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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ziemlich dunkel. Er hat nein gesagt, aber in dieser Minute ist sein Sohn mit einem Schmorbraten gekommen und hat mich eingeladen, mit ihnen zu essen. Mr. K. hat angefangen zu erzählen – er weiß alle möglichen Geschichten aus der guten alten Zeit …«
    »Ja, ich weiß.« Vor uns bog der Bus nach Osten auf den Vickery Boulevard ab. Ich setzte den Blinker und folgte ihm mit so großem Abstand, dass wir keinen Dieselqualm einatmen mussten. »Ich habe mindestens drei Dutzend gehört. Blut-am-Sattel-Zeug.«
    »Ich hätte gar nichts Besseres tun können, als ihm zuzuhören, denn so habe ich mir nicht weiter den Kopf zerbrochen, und wenn man das tut, gelangen oft Dinge, die sonst verschüttet bleiben würden, an die Oberfläche. Auf dem Rückweg zu deinem Häuschen ist mir plötzlich eingefallen, dass du einmal gesagt hast, du hättest eine Zeit lang in der Cadillac Street gelebt. Aber du hast selbst gewusst, dass das nicht ganz richtig war.«
    »Du lieber Himmel! Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Das war mein letzter Versuch. Ich hab noch mal Deke angerufen. Er hatte keine detaillierten Stadtpläne, aber ich wusste, dass es in der Schulbücherei welche gibt. Er ist gleich hingefahren – bestimmt schrecklich hustend, weil er noch ziemlich krank ist –, hat sie durchgesehen und mich aus dem Sekretariat angerufen. Er hat in Dallas eine Ford Avenue, einen Chrysler Park und mehrere Dodge Streets gefunden. Aber die haben alle nicht nach einem Cadillac geklungen, wenn du weißt, was ich meine. Dann hat er in Fort Worth eine Mercedes Street gefunden. Ich wäre am liebsten sofort hingefahren, aber Deke hat mich überzeugt, dass die Chance, deinen Wagen zu entdecken, bei Tageslicht viel höher sein würde.«
    Sie umklammerte meinen Arm. Ihre Hand war kalt.
    »Die längste Nacht meines Lebens, du Quälgeist. Ich habe kaum ein Auge zugetan.«
    »Ich habe für dich mitgeschlafen, obwohl ich erst nach Mitternacht weg war. Wärst du nicht gekommen, hätte ich das verdammte Attentat leicht verschlafen können.«
    Was für ein trostloses Ende wäre das gewesen?
    »Die Mercedes Street ist endlos lang. Ich bin gefahren und gefahren. Dann konnte ich ihr Ende sehen, neben dem Parkplatz eines großen Gebäudes, das die Rückseite eines Kaufhauses sein konnte.«
    »Beinahe. Es ist ein Lagerhaus von Montgomery Ward.«
    »Und immer noch keine Spur von dir. Du kannst dir nicht vorstellen, wie niedergeschlagen ich war. Aber dann …« Ihr Lächeln war trotz der Narbe strahlend. Vielleicht auch wegen ihr. »Dann habe ich deinen roten Chevy mit den lächerlichen Heckflossen entdeckt, die wie die Augenbrauen einer Frau aussehen. Auffällig wie eine Neonreklame. Ich habe geschrien und gelacht und mit der Hand aufs Armaturenbrett meines Käfers geschlagen, bis sie wehgetan hat. Und jetzt bin ich hier und …«
    Vorn rechts unter dem Chevy war ein dumpfer Knall zu hören, und wir steuerten plötzlich auf einen Laternenmast zu. Unter dem Wagen polterte etwas dumpf. Ich kurbelte wie verrückt am Lenkrad. Der Lenker fühlte sich in meinen Händen abscheulich lose an, aber ich schaffte es gerade noch, den Mast nicht frontal zu treffen. Stattdessen streifte ihn die Beifahrerseite mit einem schaurigen, metallischen Kreischen. Die Tür wurde eingedellt, und ich riss Sadie auf der Sitzbank zu mir herüber. Wir kamen mit der Motorhaube über dem Gehsteig und nach rechts hängendem Vorderteil zum Stehen. Das war nicht nur ein geplatzter Reifen, dachte ich. Damit ist die Scheißkiste erledigt.
    Sadie starrte mich benommen an. Ich lachte. Wie ich bereits erwähnte, konnte man manchmal einfach nicht anders.
    »Willkommen in der Vergangenheit, Sadie«, sagte ich. »So leben wir hier.«
    4
    Sie konnte auf ihrer Seite nicht aussteigen; um die Beifahrertür aufzustemmen, hätte man ein Brecheisen gebraucht. Sie rutschte auf der Sitzbank ganz nach links und stieg auf meiner Seite aus. Es gab ein paar Gaffer, aber nicht viele.
    »Meine Güte, was ist passiert?«, fragte eine junge Frau, die einen Kinderwagen schob.
    Das war offensichtlich, nachdem ich vorn um den Chevy herumgegangen war. Das rechte Vorderrad war abgefallen. Es lag sechs oder sieben Meter hinter uns am Anfang einer bogenförmigen Furche im Asphalt. Der gerillte Stumpf der Steckachse glänzte in der Sonne.
    »Kaputtes Rad«, erklärte ich der Frau mit dem Kinderwagen.
    »Du lieber Himmel«, sagte sie.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Sadie halblaut.
    »Wir haben eine Versicherung abgeschlossen,

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