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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zeitgeist war und ich vermutlich überall auf ihn treffen würde. Nur glaubte ich das nicht ganz. »Ich werd’s mir überlegen und Ihnen in ein, zwei Tagen Bescheid geben, Mr. Johnson.«
    »Aber warten Sie nicht zu lange, mein Sohn. Diese Wohnung geht bestimmt schnell weg. Gesegneten Tag noch.«
    11
    Der gesegnete Tag war wieder glutheiß, und die Wohnungssuche machte durstig. Nachdem ich mich vom bibelfesten Ray Mack Johnson verabschiedet hatte, verspürte ich Durst auf ein Bier. Ich beschloss, mir eins in der Greenville Avenue zu genehmigen. Wenn Mr. Johnson einem von dieser Gegend abriet, musste ich sie mir unbedingt ansehen.
    In zwei Punkten hatte er recht: Die Straße war integriert (mehr oder weniger) und etwas zwielichtig. Zudem ging es dort lebhaft zu. Ich parkte, schlenderte die Avenue entlang und genoss die Rummelplatzatmosphäre. Ich kam an zwei Dutzend Bars vorbei, dazu an einigen schäbigen Kinos ( COME IN IT’S »KOOL« INSIDE ) mit Werbebannern, die in dem heißen, nach Öl riechenden texanischen Wind knatterten, und einem Striplokal mit einem Marktschreier vor der Tür, der die Ware anpries: »Girls, Girls, Girls, die besten Revuegirls der ganzen verdammten Welt! Die besten Stripperinnen, die Sie je gesehen haben! Diese Ladys rasieren sich, wenn Sie wissen, was ich meine!« Ich kam auch an drei oder vier Geldhäusern vorbei, die sich erboten, Schecks einzulösen, und Schnellkredite versprachen. Vor einem, das mit dem Slogan FAITH FINANCIAL, WO VERTRAUEN UNSERE PAROLE IST warb, stand auf einer Staffelei eine Tafel, auf der oben FAVORITEN DES TAGES und im unteren Drittel NUR ZUM VERGNÜGEN stand. Männer mit Strohhut und Hosenträgern (ein Look, den nur eingefleischte Zocker sich leisten können) umstanden die Tafel und diskutierten über die angeschlagenen Quoten. Manche hielten Wettformulare in der Hand, andere den Sportteil der Morning News.
    Nur zum Vergnügen, dachte ich. O ja, natürlich. Ich musste wie der an mein brennendes Häuschen am Strand denken, wie die Flammen, vom Golfwind angefacht, hoch in den nächtlichen Ster nenhimmel schlugen. Vergnügen hatte seine Nachteile, vor allem wenn es um Wetten ging.
    Aus offenen Eingangstüren drangen Musik und Bierdunst. Ich hörte Jerry Lee Lewis aus einer Jukebox »Whole Lotta Shakin’ Goin’ On« singen, während nebenan Ferlin Husky »Wings of a Dove« schnulzte. Ich wurde von vier Nutten und einem Straßenhändler angesprochen, der Radkappen, mit Strass besetzte Rasiermesser und Lone-Star-Fähnchen verkaufte, auf denen DON’T MESS WITH TEXAS stand. Ob der Spruch auch auf spanisch gut ankam?
    Das beunruhigende Déjà-vu-Gefühl war sehr stark: die Empfindung, dass hier Dinge nicht in Ordnung waren, die schon früher nicht in Ordnung gewesen waren. Was leicht verrückt – ich war noch nie im Leben in der Greenville Avenue gewesen –, aber auch unbestreitbar war, eine Angelegenheit des Herzens statt des Kopfes. Ich merkte plötzlich, dass ich kein Bier mehr wollte. Und ich wollte Mr. Johnsons umgebaute Garage nicht mieten, ganz gleich wie gut die Klimaanlage arbeitete.
    Ich war gerade an einer Kneipe vorbeigekommen, die sich Desert Rose nannte und deren Rock-Ola brüllend laut etwas von Muddy Waters spielte. Als ich kehrtmachte, um zu meinem Wagen zurückzugehen, kam ein Mann durch die Tür geflogen. Er taumelte und schlug auf dem Gehsteig hin. Aus dem dunklen Inneren der Bar folgte ihm Gelächter ins Freie. Eine Frau kreischte: »Und lass dich hier nie wieder blicken, du Schlappschwanz!« Das wurde mit weiterem (und herzhafterem) Lachen quittiert.
    Der rausgeworfene Gast blutete aus der Nase – die stark nach einer Seite gebogen war – und aus einer Schürfwunde, die in der linken Gesichtshälfte von der Schläfe bis zum Unterkiefer reichte. Die schockstarren Augen waren weit aufgerissen. Sein aus der Hose hängendes Hemd reichte ihm bis fast zu den Knien, als er sich jetzt an einem Laternenpfahl hochzog. Als er sich aufge rappelt hatte, blieb er schwankend stehen, starrte seine Umgebung an und nahm doch nichts wahr.
    Ich machte ein, zwei Schritte auf ihn zu, aber bevor ich ihn erreichte, kam eine der Frauen, die mich zuvor angesprochen hatte, hüftwiegend angestöckelt. Nur war sie keine Frau, nicht so richtig. Sie konnte nicht älter als sechzehn sein, hatte große, dunkle Augen und einen glatten Milchkaffeeteint. Sie lächelte, aber nicht bösartig, und als der Mann mit dem blutigen Gesicht stolperte, fasste sie ihn am Arm. »Vorsicht,

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