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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie in Christys AA -Meetings sagten: Keep it simple, stupid. Mach’s deppensicher. Warum zum Teufel hantierte ich mit einer verwanzten Flohmarktlampe herum, wenn die Zukunft der Welt auf dem Spiel stand?
    Es war Al Templeton, der mir antwortete. Du bist hier, weil es da noch eine gewisse Unsicherheit gibt. Du bist hier, weil Oswald vielleicht wirklich nur ein Sündenbock war, wenn George de Mohrenschildt mehr ist, als er zu sein scheint. Du bist hier, um Kennedy zu retten, und damit musst du jetzt anfangen. Also stell die Scheißlampe an ihren Platz zurück.
    Ich stellte die Lampe an ihren Platz zurück, aber ihre mangelhafte Stabilität machte mir Sorgen. Was war, wenn Lee sie selbst von der Kommode stieß und die Wanze darin entdeckte, weil der Porzellanfuß zersplitterte? Oder wenn Lee und de Mohrenschildt sich in diesem Raum besprachen – aber ohne Licht zu machen und so leise, dass mein Richtmikrofon ihre Stimmen nicht mehr aufnehmen konnte? Dann wäre alles vergebens gewesen.
    Mit dieser Einstellung gelingt dir noch nicht einmal ein Omelett, Kumpel.
    Was mich überzeugte, war der Gedanke an Sadie. Ich liebte sie, und sie liebte mich – zumindest hatte sie das getan –, und ich hatte das alles weggeworfen, um in diese beschissene Straße zu kommen. Und ich würde sie bei Gott nicht verlassen, bevor ich mitzuhören versucht hatte, was George de Mohrenschildt zu sagen hatte.
    Ich schlüpfte durch die Hintertür ins Freie, nahm die kleine Taschenlampe zwischen die Zähne und verband so die Litze mit dem Bandgerät. Zum Schutz vor Witterungseinflüssen steckte ich das kleine Gerät in eine rostige Crisco-Dose, die ich in einem kleinen Nest aus Ziegeln und Brettern verbarg, das ich schon vorbereitet hatte.
    Dann kehrte ich in mein eigenes beschissenes kleines Haus zurück und wartete.
    12
    Sie schalteten das Licht immer erst ein, wenn man schon fast nichts mehr sah. Vermutlich wollten sie Strom sparen. Außerdem war Lee ein Werktätiger. Er ging früh ins Bett, und sie ging mit. Als ich das erste Mal die Aufzeichnung kontrollierte, hörte ich hauptsächlich Russisch – und zwar sehr gedehntes Russisch, weil das Gerät so langsam lief. Wenn Marina unterwegs ihren englischen Wortschatz ausprobierte, korrigierte Lee sie ungeduldig. Trotzdem sprach er mit June manchmal englisch, wenn die Kleine unruhig war, stets mit leiser, beschwichtigender Stimme. Manchmal sang er ihr sogar etwas vor. In der superlangsamen Aufnahme klang das, als würde ein Schwertwal sich an »Rockabye, Baby« versuchen.
    Zweimal hörte ich, wie er Marina schlug, und beim zweiten Mal genügte Russisch ihm nicht, um seinen Zorn auszudrücken. »Du wertlose, nörgelnde Schlampe! Vielleicht hat meine Ma dich doch richtig eingeschätzt!« Dann war zu hören, wie eine Tür zugeknallt wurde, und Marina blieb weinend zurück. Ihr Weinen verstummte abrupt, als sie die Lampe ausmachte.
    Am Abend des 4. September sah ich einen vielleicht dreizehnjährigen Jungen mit einem Leinenbeutel über der Schulter an die Haustür der Oswalds klopfen. Lee, barfuß und in T-Shirt und Jeans, machte ihm auf. Sie redeten miteinander. Lee bat ihn herein. Sie sprachen weiter. Zwischendurch griff Lee nach einem Buch und zeigte es dem Jungen, der es zweifelnd betrachtete. Mein Richtmikrofon konnte ich nicht benutzen, weil das Wetter kühl geworden und die Fenster im Haus gegenüber geschlossen waren. Aber die Schiefe Lampe von Pisa brannte, und als ich mir spätnachts die Aufnahme anhörte, kam ich in den Genuss einer amüsanten Aufzeichnung. Beim dritten Abspielen hörte ich kaum noch, wie schleppend gedehnt die beiden sprachen.
    Der Junge verkaufte Abonnements für eine Zeitung – oder vielleicht eine Zeitschrift – namens Grit. Er erklärte den Oswalds, dass dort alles mögliche interessante Zeug drin stehe, mit dem die New Yorker Blätter sich nicht abgäben (er bezeichnete es als Lokalnachrichten), dazu Sportreportagen und Gartentipps. Sie enthielt auch erdachte Geschichten, wie er sie nannte, und Comicstrips. » Dixie Dugan kriegen Sie im Times Herald nicht«, informierte er sie. »Meine Ma liebt Dixie.«
    »Nun, mein Sohn, das ist schön«, sagte Lee. »Du bist ein richtiger kleiner Geschäftsmann, was?«
    »Äh … ja, Sir?«
    »Sag mir, wie viel du verdienst.«
    »Ich kriege von jedem Dime nur vier Cent, aber das ist nicht die Hauptsache, Sir. Mir gefallen vor allem die Prämien. Die sind viel besser als die für den Verkauf von Cloverine-Salbe. Damit können sie

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