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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Special wanderte voll geladen in meine Aktentasche. Ich kann mich nicht erinnern, nervös gewesen zu sein; als der Tag nun endlich da war, fühlte ich mich wie ein Mensch in einer Isolierhülle. Ich sah auf meine Uhr: halb vier.
    Ich wollte wieder den Alpha-Beta-Parkplatz an der Wycliff Avenue benutzen. Den konnte ich bis 16.15 Uhr erreichen, auch wenn der Verkehr quer durch die Stadt dicht war. Dann würde ich die Gasse erkunden. Falls sie menschenleer war, was ich um diese Tageszeit erwartete, würde ich den Hohlraum hinter dem losen Brett kontrollieren. Stimmte Als Aussage, dass Lee das Carcano im Voraus versteckt hatte (obwohl er in Bezug auf den Ort danebenlag), würde es dort sein.
    Anschließend würde ich für einige Zeit zu meinem Wagen zurückgehen und für den Fall, dass Lee frühzeitig kam, die Bushaltestelle beobachten. Sobald um 19 Uhr der Begrüßungsgottesdienst in der Mormonenkirche begann, würde ich zu dem Café schlendern, in dem es ganztägig Frühstück gab, und mir einen Fensterplatz suchen. Ich würde eine Kleinigkeit essen, obwohl ich keinen Hunger haben würde, und mir dabei viel Zeit lassen, die Busse beobachten und hoffen, dass Lee, wenn er endlich kam, allein ausstieg. Und natürlich würde ich darauf hoffen, dass ich George de Mohrenschildts Straßenkreuzer nicht zu Gesicht bekommen würde.
    Zumindest war das der Plan.
    Ich griff nach der Aktentasche und sah dabei nochmals auf meine Armbanduhr. Drei Uhr dreiunddreißig. Der Chevy war aufgetankt und abfahrbereit. Wäre ich wie geplant hinausgegangen und eingestiegen, hätte mein Telefon in einer leeren Wohnung geklingelt. Aber das tat ich nicht, weil jemand anklopfte, als ich eben nach dem Türknopf griff.
    Als ich aufmachte, stand draußen Marina Oswald.
    2
    Im ersten Augenblick glotzte ich sie nur an, unfähig zu sprechen oder mich zu bewegen. Das lag vor allem an ihrem unerwarteten Besuch, hatte aber auch noch einen weiteren Grund. Bis sie in Person vor mir stand, war mir nicht bewusst gewesen, wie sehr ihre großen, blauen Augen denen Sadies ähnelten.
    Marina ignorierte meine überraschte Reaktion oder nahm sie gar nicht wahr. Sie hatte selbst Probleme. »Bitte entschuldigen, haben Sie mein musch gesehen?« Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte leicht den Kopf. »Äh-Mann.« Sie versuchte zu lächeln, und obwohl sie jetzt mit hübsch überkronten Zähnen lächeln konnte, war dieser Versuch nicht sehr erfolgreich. »Sorry, Sir, nicht gut sprechen. Bin Weißrussland.«
    Ich hörte jemand – vermutlich war ich das – fragen, ob sie den Mann meine, der über mir wohne.
    »Ja, bitte, mein Äh-Mann , Lee. Wir leben oben in erste Stock. Diese unser malyschka … unser Baby.« Sie zeigte auf June, die am Fuß der Treppe in ihrem Sportwagen saß und zufrieden an einem Schnuller nuckelte. »Seit seine Arbeit verlieren, er gehen immer fort.« Sie versuchte sich wieder an einem Lächeln, und als sie dabei die Augen leicht zukniff, quoll eine Träne aus dem linken Augenwinkel und rollte über ihre Wange.
    Aha. Der olle Bobby Stovall konnte anscheinend doch ohne seinen besten Fototechniker auskommen.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, Mrs. …« Beinahe hätte ich Oswald gesagt, konnte mich aber gerade noch beherrschen. Und das war auch gut, denn woher hätte ich ihren Namen wissen sollen? Sie bekamen anscheinend nie etwas ins Haus geliefert. Auf der Veranda gab es zwei Briefkästen, aber auf keinem stand ihr Name. Auch meiner stand auf keinem der beiden. Und auch ich bekam nichts ins Haus geliefert.
    »Os’wal«, sagte sie und streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie, war aber mehr denn je davon überzeugt, das alles nur im Traum zu erleben. Aber ihre kleine trockene Hand war nur allzu real. »Marina Os’wal. Ich bin freuen, Sie kennenlernen, Sir.«
    »Tut mir leid, Mrs. Oswald, ich habe ihn heute nicht gesehen.« Das stimmte nicht: Ich hatte ihn kurz nach Mittag weggehen sehen, nicht lange nachdem Ruth Paines Kombi Marina und June nach Irving entführt hatte.
    »Ich in Sorge für ihn«, sagte sie. »Er … ich weiß nicht … sorry. Will nicht Sie belästigen.« Sie lächelte wieder – das süßeste, traurigste Lächeln – und wischte sich langsam die Träne ab.
    »Wenn ich ihn sehe …«
    Jetzt wirkte sie besorgt. »Nein, nein, nicht ihm sagen. Ich nicht reden sollen mit Fremde. Er kommen heim zu Abendessen, vielleicht sicher.« Sie ging die Stufen hinunter und sprach auf rus sisch zu der Kleinen, die lachend ihre molligen

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