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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einen Rundgang durch den Garten neben dem Haus, in dem Marina erst vor einem Vierteljahr die Fotos von Lee mit seinem Gewehr gemacht hatte. Außer festgetrampelter Erde und robustem Unkraut gab es dort nichts zu sehen. Aber als ich schon gehen wollte, sah ich doch etwas: ein rotes Aufblitzen unter der Außentreppe. Dort lag eine Babyrassel. Ich nahm sie mit und legte sie zu der Wanze in mein Handschuhfach, aber im Gegensatz zu der Wanze behielt ich sie. Keine Ahnung, warum.
    15
    Mein nächstes Ziel war die weitläufige Ranch in der Simpson Stuart Road, in der George de Mohrenschildt und seine Frau Jeanne wohnten. Sobald ich sie sah, wurde mir klar, dass die Ranch für das beabsichtigte Treffen nicht geeignet war. Zum einen konnte ich nicht sicher sein, wann Jeanne zu Hause und wann sie unterwegs sein würde, und dieses Gespräch musste strikt unter vier Augen stattfinden. Außerdem lag die Ranch nicht einsam genug: im benachbarten Paul Quinn College, an dem nur Schwarze studierten, fanden jetzt wohl die Sommerseminare statt. Ich sah zwar keine Menschenmassen, aber viele junge Leute, auch zu Fuß und auf Fahrrädern. Für meinen Zweck eher schlecht. Es war möglich, dass unsere Diskussion lautstark sein würde. Auch wenn sie möglicherweise keine Diskussion war, wie der Merriam-Webster sie definierte.
    Dann fiel mir etwas ins Auge. Es stand auf der weiten Rasenfläche vor dem Haus der de Mohrenschildts, auf der Rasensprenger elegante Girlanden versprühten und Regenbogen erzeugten, die so klein waren, dass man glaubte, sie einstecken zu können. 1963 war kein Wahljahr, aber Anfang April – ziemlich genau an dem Tag, an dem jemand auf General Edwin Walker geschossen hatte –, war der Abgeordnete aus dem Fünften Bezirk an einem Herzschlag gestorben. Deshalb würde es am 6. August eine Nachwahl um den freien Sitz geben.
    Auf dem Schild stand: WÄHLT JENKINS FÜR DEN 5. BE ZIRK! ROBERT »ROBBIE« JENKINS, DALLAS’ WEISSER RITTER!
    Zeitungsberichten nach war die Bezeichnung für Jenkins sehr treffend: ein strammer Rechter, der mit Walker und Billy James Hargis, Walkers spirituellem Berater, übereinstimmte. Robbie Jenkins trat für die Rechte der Bundesstaaten, getrennte, aber gleichwertige Schulen und eine Wiederaufnahme der Seeblockade Kubas ein. Dasselbe Kuba, das de Mohrenschildt »diese schöne Insel« genannt hatte. Das Schild bestätigte meinen starken Verdacht in Bezug auf de Mohrenschildt. Der Mann war ein Dilettant, der eigentlich gar keine politischen Überzeugungen hatte. Er unterstützte jeden, der ihn amüsierte oder ihm Geld zusteckte. Letzteres konnte Lee Harvey Oswald nicht tun – er war so arm, dass Kirchenmäuse gegen ihn stinkreich wirkten –, aber seine humorlose Hingabe an den Sozialismus im Verein mit seinen grandiosen persönlichen Ambitionen hatte de Mohrenschildt oft genug belustigt.
    Eine Schlussfolgerung lag auf der Hand: Lee hatte diesen Rasen nie betreten oder die Teppiche dieses Hauses mit seinen Bettlerfüßen beschmutzt. Dies war de Mohrenschildts anderes Leben … oder eines von vielen anderen. Ich hatte den Verdacht, dass er mehrere sorgfältig voneinander getrennte Leben führte. Aber damit war die zentrale Frage nicht beantwortet: Langweilte er sich so sehr, dass er Lee bei seinem Vorhaben, das faschistische Ungeheuer Edwin Walker zu erschießen, begleitet hatte? Ich kannte ihn nicht gut genug, eine begründete Vermutung anstellen zu können.
    Aber dazu würde es noch kommen. Das war mir eine Herzensangelegenheit.
    16
    Auf dem großen Schild im Schaufenster von Frank Fratis Leihhaus stand: WILLKOMMEN IN DER GITARREN-ZENTRALE. Ringsum waren zahlreiche Gitarren ausgestellt: Akustikgitarren, Elektrogitarren, Gitarren mit zwölf Saiten und eine mit doppeltem Griffbrett, die mich an etwas erinnerte, was ich in einem Mötley-Crüe-Video gesehen hatte. Drinnen gab es natürlich all das Treibgut gescheiterter Existenzen: Ringe, Broschen, Halsketten, Radios, andere Elektrogeräte. Die Frau, die mich empfing, war nicht dick, sondern sehr mager; sie trug kein purpurrotes Gewand und Mokassins, sondern eine Stoffhose und eine Bluse von Ship N Shore, aber ihr versteinertes Gesicht war das gleiche wie das der Frau in Derry, und ich hörte mich die gleichen Worte wie dort sagen. Jedenfalls ähnlich genug, wenn man es nicht allzu genau nahm.
    »Ich würde gern mit Mr. Frati über ein größeres sportlich orientiertes Geschäft sprechen.«
    »Ach ja? Meinen Sie so eine Wette, die sich

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