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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Bist du hungrig? Ich habe Napfkuchen, falls du ein Stück möchtest.«
    »Oh, Sadie, ich verhungere.«
    »Dann mach das Licht aus.«
    8
    Diese Nacht in Sadies Bett war die beste meines Lebens – nicht nur weil damit das Kapitel John Clayton endgültig abgeschlossen war, sondern weil sie für uns ein neues aufschlug.
    Nachdem wir uns ausgiebig geliebt hatten, sank ich in den ersten wirklichen Tiefschlaf seit Monaten. Ich wachte um acht Uhr auf. Die Sonne war längst aufgegangen, im Küchenradio sangen die Angels »My Boyfriend’s Back«, und ich konnte gebratenen Speck riechen. Bald würde sie mich an den Tisch rufen, aber nicht gleich jetzt. Nicht sofort.
    Ich faltete die Hände hinter dem Kopf, sah zur Decke auf und wunderte mich darüber, wie dämlich – wie fast wissentlich blind – ich seit dem Tag gewesen war, an dem ich zugelassen hatte, dass Lee ungehindert den Bus nach New Orleans bestieg. Musste ich wissen, ob de Mohrenschildt mehr mit dem Anschlag auf Edwin Walker zu tun hatte, als nur einen psychisch labilen Menschen dazu angestiftet zu haben? Nun, das ließe sich eigentlich recht ein fach feststellen, oder?
    De Mohrenschildt wusste es, also würde ich ihn fragen.
    9
    Sadie aß besser als jemals seit dem Abend, an dem Clayton in ihr Haus eingedrungen war, und ich tat es ihr gleich. Gemeinsam vertilg ten wir ein halbes Dutzend Eier, dazu Toast und Speck. Als das Geschirr im Ausguss stand und sie zu ihrer zweiten Tasse Kaffee eine Zigarette rauchte, verkündete ich, dass ich sie etwas fragen wolle.
    »Wenn es darum geht, ob ich heute zur Show komme: Ich glaube nicht, dass ich das ein zweites Mal könnte.«
    »Es geht um etwas anderes. Aber weil wir gerade beim Thema sind: Was hat Ellie eigentlich zu dir gesagt?«
    »Dass es Zeit wird, mit dem Selbstmitleid Schluss zu machen und wieder im Festzug mitzumarschieren.«
    »Ziemlich unverblümt.«
    Sadie strich sich mit einer automatischen Geste die Haare über ihre entstellte Gesichtshälfte. »Miz Ellie ist nicht für Takt und Feingefühl bekannt. Hat sie mich schockiert, als sie hier reingeplatzt ist und mir erklärt hat, dass ich aufhören soll, meine Zeit mit Selbstmitleid zu verplempern? Ja, das hat sie. Hat sie recht damit? Ja, das auch.« Sie hörte auf, ihr Haar zu streicheln, und schob es abrupt mit dem Handballen nach hinten. »So werde ich in Zukunft aussehen – na ja, mit ein paar Verbesserungen –, also sollte ich mich daran gewöhnen. Sadie wird herausfinden müssen, ob die alte Redensart, dass Schönheit nur hauttief ist, wirklich zutrifft.«
    »Darüber wollte ich mit dir reden.«
    »Na gut.« Sie stieß Rauch durch die Nasenlöcher aus.
    »Nehmen wir mal an, ich könnte dich an einen Ort mitnehmen, an dem Chirurgen dein Gesicht wiederherstellen könnten – nicht perfekt, aber weit besser, als Dr. Ellerton und sein Team es jemals könnten. Würdest du mitkommen? Auch wenn du wüsstest, dass du nie wieder hierher zurückkönntest?«
    Sie runzelte die Stirn. »Reden wir hypothetisch?«
    »Eigentlich nicht.«
    Sie drückte langsam und bedächtig ihre Zigarette aus und dachte dabei nach. »Ist das etwas wie die experimentelle Krebsbehandlung, zu der Miz Mimi nach Mexiko gereist ist? Ich glaube nicht, dass ich …«
    »Ich rede von Amerika, Schatz.«
    »Nun, wenn’s um Amerika geht, verstehe ich nicht, wieso wir nicht einfach …«
    »Hier ist der Rest: Ich muss vielleicht dorthin. Mit dir oder ohne dich.«
    »Um dann nie wieder zurückzukommen?« Sie wirkte besorgt.
    »Nie. Das könnte keiner von uns – aus Gründen, die zu schwie rig zu erklären sind. Ich nehme an, dass du mich jetzt für verrückt hältst.«
    »Ich weiß, dass du das nicht bist.« Sie blickte beunruhigt, sprach aber, ohne zu zögern.
    »Ich muss vielleicht etwas tun, was den hiesigen Gesetzeshütern wie ein Verbrechen vorkommt. Es ist kein Verbrechen, aber das würde mir nie jemand glauben.«
    »Ist das … Jake, hat das etwas mit dem zu tun, was du mir von Adlai Stevenson erzählt hast? Was er über die zufrierende Hölle gesagt hat?«
    »In gewisser Weise. Aber die Sache hat einen Haken: Auch wenn ich das, was ich tun muss, ohne geschnappt zu werden schaffe – was ich mir zutraue –, ändert das nichts an deiner Situation. Dein Gesicht bleibt durch größere oder kleinere Narben entstellt. An jenem anderen Ort, zu dem ich dich mitnehmen könnte, gibt es Operationsmethoden, von denen Ellerton nur träumen kann.«
    »Aber wir könnten nie zurückkommen.« Sie sprach

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