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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Präsidenten gelyncht werden würde. Mir war das egal. Mich beschäftigte vor allem mein blutbeflecktes Hemd. Ich wollte es ausziehen; gleichzeitig wollte ich es für immer tragen. Es war Sadies Blut.
    Keiner der beiden Cops auf dem Vordersitz stellte mir irgendwelche Fragen. Vermutlich hatten sie den Befehl, das nicht zu tun. Hätten sie welche gestellt, hätte ich nicht geantwortet. Ich musste nachdenken. Das konnte ich, weil mich wieder die Kälte beschlich. Ich hieß sie willkommen. Ich legte sie an wie eine Rüstung. Ich konnte die Sache in Ordnung bringen. Ich würde die Sache in Ordnung bringen. Aber als Erstes musste ich mich ein paar Gesprächen stellen.
    2
    Sie steckten mich in einen Raum, der ganz in Weiß gehalten war. Hier gab es einen Tisch und drei ungepolsterte Stühle. Ich setzte mich auf einen davon. Draußen klingelten Telefone, und ein Fernschreiber ratterte. Leute kamen und gingen, redeten laut, schrien manchmal durcheinander, lachten manchmal. Ihr Lachen klang so erleichtert wie das von Menschen, denen bewusst war, dass sie einer großen Gefahr entgangen waren. Einer Kugel ausgewichen, sozusagen. Vielleicht hatte Edwin Walker am Abend des 10. April auch so gelacht, als er mit Reportern gesprochen und sich dabei Glassplitter aus den Haaren geklaubt hatte.
    Dieselben beiden Beamten, die mich vom Schulbuchlager hergebracht hatten, durchsuchten mich und nahmen mir mein Eigentum ab. Ich bat sie um meine letzten beiden Tütchen Goody’s. Nach kurzer Beratung rissen sie die Tütchen auf und kippten den Inhalt auf die Tischplatte, die mit eingeritzten Initialen und Brandflecken übersät war. Einer von ihnen machte einen Finger nass, kostete das Pulver und nickte dann. »Brauchen Sie Wasser?«
    »Nein.« Ich kehrte das Kopfschmerzpulver in eine Hand und kippte es mir in den Mund. Es schmeckte bitter, aber das war mir nur recht.
    Einer der beiden ging hinaus. Der andere verlangte mein bluti ges Hemd, das ich widerstrebend auszog und ihm überließ. Dann zeigte ich auf ihn. »Ich weiß, dass es ein Beweisstück ist, aber behandeln Sie es mit Respekt. Das Blut stammt von der Frau, die ich geliebt habe. Das bedeutet Ihnen vielleicht nicht viel, aber es stammt auch von der Frau, die mitgeholfen hat, den Mord an Presi dent Kennedy zu verhindern, und das sollte Ihnen etwas bedeuten.«
    »Wir wollen es nur für die Blutuntersuchung.«
    »Schön. Aber es kommt auf die Liste meiner persönlichen Sachen. Ich will es zurückhaben.«
    »Klar.«
    Der Beamte, der hinausgegangen war, kam mit einem einfachen weißen Unterhemd zurück. Es sah aus wie das, das Oswald auf dem Polizeifoto kurz nach seiner Verhaftung im Texas Theatre getragen hatte – beziehungsweise getragen hätte.
    3
    Um zwanzig nach eins wurde ich in den kleinen Vernehmungsraum gebracht. Etwa eine Stunde später (genau kann ich das nicht sagen, weil es dort keine Uhr gab und man mir meine neue Timex mit allen übrigen Sachen abgenommen hatte) brachten dieselben beiden Beamten mir Besuch. Nämlich einen alten Bekannten: Dr. Malcolm Perry, der eine große, schwarze Landarzttasche schleppte. Ich betrachtete ihn leicht erstaunt. Er konnte mich hier auf dem Polizeirevier besuchen, weil er nicht im Parkland Memorial Hospital sein und Geschoss- und Knochensplitter aus John Kennedys Gehirn operieren musste. Der Fluss der Geschichte floss bereits in seinem neuen Bett.
    »Hallo, Dr. Perry.«
    Er nickte. »Mr. Amberson.« Bei unserer letzten Begegnung hatte er mich George genannt. Falls ich Zweifel gehegt hätte, ob ich als Mittäter verdächtigt wurde, wären sie durch sein Verhalten beseitigt worden. Aber ich hatte keine Zweifel. Ich war am Tatort gewesen, und ich hatte vorher gewusst, was geschehen würde. Das hatte Bonnie Ray Williams sicher längst ausgesagt.
    »Wie ich höre, haben Sie sich das Knie noch einmal verletzt.«
    »Ja, leider.«
    »Sehen wir es uns also mal an.«
    Er wollte mein linkes Hosenbein hochziehen, aber das ging nicht. Das Kniegelenk war zu stark angeschwollen. Als er eine Schere hervorholte, traten beide Beamten vor, zogen ihre Waffe und ließen sie mit dem Zeigefinger außerhalb der Abzugbügel auf den Fußboden gerichtet. Dr. Perry betrachtete sie leicht verwundert und schnitt dann das Hosenbein entlang der Naht auf. Er untersuchte, er betastete, er brachte eine Injektionsspritze zum Vorschein und zapfte Flüssigkeit ab. Ich wartete zähneknirschend darauf, dass er fertig war. Dann holte er eine Elastikbinde aus der Arzttasche und

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