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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verkaufen müssen.«
    »Das Abbezahlen übernehme ich.«
    Das drang durch. Sie starrte mich entsetzt an. »Das kannst du dir nicht leisten!«
    »Doch, das kann ich.« Was sogar der Wahrheit entsprach … wenigstens für einige Zeit. Und ich konnte immer noch auf Chateaugay zurückgreifen. »Ich ziehe aus Dallas weg und quartiere mich bei Deke ein. Er verlangt keine Miete, sodass reichlich Geld für die Tilgungszahlungen übrig bleibt.«
    Aus ihrem rechten Auge quoll eine Träne, die zitternd im Augenwinkel hängen blieb. »Du verstehst nicht ganz, worum es hier geht. Ich komme noch nicht wieder allein zurecht. Und ich will nicht ›aufgenommen‹ werden – außer zu Hause, wo Mama eine Pflegerin einstellen wird, die ihr die unangenehmen Sachen abnimmt. Ich habe mir noch etwas Stolz bewahrt. Nicht viel, aber immerhin ein bisschen.«
    »Ich pflege dich.«
    Sie starrte mich verwundert an. »Was?«
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Und was mich betrifft, Sadie, kannst du dir deinen Stolz sonst wohin stecken. Ich liebe dich nämlich. Und wenn du mich auch liebst, hörst du auf, dummes Zeug über eine Heimkehr zu deinem Krokodil von einer Mutter zu quatschen.«
    Sie rang sich ein schwaches Lächeln ab, dann saß sie mit den Händen auf dem Schoß ihres dünnen Gewands nachdenklich schweigend da. »Du bist nach Texas gekommen, um etwas zu tun – aber nicht, um eine Schulbibliothekarin zu pflegen, die zu dumm war, die Gefahr zu erkennen, in der sie war.«
    »Was ich in Dallas zu tun habe, ist aufgeschoben.«
    »Ganz im Ernst? «
    »Ja.« Und damit war die Entscheidung auch schon gefallen. Lee würde nach New Orleans ziehen, und ich würde nach Jodie zurückgehen. »Du brauchst Zeit, Sadie, und ich habe Zeit. Wir können sie genauso gut gemeinsam verbringen.«
    »Du kannst mich nicht wollen.« Ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Nicht so, wie ich jetzt aussehe.«
    »Aber ich tu’s trotzdem.«
    Ihr Blick zeigte, dass sie es nicht zu hoffen wagte, aber trotzdem die Hoffnung hegte. »Wieso solltest du das tun?«
    »Weil du das Beste bist, was mir in meinem Leben passiert ist.«
    Ihr unverletzt gebliebener Mundwinkel begann zu zucken. Die Träne lief über ihre Wange, dann folgten weitere. »Wenn ich nicht nach Savannah zurückmüsste … wenn ich nicht bei ihnen … bei ihr … leben müsste, dann könnte ich vielleicht, ich weiß nicht, vielleicht wieder ein kleines bisschen in Ordnung kommen.«
    Ich schloss sie behutsam in die Arme. »Viel mehr als nur ein kleines bisschen.«
    »Jake?« Ihre Stimme war von Tränen gedämpft. »Tust du mir noch einen Gefallen, bevor du gehst?«
    »Welchen, Schatz?«
    »Schaff das gottverdammte Nudelgericht hier raus. Von dem Geruch wird mir schlecht.«
    10
    Die Oberschwester mit den Schultern eines Footballspielers und der mit einer Nadel an ihrem Busen befestigten Taschenuhr war Rhonda McGinley, und am 18. April bestand sie darauf, Sadies Rollstuhl nicht nur in den Aufzug, sondern bis zum Randstein zu schieben, wo Dekes Ranch Wagon mit offener Beifahrertür bereitstand.
    »Lassen Sie sich ja nicht wieder hier blicken, Schätzchen«, sagte Schwester McGinley, nachdem wir Sadie ins Auto geholfen hatten.
    Sadie lächelte geistesabwesend und sagte nichts. Sie war – um es ganz deutlich zu sagen – völlig zugedröhnt. Dr. Ellerton hatte ihr Gesicht an diesem Morgen noch einmal untersucht: ein sehr schmerzhafter Vorgang, vor dem sie eine zusätzliche Dosis Schmerzmittel bekommen hatte.
    McGinley wandte sich an mich. »In den kommenden Monaten wird sie viel liebevolle Fürsorge brauchen.«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    Wir fuhren los. Zehn Meilen südlich von Dallas sagte Deke: »Nimm sie ihr weg, und wirf sie aus dem Fenster. Ich hab genug mit diesem verdammten Verkehr zu tun.«
    Sadie war mit einer brennenden Zigarette zwischen den Fingern eingenickt. Ich beugte mich über die Sitzlehne und nahm ihr die Zigarette weg. Dabei stöhnte sie arg und sagte: »Bitte nicht, Johnny, tu das bitte nicht.«
    Deke und ich wechselten einen Blick. Nur ganz kurz, aber lange genug, um zu sehen, dass wir das Gleiche dachten: Vor ihr liegt ein langer Weg. Ein sehr langer.
    11
    Ich zog in Dekes nach spanischem Vorbild gestaltetes Haus in der Sam Houston Road ein. Zumindest nach außen hin. In Wirklichkeit zog ich zu Sadie in das Haus Bee Tree Lane 135. Als ich sie nach Hause brachte, fürchtete ich mich davor, was wir dort vorfinden könnten, und ich glaube, dass es Sadie – zugedröhnt

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