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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Baumwollfelder, aber im Prin zip war King Cotton tot, ersetzt durch endlose Felder mit Mais und Sojabohnen. Was in der Dallas County wirklich produziert wurde, waren elektronische Geräte, Textilien, Kuhscheiße und schmutzige Petrodollars. In der näheren Umgebung gab es nicht viele Bohrtürme, aber wenn der Wind aus Westen – vom Permian-Becken her – wehte, stank es in den Zwillingsstädten nach Öl und Erdgas.
    Das Geschäftsviertel in der Innenstadt war voller Zocker, die in einem Aufzug herumliefen, der mir wie die Quintes senz von Dallas vorkam : karierte Sportsakkos, schmale Krawatten, die von über großen Klammern festgehalten wurden (mitten in diesen Krawattenklammern, der 1960er-Version von protzigem Schmuck, glitzerten meist Brillanten oder zumindest gute Imitationen), weiße Sansabelt-Hosen und mit komplizierten Mustern bestickte Cowboystiefel. Sie arbeiteten bei Banken und Investmentgesellschaften. Sie verkauften Sojabohnen-Termingeschäfte und Öl bohrlizenzen und Grundstücke westlich der Stadt, auf denen außer Stechapfel und Steppenläufern nichts wuchs. Sie klopften einander mit beringten Händen auf die Schultern und nannten ihr Gegenüber mein Sohn. Am Gürtel, also dort, wo Geschäftsleute im Jahr 2011 ihr Handy trugen, trugen damals viele Pistolen oder Revolver in handgefertigten Holstern.
    Es gab Werbetafeln, auf denen die Amtsenthebung Earl Warrens, des Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs, gefordert wurde; Werbetafeln mit dem polternden Nikita Chruschtschow ( NJET, GENOSSE CHRUSCHTSCHOW lautete der dazugehörige Text, WIR WERDEN EUCH BEGRABEN! ); an der West Commerce Street gab es eine, auf der stand: DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI AMERIKAS TRITT FÜR INTEGRATION EIN. DENKEN SIE DARÜBER NACH! Sponsor dieser Botschaft war irgendeine Tea Party Society. An die Schaufenster zweier Geschäfte, die dem Namen nach Juden gehörten, waren Hakenkreuze geschmiert.
    Ich konnte Dallas nicht leiden. Nein, Sir; nein, Ma’am; ganz und gar nicht. Es gefiel mir nicht, seit ich am Empfang im Hotel Adolphus beobachtet hatte, wie der Restaurantchef einen sich windenden jungen Kellner am Arm packte und laut anbrüllte. Trotzdem hatte ich hier zu tun und würde folglich hierbleiben. Zumindest glaubte ich das damals.
    10
    Am 22. September 1960 fand ich endlich eine Wohnung, in der es sich leben ließ. Sie lag in der Blackwell Street in North Dallas – eine Einzelgarage, die in eine recht hübsche Maisonette umgebaut worden war. Ihr größter Vorzug: eine Klimaanlage. Ihr größter Nachteil: Ray Mack Johnson, der Besitzer/Vermieter, war ein Rassist, der mir anvertraute, falls ich die Wohnung nähme, sei ich gut beraten, mich von der benachbarten Greenville Avenue fernzuhalten, weil es dort jede Menge gemischtrassiger Bumslokale und Nigger mit Messern gebe, die er als Schnapper bezeichnete.
    »Hab aber nix gegen Nigger«, erklärte er mir. »Nein, Sir. Es war Gott, der sie zu ihrer Lage verdammt hat, nicht ich. Das wissen Sie doch, nicht wahr?«
    »Diesen Teil der Bibel muss ich wohl überlesen haben.«
    Er kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Was sind Sie, Methodist?«
    »Ja«, sagte ich. Das erschien mir sicherer, als ihm zu sagen, dass ich, konfessionell genommen, gar nichts war.
    »Sie müssen sich den Baptisten anschließen, mein Sohn. Unsere Kirche heißt Neue willkommen. Wenn Sie die Wohnung mieten, dann können Sie vielleicht mal am Sonntag mit mir und meiner Frau in die Kirche gehen.«
    »Vielleicht«, stimmte ich zu und nahm mir vor, an besagtem Sonntag im Koma zu liegen. Oder sogar tot zu sein.
    Mr. Johnson war unterdessen zu seinem ursprünglichen Bibeltext zurückgekehrt.
    »In der Arche hat Noah sich nämlich einmal betrunken und splitternackt auf seinem Bett gelegen. Zwei seiner Söhne wollten ihn nicht ansehen; sie haben sich bloß abgewandt und eine Decke über ihn geworfen. Na ja, vielleicht war’s auch ein Bettlaken. Aber Ham – er war der Nigger der Familie – hat seinen Vater in seiner Nacktheit betrachtet, und Gott hat ihn und seine ganze Rasse dazu verdammt, Holzhacker und Wasserträger zu sein. Da haben Sie’s! Das steckt dahinter. Schöpfungsgeschichte, Kapitel neun. Das müssen Sie mal nachlesen, Mr. Amberson.«
    »Mhm«, machte ich und sagte mir, dass ich irgendeine Wohnung finden musste, weil ich nicht ewig im Adolphus bleiben konnte. Ich sagte mir, dass ich mit ein wenig Rassismus leben konnte, schließlich war ich ja nicht aus Zucker. Ich sagte mir, dass dies eben der

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