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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf der Heckscheibe forderte GO, SOONERS!. Ich warf einen Blick ins Wageninnere und sah ein Durcheinander von Lehrbüchern. Irgendein Student, der vielleicht nach Süden unterwegs war, um in den Semesterferien seine Familie zu besuchen. Oder ein ralliges Lehrerpaar, das die liberale Gästepolitik der Candlewood Bungalows ausnutzte.
    Wieder ein nicht ganz tonreines Klingen, als die Vergangenheit sich mit sich selbst in Einklang brachte. Ich berührte den Kofferraumdeckel, wie ich es schon in Lisbon Falls getan hatte, dann kehrte ich in den Bungalow zurück. Sadie hatte die Decke bis zur Taille hinuntergeschoben, und als ich hereinkam, wurde sie vom kalten Luftzug geweckt. Sie setzte sich auf und zog die Bettdecke dabei bis zum Hals hoch, ließ sie aber wieder los, als sie sah, dass ich es war.
    »Kannst du nicht schlafen, Schatz?«
    »Ich hab schlecht geträumt und war draußen, um frische Luft zu schnappen.«
    »Was hast du denn geträumt?«
    Ich zog den Reißverschluss meiner Jeans auf und streifte die Mokassins ab. »Weiß ich nicht mehr.«
    »Versuch dich zu erinnern. Meine Mutter hat immer gesagt, dass Träume, die man erzählt, nicht wahr werden.«
    Ich schlüpfte nur mit meinem Unterhemd bekleidet zu ihr unter die Decke. » Meine Mutter hat immer gesagt, dass man seinen Schatz küssen muss, damit die bösen Träume nicht wahr werden.«
    »Hat sie das wirklich gesagt?«
    »Nein.«
    »Na ja, möglich könnte es immerhin sein«, sagte sie nachdenklich. »Komm, wir versuchen es.«
    Wir versuchten es.
    Eines führte zum anderen.
    10
    Danach zündete sie sich eine Zigarette an. Ich beobachtete neben ihr liegend, wie der Rauch aufstieg und sich im Mondschein, der manchmal durch die halb offenen Vorhänge einfiel, bläulich färbte. In der Neely Street würde ich die Vorhänge nie so lassen, dachte ich. In der Neely Street, in meinem anderen Leben, bin ich ständig allein und achte trotzdem darauf, sie immer zu schließen. Das heißt, außer wenn ich nach draußen spähe. Und lauere.
    In diesem Augenblick konnte ich mich selbst nicht sehr gut leiden.
    »George?«
    Ich seufzte. »Das ist nicht mein richtiger Name.«
    »Ich weiß.«
    Ich sah sie an. Sie machte einen tiefen Zug und genoss ihre Zigarette ohne Schuldgefühle, wie es die Menschen im Land des Einst eben taten. »Ich besitze keine Insiderinformationen, falls du das denkst. Aber das ist nur logisch. Schließlich ist deine übrige Vergangenheit auch erfunden. Und ich bin froh darüber. Den Namen George mag ich nicht sonderlich. Er ist – wie sagst du manchmal? – irgendwie dröge.«
    »Würde dir Jake gefallen?«
    »Wie in Jacob?«
    »Ja.«
    »Der gefällt mir.« Sadie wandte sich mir zu. »In der Bibel ringt Jakob mit einem Engel. Und du ringst auch mit etwas, nicht wahr?«
    »Das stimmt wohl, aber nicht mit einem Engel.« Allerdings gab Lee Oswald auch keinen sehr guten Teufel ab. In dieser Rolle gefiel mir George de Mohrenschildt besser. In der Bibel war der Satan der Versucher, der ein Angebot unterbreitete und dann beiseitetrat. Ich hoffte, dass de Mohrenschildt sich ähnlich verhalten würde.
    Sadie drückte ihre Zigarette aus. Sie klang ruhig, aber ihr Blick drückte Sorge aus. »Kannst du dabei verletzt werden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Musst du fortgehen? Ich weiß nicht, ob ich es aushalten könnte, wenn du fortgehen müsstest. Als ich dort war, wäre ich lieber gestorben, als das zuzugeben, aber Reno war ein Albtraum. Dich endgültig zu verlieren …« Sie schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, das könnte ich bestimmt nicht ertragen.«
    »Ich will dich heiraten«, sagte ich.
    »Mein Gott«, sagte sie leise. »Als ich mich gerade damit abfinden will, dass das nie passieren wird, will Jake-alias-George mich auf einmal heiraten.«
    »Nicht sofort, aber wenn die kommende Woche so verläuft, wie ich hoffe … Willst du?«
    »Natürlich. Aber ich habe noch eine klitzekleine Frage.«
    »Ob ich ledig bin? Vor dem Gesetz unverheiratet? Willst du das wissen?«
    Sie nickte.
    »Das bin ich«, sagte ich.
    Sie ließ zufrieden lächelnd einen komischen Seufzer hören. Dann wurde sie wieder ernst. »Kann ich dir helfen? Lass mich dir helfen.«
    Bei dieser Vorstellung überlief es mich kalt, und das sah sie mir offenbar an.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »So schlimm ist es also«, sagte sie nachdenklich.
    »Ich will es mal so ausdrücken: Im Augenblick bin ich in der Nähe einer großen Maschine voller scharfer Zähne, die auf Hochtouren läuft. Solange

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