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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber nachdrücklich, obwohl sie anfangs versprochen hatte, wenigstens zur Generalprobe zu kommen. Sie verließ das Haus nur selten, und wenn doch, ging sie nur in den Garten. Seit dem Abend, an dem John Clayton ihr das Gesicht zerschnitten und sich dann selbst die Kehle durchtrennt hatte, war sie nicht mehr in der Schule gewesen – geschweige denn in der Stadt.
    5
    Den späten Vormittag und frühen Nachmittag des 12. Juli verbrachte ich bei einer letzten Technikprobe in der Grange Hall. Mike Coslaw, der die Rolle des Dramaturgen so selbstverständlich ausfüllte wie die eines Komikers, erzählte mir, dass die Samstagsvorstellung ausverkauft sei, die heutige zu neunzig Prozent. »Die restlichen Plätze gehen an der Abendkasse weg, Mr. A. Verlassen Sie sich darauf. Hoffentlich verpatzen ich und Bobbi Jill die Zugabe nicht.«
    »Bobbi Jill und ich, Mike. Und ihr werdet sie nicht verpatzen.«
    All das war gut. Weniger gut war, dass mir Ellen Dockertys Wagen begegnete, als ich eben auf die Bee Tree Lane abbog, und Sadie bei meinem Eintreffen mit verweintem Gesicht und einem Taschentuch in der zur Faust geballten Hand am Wohnzimmerfenster saß.
    »Was ist?«, fragte ich. »Was hat sie zu dir gesagt?«
    Sadie überraschte mich, indem sie sich ein Grinsen abrang. Es war ziemlich schief, besaß aber einen gewissen kessen Charme. »Nichts, was nicht wahr gewesen wäre. Mach dir bitte keine Sorgen. Ich mache dir ein Sandwich, und du kannst mir erzählen, wie es gelaufen ist.«
    Das tat ich dann also. Und ich machte mir natürlich Sorgen, die ich jedoch für mich behielt. Ebenso wie meinen Kommentar zum Thema lästige Schulleiterinnen, die sich in alles einmischen müssten. Um sechs Uhr an diesem Abend inspizierte Sadie mich, rückte mir die Krawatte zurecht und wischte dann einen Fussel, real oder imaginär, von einer Schulter meines Sportsakkos. »Ich würde dir Hals- und Beinbruch wünschen, aber geh einfach los und mach.«
    Sie trug ihre alten Jeans und eine Babydoll-Bluse, die – zumindest ein wenig – ihren enormen Gewichtsverlust tarnte. Ich musste unwillkürlich an das hübsche Kleid denken, das sie zum ursprünglichen Jodie Jamboree getragen hatte. Ein hübsches Kleid, in dem an jenem Abend eine hübsche junge Frau gesteckt hatte. Das war damals gewesen. Heute würde die junge Frau – auf einer Seite immer noch hübsch – zu Hause sitzen, wenn der Vorhang hochging, und sich eine Wiederholung von Route 66 ansehen.
    »Was hast du?«, fragte sie.
    »Ich wünschte nur, du wärst auch dort, das ist alles.«
    Ich bedauerte sofort, das gesagt zu haben, aber so schlimm war es dann doch nicht. Ihr Lächeln verblasste zunächst, kehrte dann aber zurück. Wie die Sonne, wenn sie vorübergehend durch eine sehr kleine Wolke verdeckt wurde. » Du bist dort. Das heißt, dass auch ich dort bin.« Aus dem einen Auge, das ihre Veronica-Lake-Welle nicht verdeckte, betrachtete sie mich mit scheuem Ernst. »Das heißt, wenn du mich liebst.«
    »Ich liebe dich sehr.«
    »Ja, das stimmt wohl.« Sie küsste meinen Mundwinkel. »Und ich liebe dich auch. Brich dir also nichts, und richte allen meinen Dank aus.«
    »Wird gemacht. Du hast keine Angst, wenn du hier allein bist?«
    »Ich komme schon zurecht.« Das war eigentlich keine Antwort auf meine Frage, aber das Beste, wozu sie im Augenblick imstande war.
    6
    Mike behielt recht, was die Abendkasse betraf. Die Freitagsvorstellung war eine volle Stunde vor Vorstellungsbeginn ausverkauft. Donald Bellingham, unser Inspizient, regelte die Saalbeleuchtung um Punkt 20 Uhr herunter. Ich hatte erwartet, nach dem fast unübertrefflichen Original mit seinem Tortenwurf-Finale (das wir nur am Samstagabend wiederholen würden, weil keiner von uns die Bühne der Grange Hall – und die vordersten Reihen – zweimal putzen wollte) eine gewisse Enttäuschung zu spüren, aber dieses Jamboree war fast ebenso gut. Für mich war der komische Höhepunkt der Show das gottverdammte tanzende Pony. Dr. Ellertons vordere Hälfte, der übertrieben begeisterte Coach Borman, walzte Bertha endlose Sekunden lang fast von der Bühne.
    Das Publikum hielt diese zwanzig oder dreißig Sekunden, in denen Bertha sich durchs Rampenlicht schlängelte, für einen Teil der Show und applaudierte dieser Kühnheit herzhaft. Ich, der es besser wusste, fand mich in einem emotionalen Paradox gefangen, das sich vermutlich niemals wiederholen würde. Ich stand in den Kulissen neben dem vor Schreck wie gelähmten Donald Bellingham und

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