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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht im Jahr 1990 leben, was?«
    5
    Es war eine schweigsame, bedrückte kleine Gruppe, die an jenem Nachmittag das Krankenhaus verließ. Bevor wir den Parkplatz erreichten, berührte Miz Ellie mich am Ärmel. »Ich hätte auf Sie hören sollen, George. Es tut mir so schrecklich, schrecklich leid.«
    »Ich weiß nicht, ob das etwas ausgemacht hätte, aber wenn Sie etwas wiedergutmachen wollen, bitten Sie Freddy Quinlan, mich mal anzurufen«, sagte ich. »Er ist der Immobilienmakler, der mir behilflich war, als ich damals nach Jodie gekommen bin. Ich möchte in diesem Sommer in Sadies Nähe sein, und das bedeutet, dass ich irgendetwas mieten muss.«
    »Du kannst bei mir wohnen«, sagte Deke. »Ich habe reichlich Platz.«
    Ich wandte mich ihm zu. »Ist das dein Ernst?«
    »Du tätest mir sogar einen Gefallen.«
    »Ich zahle gern eine …«
    Deke winkte ab. »Du kannst deinen Anteil am Essen zahlen. Das reicht völlig.«
    Ellie und er waren mit seinem Ranch Wagon gekommen. Ich beobachtete, wie sie wegfuhren, dann schlurfte ich zu meinem Chevrolet, der mir jetzt – was vermutlich nicht fair war – als Unglücksbringer erschien. Niemals hatte ich weniger in die West Neely Street zurückfahren wollen, in der ich bestimmt hören würde, wie Lee seine Frustration darüber, dass er General Walker verfehlt hatte, an Marina auslassen würde.
    »Mr. A.?« Es war Mike. Bobbi Jill stand mit verschränkten Armen einige Schritte hinter ihm. Sie wirkte unglücklich und schien zu frieren.
    »Ja, Mike?«
    »Wer zahlt Miss Dunhills Krankenhausrechnungen? Und alle diese Operationen, von denen er gesprochen hat? Ist sie denn versichert?«
    »Ich glaube schon.« Aber sicher nicht ausreichend, nicht für mehrfache Operationen. Ich dachte an ihre Eltern, aber die Tatsache, dass sie noch nicht aufgekreuzt waren, war beunruhigend. Sie konnten doch unmöglich ihr vorwerfen, was Clayton getan hatte … oder etwa doch? Für mich war das unvorstellbar, aber ich kam aus einer Welt, in der ein Schwarzer US -Präsident war und Frauen, jedenfalls größtenteils, als gleichberechtigt behandelt wurden. 1963 war mir nie fremdartiger erschienen als in diesem Augenblick.
    »Ich helfe ihr, so gut ich kann«, sagte ich. Aber wie wirkungsvoll würde diese Hilfe sein? Von meinen Geldreserven konnte ich noch ein paar Monate leben, aber sie würden niemals für ein halbes Dutzend plastischer Gesichtsoperationen ausreichen. Ich wollte nicht wieder in das Wettbüro Faith Financial in der Greenville Avenue gehen, aber ich würde es wohl tun, wenn es sein musste. Das Kentucky Derby würde in weniger als einem Monat stattfinden, und wenn Als Aufzeichnungen zutrafen, würde der Außenseiter Cha teaugay siegen. Ein Tausender auf Sieg würde sieben bis acht Mille bringen, die für Sadies Krankenhausaufenthalt und – bei den Preisen von 1963 – für einige der nachfolgenden Operationen aus reichen würden.
    »Ich hab eine Idee«, sagte Mike und sah sich dann um. Bobbi Jill lächelte ihm aufmunternd zu. »Das heißt, ich und Bobbi haben eine.«
    »Bobbi und ich, Mike. Du bist kein Teenie mehr, also red nicht wie einer.«
    »Klar, klar, sorry. Wenn Sie ein paar Minuten mit uns in die Cafeteria gehen, setzen wir sie Ihnen auseinander.«
    Ich ging mit. Wir tranken Kaffee. Ich hörte mir ihre Idee an. Und erklärte mich damit einverstanden. Wann immer die Vergangenheit für Harmonie sorgte, räusperte sich der Weise und sang mit.
    6
    An diesem Abend kam es in der Wohnung über mir zu einem Riesenkrach. Sogar die kleine June beteiligte sich daran, indem sie wie am Spieß brüllte. Ich machte mir nicht die Mühe, die Oswalds zu belauschen; sie würden sich ohnehin hauptsächlich auf russisch anschreien. Gegen acht herrschte dann ungewohnte Stille. Ich vermutete, dass sie zwei Stunden früher als gewöhnlich ins Bett gegangen waren, was ich als Erleichterung empfand.
    Als ich gerade überlegte, ob auch ich ins Bett gehen sollte, hielt der Straßenkreuzer der de Mohrenschildts vor dem Haus. Jeanne glitt aus dem Cadillac; George sprang geradezu mit charakteristischem Schachtelteufelelan aus dem Wagen. Er öffnete die linke hintere Tür und holte einen riesigen Spielzeughasen mit unmöglich purpurrotem Fell heraus. Ich glotzte das Plüschtier sekun denlang durch meinen Vorhangspalt an, bis ich den Anlass für die ses Geschenk begriff. Morgen war Ostersonntag.
    Sie machten sich auf den Weg zu der Außentreppe. Jeanne ging im normalen Tempo, während George ihr voraushüpfte.

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