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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ausreden. Die Zeit drängt, also musst du die Ohren spitzen. Sind sie gespitzt?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Also gut. Mich wirst du nicht los. Ich wiederhole: nicht. Ich komme mit. Wenn du mich nicht in deinem Chevy mitfahren lässt, folge ich dir mit dem Käfer.«
    »Herr im Himmel!«, sagte ich, ohne zu wissen, ob ich fluchte oder betete.
    »Sollten wir jemals heiraten, tue ich, was du willst, solange du gut zu mir bist. Ich habe gelernt, dass das die Bestimmung der Frau ist. ( O du Kind der Sechziger, dachte ich.) Ich bin bereit, alles hinter mir zu lassen und dir in die Zukunft zu folgen. Weil ich dich liebe, weil ich glaube, dass es die Zukunft, von der du sprichst, wirklich gibt. Ich werde dir vermutlich nie mehr ein Ultimatum stellen, aber das hier ist eines: Du machst diese Sache zusammen mit mir oder überhaupt nicht.«
    Ich dachte sorgfältig über alles nach. Ich fragte mich, ob das wirklich ihr Ernst war. Die Antwort war so deutlich wie die Narbe auf ihrer Wange.
    Sadie betrachtete inzwischen die Kreidemädchen. »Wer mag die gezeichnet haben? Sie sind wirklich ziemlich gut.«
    »Das war Rosette«, sagte ich. »Rosette Templeton. Nachdem ihr Daddy einen Unfall hatte, ist sie mit ihrer Mama nach Mozelle zurückgegangen.«
    »Und dann bist du eingezogen?«
    »Nein, ins Haus gegenüber. Hier ist eine kleine Familie namens Oswald eingezogen.«
    »Ist das sein Name, Jake? Oswald?«
    »Ja. Lee Oswald.«
    »Nimmst du mich mit?«
    »Bleibt mir eine andere Wahl?«
    Sie lächelte und legte eine Hand auf meine Wange. Erst als ich dieses erleichterte Lächeln sah, wurde mir bewusst, wie ängstlich sie gewesen sein musste, als sie mich wach rüttelte. »Nein, Schatz«, sagte sie. »Ich kann keine erkennen. Daher nennt man es ja Ultimatum.«
    2
    Sie legte ihren Koffer in den Chevrolet. Falls es uns gelang, Oswald aufzuhalten (und nicht verhaftet zu werden), konnten wir ihren Käfer später holen, und sie konnte damit nach Jodie zurückfahren, wo er in ihrer Einfahrt einen normalen, zugehörigen Eindruck machen würde. Wenn etwas schiefging – indem wir entweder erfolglos blieben oder zwar Erfolg hatten, aber anschließend wegen Lees Ermordung gesucht wurden –, würden wir flüchten müssen. Mit einem Chevy mit V8 -Motor konnten wir schneller, weiter und unauffälliger flüchten als mit einem VW Käfer.
    Sie sah den Revolver, als ich ihn in die Innentasche meines Sportsakkos steckte, und sagte: »Nein. Außentasche.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    »Wo ich ihn erreichen kann, wenn du plötzlich müde wirst und beschließt, ein Nickerchen zu machen.«
    Sadie nahm ihre Umhängetasche über die Schulter, und wir gingen auf dem Gehsteig nach vorn. Für heute war Regen vorhergesagt, aber mir kam es vor, als würden sich die Wetterfrösche damit eine Verwarnung verdienen. Es klarte allmählich auf.
    Bevor Sadie rechts vorn einsteigen konnte, fragte jemand hinter mir: »Ist das Ihre Freundin, Mister?«
    Ich drehte mich um und sah das Springseilmädchen mit der Akne. Nur hatte sie keine Akne, auch keine Röteln, und ich brauchte nicht zu fragen, warum sie nicht in der Schule war. Sie hatte Windpocken. »Ja, das ist sie.«
    »Sie ist hübsch. Bis auf die …« Sie brachte ein Gicksen heraus, das auf groteske Weise reizend war. »… auf ihrem Gesicht.«
    Sadie lächelte. Meine Bewunderung für ihren Mut stieg weiter … und nahm nie mehr ab. »Wie heißt du, Schätzchen?«
    »Sadie«, sagte das Springseilmädchen. »Sadie Van Owen. Und Sie?«
    »Nun, du wirst es nicht glauben, aber ich heiße auch Sadie.«
    Die Kleine betrachtete sie mit dem misstrauischen Hohn eines Riot Grrrls aus der Mercedes Street. »Nein, das tun Sie nicht!«
    »Doch, doch … Sadie Dunhill.« Sie wandte sich an mich. »Ein toller Zufall, findest du nicht auch, George?«
    Das fand ich nicht, aber ich hatte keine Zeit, darüber zu diskutieren. »Ich muss dich was fragen, Miss Sadie Van Owen. Du weißt doch, wo die Busse an der Winscott Road halten, oder?«
    »Klar.« Sie verdrehte die Augen, als wollte sie sagen: Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich? »He, habt ihr zwei schon die Windpocken gehabt?«
    Sadie nickte.
    »Ich auch, also kann uns da nichts passieren«, sagte ich. »Weißt du, welcher Bus in die Innenstadt fährt?«
    »Die Nummer drei.«
    »Und wie oft fährt der Dreier?«
    »Alle halbe Stunde oder so, aber vielleicht sogar alle Viertelstunde. Was wollen Sie mit dem Bus, wenn Sie ein Auto haben? Wenn Sie zwei Autos haben?«
    Big Sadies

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