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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glückliches neues Jahr, George. Könnte ich ein Glas Punsch haben? Ich bin sehr durstig.«
    Vor der Schüssel mit alkoholhaltiger Bowle stand eine lange Schlange, vor der ohne Alkohol eine deutlich kürzere. Ich schöpfte eine Mischung aus rosa Limonade und Ginger Ale in einen Papp becher, aber als ich damit dorthin zurückkam, wo Sadie gestanden hatte, war sie fort.
    »Glaub, sie ist rausgegangen, um frische Luft zu schnappen, Champ«, sagte Carl Jacoby. Er war einer unserer vier Lehrer für Werken und vermutlich der beste, aber an diesem Abend hätte ich ihn nicht näher als zweihundert Meter an ein Elektrowerkzeug rangelassen.
    Ich sah nach den Rauchern, die zusammengedrängt unter der Feuertreppe standen. Sadie war nicht unter ihnen. Ich ging zum Sunliner. Sie saß auf dem Beifahrersitz, und ihre fülligen Röcke bauschten sich bis zum Armaturenbrett auf. Der Himmel mochte wissen, wie viele Petticoats sie trug. Sie rauchte und weinte.
    Ich stieg ein und versuchte, sie in die Arme zu nehmen. »Sadie, was hast du? Was hast du, Schatz?« Als ob ich das nicht wüsste. Als ob ich das nicht seit einiger Zeit gewusst hätte.
    »Nichts.« Sie weinte heftiger. »Ich habe meine Tage. Bring mich bitte nach Hause.«
    Wir hatten nur drei Meilen weit zu fahren, aber die Fahrt kam mir sehr lang vor. Wir sprachen kein Wort miteinander. Ich hielt in ihrer Einfahrt und stellte den Motor ab. Sie hatte zu weinen aufgehört, aber sie schwieg immer noch. Auch ich sagte nichts. Geselliges Schweigen konnte angenehm sein. Dieses fühlte sich fast tödlich an.
    Sie holte ihre Winstons aus der Handtasche, sah sie an und legte sie dann zurück. Das Einschnappen des Verschlusses klang sehr laut. Sie sah mich an. Ihre Haare glichen einer dunklen Wolke, die das blasse Oval ihres Gesichts umgab. »Gibt es irgendwas, was du mir erzählen möchtest, George?«
    Vor allem hätte ich ihr erzählen wollen, dass ich nicht George hieß. Diesen Namen konnte ich nicht mehr ausstehen. Ich hasste ihn beinahe.
    »Zwei Dinge. Erstens: Ich liebe dich. Zweitens: Ich tue nichts, wofür ich mich schäme. Oh, und zwei a: Nichts, wofür du dich schämen würdest.«
    »Gut. Das ist gut. Und ich liebe dich auch, George. Aber ich werde dir etwas erzählen, wenn du zuhören willst.«
    »Dir höre ich immer zu.« Aber ich hatte Angst davor.
    »Alles kann so bleiben wie es ist … vorerst. Solange ich noch mit John Clayton verheiratet bin, auch wenn die Ehe nur auf dem Papier existiert und nie richtig vollzogen wurde, gibt es Dinge, die ich dich meiner Einschätzung nach nicht fragen darf … oder von dir verlangen darf.«
    »Sadie …«
    Sie legte mir einen Finger auf die Lippen. »Vorerst. Aber ich werde keinem Mann mehr erlauben, einen Besenstiel ins Bett zu legen. Hast du verstanden?«
    Sie drückte einen Kuss auf die Stelle, wo ihr Finger gelegen hatte, dann lief sie hinauf zur Haustür und angelte bereits nach ihrem Schlüssel.
    So begann das Jahr 1962 für den Mann, der sich George Amberson nannte.
    2
    Der Neujahrstag brach kalt und klar an, und der Wetterfrosch im Morning Farm Report drohte mit gefrierendem Nebel in tieferen Lagen. Die beiden verwanzten Lampen hatte ich in meiner Garage stehen. Ich legte eine davon ins Auto und fuhr nach Fort Worth. Ich stellte mir vor, wenn es jemals einen Tag gäbe, auf dem der Lumpenkarneval auf der Mercedes Street geschlossen hätte, würde es dieser sein. Ich behielt recht. Dort war es still wie … nun, still wie im Mausoleum der Familie Tracker, in das ich Frank Dunnings Leiche geschleift hatte. In den fast kahlen Vorgärten lagen umgeworfene Dreiräder und ein paar Spielsachen. Irgendein Spaßvogel hatte ein größeres Spielzeug – einen monströsen alten Mercury – direkt neben seiner Veranda abgestellt. Die Autotüren standen noch offen. Auf der unbefestigten Fahrbahn lagen einige traurige Luftschlangen aus Krepp, und die Rinnsteine waren voller Bierdosen, hauptsächlich der Marke Lone Star.
    Ich sah zum Haus Nummer 2706 hinüber, an dessen Wohnzimmerfenster niemand stand, und stellte fest, dass Ivy die Wahrheit gesagt hatte: Von dort aus konnte man genau ins Wohnzimmer der Nummer 2703 sehen.
    Ich parkte auf den Betonstreifen der Einfahrt, als hätte ich jedes Recht, das ehemalige Heim der unglücklichen Familie Templeton zu betreten. Ich nahm die Lampe und meinen ganz neuen Werkzeugkasten mit und ging zur Haustür. Ich erlebte einen schlimmen Augenblick, als der Nachschlüssel seinen Dienst verweigerte, aber er war

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