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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dunhill hat sich zurückgehalten, bis ihre Mutter meinte, was für eine Schande es wäre, dass sie schon wieder die Kirche wechseln müssten. Da hat die junge Frau die Beherrschung verloren und sie lautstark aus dem Zimmer gewiesen.«
    »Gut gemacht«, sagte ich.
    »Ich habe sie schreien gehört: ›Wollt ihr sehen, was der Sohn eurer guten Freunde mir angetan hat?‹ … und da bin ich losgerannt, mein Lieber. Sie hat versucht, sich den Verband abzureißen. Und die Mutter … die hat sich nach vorn gebeugt, Mr. Amberson. Ganz begierig. Sie wollte doch tatsächlich die Wunde sehen. Ich habe die Eltern aus dem Zimmer gedrängt und einen Assistenzarzt geholt, damit er Miss Dunhill eine Beruhigungsspritze gibt. Der Vater – ein kümmerliches, kleines Männchen – hat versucht, sich für seine Frau zu entschuldigen. ›Sie hat nicht gemerkt, dass sie Sadie aus der Fassung bringt‹, sagt er. ›Na, und was ist mit Ihnen?‹, habe ich da gesagt. ›Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?‹ Und wissen Sie, was die Frau gesagt hat, bevor sie im Aufzug verschwunden sind?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie hat gesagt: ›Ich kann ihn nicht verurteilen – wie denn auch? Er hat früher bei uns im Garten gespielt und war der niedlichste kleine Junge, den man sich denken konnte.‹ Ist das nicht unglaublich?«
    Für mich war es das nicht. Weil ich glaubte, Mrs. Dunhill gewissermaßen schon begegnet zu sein. Auf der West Seventh Street in Fort Worth, auf der sie laut schreiend hinter ihrem älteren Sohn hergelaufen war. Halt, Robert, geh nicht so schnell, ich bin noch nicht mit dir fertig!
    »Wenn Sie reingehen, ist sie vielleicht … ein bisschen dünnhäutig. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass sie gute Gründe dafür hat.«
    9
    Sie war nicht dünnhäutig. Falls es etwas wie eine heitere Niedergeschlagenheit gab, so war das Sadies Gemütszustand an diesem Osterabend. Sie saß auf ihrem Stuhl, immerhin, und hatte einen nicht angerührten Teller von dem Nudelgericht vor sich. Sie hatte abgenommen; ihr langer Körper schien in dem weißen Krankenhausnachthemd, das sie bei meinem Hereinkommen enger um sich zog, regelrecht zu schweben.
    Aber sie lächelte – mit der Gesichtshälfte, die das noch konnte –, und hielt mir die unverletzte Wange hin, damit ich sie küssen konnte. »Hallo, George – so sollte ich dich lieber nennen, findest du nicht auch?«
    »Vielleicht hast du recht. Wie geht’s dir, Schatz?«
    »Die Ärzte sind zufrieden, aber mein Gesicht fühlt sich an, als hätte es jemand mit Kerosin übergossen und angezündet. Das kommt daher, dass sie mir inzwischen weniger Schmerzmittel geben. Gott verhüte, dass ich hier drogensüchtig werde!«
    »Wenn du mehr brauchst, kann ich mit jemand reden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es macht mich benommen, und ich muss nachdenken. Außerdem habe ich meine Gefühle dann nicht so gut im Griff. Mit meinen Eltern habe ich mich ziemlich heftig gestritten.«
    Hier gab es nur den einen Stuhl – außer man wollte das Klo in der Ecke mitzählen –, also setzte ich mich aufs Bett. »Die Oberschwester hat mir davon erzählt. Nach allem, was sie mitgekriegt hat, war dein Wutanfall nur berechtigt.«
    »Schon möglich, aber was nutzt mir das? Mama wird sich nie ändern. Sie kann stundenlang darüber reden, wie sie bei meiner Geburt fast draufgegangen wäre, aber sie empfindet sehr wenig für andere Menschen. Das ist nicht nur ein Mangel an Taktgefühl, sondern ihr fehlt noch etwas anderes. Mir fällt nur gerade das Wort dafür nicht ein.«
    »Empathie?«
    »Ja, genau! Und sie hat eine ziemlich scharfe Zunge. Die hat meinen Dad im Lauf der Jahre immer kleiner gemacht. Inzwischen sagt er kaum noch etwas.«
    »Du brauchst sie nicht wiederzusehen.«
    »Oh, ich denke schon.« Ihr ruhiger, leidenschaftsloser Ton gefiel mir immer weniger. »Mama sagt, dass sie mein altes Zimmer für mich herrichten, und ich kann eigentlich sonst nirgends hin.«
    »Dein Haus ist in Jodie. Und deine Arbeit auch.«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen. Ich werde kündigen.«
    »Nein, Sadie, nein. Das wäre eine sehr schlechte Idee.«
    Sie lächelte, so gut sie konnte. »Du klingst wie Miz Ellie. Die dir nicht geglaubt hat, als du sie vor Johnny gewarnt hast.« Sie dachte darüber nach, dann fügte sie hinzu: »Ich natürlich auch nicht. Ich habe wohl nie aufgehört, mich von Johnny täuschen lassen, was?«
    »Du hast ein Haus.«
    »Richtig. Und eine Hypothek, die ich nicht abbezahlen kann. Ich werde es

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