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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht stimmt. Und ich hab ihn trotzdem geheiratet. Vor allem weil meine Eltern es unbedingt wollten. Sie haben mich noch nicht besucht, und ich bin froh darüber. Weil ich auch ihnen die Schuld gebe. Das ist schrecklich, oder?«
    »Wenn du schon dabei bist, Schuld zu verteilen, kannst du auch eine Portion für mich aufheben. Ich habe den gottverdammten Plymouth, den er gefahren hat, mindestens zweimal direkt vor mir gesehen und ein paarmal aus den Augenwinkeln.«
    »In diesem Punkt brauchst du dich nicht schuldig zu fühlen. Von dem Detective der State Police und dem Texas Ranger, die mich befragt haben, weiß ich, dass Johnny den ganzen Kofferraum voll Nummernschilder hatte. Er muss sie in Autohöfen geklaut haben, haben sie gesagt. Und er hatte jede Menge Aufkleber, wie heißen die gleich wieder …«
    »Sticker«, sagte ich und dachte an den einen, der mich auf dem Parkplatz der Candlewood Bungalows getäuscht hatte. GO, SOONERS! Ich hatte den Fehler gemacht, den wiederholt auftauchenden weiß-roten Plymouth nur als eine weitere harmonische Schwingung der Vergangenheit abzutun. Dabei hätte ich es besser wissen müssen. Ich hätte es auch besser gewusst, wenn ich nicht in Gedanken bei Lee Oswald und General Walker in Dallas gewesen wäre. Und wenn es Schuld zu verteilen gab, musste auch Deke seinen Teil abbekommen. Schließlich hatte er den Mann gesehen und seine auffällig tief eingesunkenen Schläfen bemerkt.
    Lass es gut sein, dachte ich. Es ist passiert. Das kann man nicht mehr rückgängig machen.
    In Wahrheit konnte man das sehr wohl.
    »Jake, weiß die Polizei, dass du … nicht ganz der bist, als der du dich ausgibst?«
    Ich strich ihr die Haare, die rechts noch lang waren, aus dem Gesicht. »Da ist nichts zu befürchten.«
    Deke und ich waren von denselben Polizeibeamten vernommen worden, die Sadie befragt hatten, bevor man sie in den OP gerollt hatte. Der Detective von der State Police hatte einen halbherzigen Tadel an Männern geäußert, die im Fernsehen zu viele Westernfilme gesehen hätten. Der Ranger hatte ihm zugestimmt, uns dann aber die Hand geschüttelt und gesagt: »An Ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt.«
    »Deke hat mich so gut wie möglich aus allem rausgehalten. Er will sicherstellen, dass der Schulausschuss keine kalten Füße bekommt, wenn es darum geht, deinen Vertrag zu verlängern. Mir kommt es unglaublich vor, dass das Opfer der Messerattacke eines Geisteskranken als moralisch zweifelhaft entlassen werden könnte, aber Deke scheint es für besser zu halten, gleich …«
    »Ich kann nicht zurückgehen. Wie ich jetzt aussehe, kann ich den Schülern nicht gegenübertreten.«
    »Sadie, wenn du wüsstest, wie viele von denen hier gewesen sind, um …«
    »Das war lieb von ihnen, es bedeutet mir viel, aber sie sind genau diejenigen, vor die ich nicht treten könnte. Verstehst du das nicht? Mit den anderen, die lachen und Witze reißen, würde ich fertig, glaube ich. In Georgia hatte ich eine Kollegin mit einer Hasenscharte. Von ihr habe ich viel über den Umgang mit der Grausamkeit von Jugendlichen gelernt. Aber die anderen – die Wohlmeinenden – würden mir den Rest geben. Ihre mitleidigen Blicke … und die anderen, die mich gar nicht ansehen könnten.« Sie holte erschaudernd tief Luft, dann brach es aus ihr heraus: »Außerdem schäme ich mich. Ich weiß, dass das Leben hart ist, das weiß im Innersten wohl jeder, aber warum muss es noch dazu grausam sein? Warum muss es zubeißen? «
    Ich nahm sie in die Arme. Die unverletzte Hälfte ihres Gesichts war heiß und schien zu pochen. »Das weiß ich nicht, Schatz.«
    »Wieso bekommt man keine zweite Chance?«
    Ich hielt sie in den Armen. Als ihre Atmung regelmäßig wurde, ließ ich sie zurücksinken und stand leise auf, um zu gehen. Ohne die Augen zu öffnen, sagte sie: »Du hast mir erzählt, du würdest am Mittwochabend etwas beobachten müssen. Ich glaube nicht, dass das Johnny Clayton war, der sich selbst die Kehle durchschneidet, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Hast du es verpasst?«
    Ich überlegte, ob ich lügen sollte, tat es aber nicht. »Ja.«
    Jetzt öffnete sie die Augen, aber das war mühsam, und sie würden nicht lange offen bleiben. »Bekommst du eine zweite Chance?«
    »Weiß ich nicht. Ist auch unwichtig.«
    Das entsprach nicht der Wahrheit. Denn es würde für John Kennedys Frau und seine Kinder wichtig sein; es würde für seine Brüder wichtig sein … vielleicht auch für Martin Luther King und ganz bestimmt für

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