Der Anschlag - King, S: Anschlag
Mal ähnlich stark war, habe ich darauf gewettet, dass die Pirates in den World Series gegen die Yankees gewinnen, und eine Menge Geld eingestrichen.«
»Nicht schlecht, aber du kennst ja die alte Redensart – sogar eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.«
»Hilfst du mir jetzt oder nicht, Freddy?«
Er bedachte mich mit einem Lächeln, das mir versicherte, dass der Dummkopf und sein Geld bald getrennte Wege gehen würden. »In Dallas gibt’s einen Kerl, der deinen Einsatz gern annehmen wird. Er heißt Akiva Roth. Betreibt sein Wettbüro bei Faith Financial in der Greenville Avenue. Hat das Geschäft vor fünf oder sechs Jahren von seinem Vater übernommen.« Er senkte die Stimme. »Wie man hört, hat er gute Verbindungen zur Mafia.« Er sprach noch leiser. »Carlos Marcello.«
Genau davor hatte ich Angst, weil das nämlich schon Eduardo Gutierrez nachgesagt worden war. Ich musste wieder an den in Florida zugelassenen Lincoln denken, der gegenüber dem Wettbüro gestanden hatte.
»Ich weiß nicht, ob ich riskieren möchte, beim Betreten eines Wettbüros gesehen zu werden. Ich will vielleicht wieder als Lehrer arbeiten, und mindestens zwei Mitglieder des Schulausschusses sind eh schon sauer auf mich.«
»Du könntest es mit Frank Frati drüben in Fort Worth versuchen. Er betreibt ein Leihhaus.« Sein Stuhl knarrte wieder, als Freddy sich vorbeugte, um mein Gesicht besser sehen zu können. »Was hab ich gesagt? Oder hast du ’ne Fliege verschluckt?«
»Nein, nein. Ich habe bloß mal einen Frati gekannt. Der auch Pfandleiher war und Wetten angenommen hat.«
»Wahrscheinlich stammen beide aus demselben Geldwechsler-Clan in Rumänien. Jedenfalls würde er deine fünf Hunderter vermutlich akzeptieren – vor allem bei einer so dämlichen Wette. Nur dass du bei ihm nicht die Quote kriegst, die du verdient hättest. Die würdest du natürlich auch bei Roth nicht kriegen, aber sie wäre besser als bei Frank Frati.«
»Aber bei Frank gäbe es keine Verbindung zur Mafia. Richtig?«
»Vermutlich nicht, aber wer weiß das schon. Buchmacher, auch die im Nebenberuf, sind nicht gerade für hochklassige Geschäftsverbindungen bekannt.«
»Vielleicht sollte ich deinen Rat beherzigen und mein Geld behalten.«
Quinlan wirkte erschrocken. »Nein, nein, nein, tu das nicht. Setz darauf, dass die Bears Footballmeister werden. Damit verdienst du einen Haufen Geld. Das kann ich praktisch garantieren.«
14
Am 22. Juli erklärte ich Sadie, dass ich einiges in Dallas zu erledigen und deshalb Deke gebeten hätte, nach ihr zu sehen. Sie versicherte mir, das sei unnötig gewesen, sie komme auch so gut zurecht. Sie fand wieder in ihr altes Leben zurück. Langsam, in kleinen Schritten, ja, aber sie fand dorthin zurück.
Sie fragte nicht nach, was ich zu erledigen hätte.
Mein erstes Ziel war die First Corn Bank, in der ich mein Schließfach öffnete und Als Liste dreimal kontrollierte, um mich zu vergewissern, dass mich meine Erinnerung wirklich nicht trog. Das war nicht der Fall. Tom Case würde überraschend siegen, indem er Dick Tiger in der fünften Runde k. o. schlug. Diese Informationen musste Al aus dem Internet haben, weil er Dallas – und die sensationellen Sechziger – schon lange vor dem Kampf verlassen hatte.
»Kann ich heute sonst noch etwas für Sie tun, Mr. Amberson?«, fragte mein Banker mich, als er mich anschließend zum Ausgang begleitete.
Na ja, Sie könnten ein kleines Gebet zum Himmel schicken, dass die Informationen meines alten Kumpels Al Templeton über diesen Boxkampf stimmen.
»Vielleicht. Wissen Sie, wo ich einen Kostümverleih finde? Ich soll beim Geburtstag meines Neffen als Zauberer auftreten.«
Nach einem kurzen Blick in die Gelben Seiten gab Mr. Links Sekretärin mir eine Adresse in der Young Street. Dort konnte ich kaufen, was ich brauchte. Ich lagerte es in der Wohnung in der West Neely Street – solange ich dafür Miete zahlte, sollte sie für irgendwas taugen. Dort ließ ich auch den Revolver auf dem obersten Fach des Kleiderschranks zurück. Die Wanze, die ich aus der Lampe im ersten Stock ausgebaut hatte, wanderte wie das raffinierte japanische Minitonbandgerät in mein Handschuhfach. Auf der Rückfahrt nach Jodie würde ich die Geräte im Gestrüpp abseits der Straße entsorgen. Brauchen konnte ich sie nicht mehr. Die Wohnung über mir war bisher nicht wieder vermietet worden, und im Haus herrschte gespenstische Stille.
Bevor ich die West Neely Street verließ, unternahm ich
Weitere Kostenlose Bücher