierrez abschloss, verlor ich absichtlich, und ich tat mein Bestes, dämlich zu wirken – nur ein gewöhnlicher Abenteurer, der einmal Glück gehabt hatte und im Lauf der Zeit alles wieder verlieren würde –, aber mein Ahnungsdenken sagte mir, dass ich nicht sehr überzeugend wirkte. Meiner Ahnung gefiel es nicht, dass Gutierrez anfing, mich mit »Sieh mal an, da kommt mein Yanqui aus Yankeeland« zu begrüßen. Nicht der Yanqui; mein Yanqui.
    Was war, wenn er einen seiner Pokerfreunde beauftragte, mir aus Tampa nach Sunset Point zu folgen? War es denkbar, dass er einige seiner anderen Pokerfreunde – oder ein paar Muskelmänner, die sich von den Wucherzinsen, die ein Kredithai wie Gutierrez gegenwärtig verlangte, befreien wollten – zu einer kleinen Bergungsaktion losschickte, um den noch vorhandenen Rest dieser zehntausend Dollar zurückzuholen? Mein nüchterner Verstand fand, dass dies ein lahmer Plot von der Art war, wie sie in Krimiserien vom Kaliber 77 Sunset Strip vorkamen, aber mein Ahnungsdenken war anderer Meinung. Es warnte mich, dass der kleine Mann mit dem schütter werdenden Haar ohne Weiteres imstande war, einen Überfall auf mein Heim zu organisieren und seine Ganoven anzuweisen, mich zusammenzuschlagen, falls ich Widerstand leistete. Ich wollte keine Schläge beziehen, und ich wollte nicht ausgeraubt werden. Vor allem wollte ich nicht riskieren, dass meine Aufzeichnungen in die Hände eines Buchmachers mit Verbindungen zur Mafia fielen. Die Vorstellung, mit eingezogenem Schwanz zu flüchten, gefiel mir nicht, aber hol’s der Teufel, ich musste früher oder später ohnehin nach Texas – warum also nicht früher? Außerdem war Vorsicht besser als Nachsicht. Das hatte ich auf dem Schoß meiner Mutter gelernt.
    Nach einer fast schlaflosen Julinacht, in der die Sonar-Pings meiner Ahnung besonders stark gewesen waren, packte ich also meine weltlichen Besitztümer ein (die Stahlkassette mit den Aufzeichnun gen und meinem Geld versteckte ich unter dem Reserverad des Sunliners), hinterließ eine kurze Mitteilung und einen letzten Mietscheck für den Hausbesitzer und fuhr auf der US 19 nach Norden. Die erste Nacht unterwegs verbrachte ich in einem verfallenden Autohof in DeFuniak Springs. Die Fliegengitter waren löchrig, und bis ich die einzige Lichtquelle in meinem Zimmer (eine nackte Glühbirne an einer gefährlich ausgefransten Elek troschnur) ausknipste, setzten mir Moskitos von der Größe von Abfangjägern zu.
    Trotzdem schlief ich wie ein Baby. Ich hatte keine Albträume, und die Pings meines inneren Sonars waren verstummt. Das genügte mir.
    Die erste Augustnacht verbrachte ich in Gulfport, obwohl das erste Gästehaus am Stadtrand mich abwies. Der Angestellte im Red Top Inn erklärte mir, hier würden nur Neger aufgenommen, und verwies mich ans Southern

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