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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und schob das Päckchen zu mir herüber. Als ich den Kopf schüttelte, nahm er es wieder an sich. »Erzählen Sie uns, wie Sie ihn kennengelernt haben«, sagte er.
    Lees Bekanntschaft hätte ich in der Mercedes Street gemacht, sagte ich. Ich hätte mir seine Tiraden über die Übel des faschistisch-imperialistischen Amerikas und den wundervollen sozialistischen Staat, zu dem Kuba werden würde, angehört. Kuba sei das Ideal, habe er gesagt. In Russland hätten wertlose Bürokraten die Macht übernommen, weshalb er das Land wieder verlassen habe. In Kuba gebe es Onkel Fidel. Lee habe nicht direkt behauptet, dass Onkel Fidel übers Wasser wandeln könne, aber er habe es angedeutet.
    »Ich hielt ihn für verrückt, aber ich habe seine Familie gemocht.« Zumindest das entsprach der Wahrheit. Ich mochte seine Familie wirklich und hielt ihn wirklich für verrückt.
    »Wie kommt’s, dass ein ausgebildeter Lehrer wie Sie überhaupt in dieser heruntergekommenen Gegend von Fort Worth gewohnt hat?«, fragte Fritz.
    »Ich habe versucht, einen Roman zu schreiben. Und gemerkt, dass ich das nicht neben dem Unterricht konnte. Die Wohnung in der Mercedes Street war eine Bruchbude, aber sie war billig. Ich dachte, ich würde mindestens ein Jahr für das Buch brauchen, was bedeutete, dass ich meine Ersparnisse strecken musste. Als das Viertel anfing, mich zu deprimieren, habe ich versucht mir vorzustellen, ich würde in einer Mansarde auf der Rive Gauche leben.«
    Fritz: »Gehörte zu Ihren Ersparnissen auch Geld, das Sie bei Buchmachern gewonnen haben?«
    Ich: »In diesem Punkt verweigere ich die Aussage.«
    Darüber musste Will Fritz tatsächlich lachen.
    Hosty: »Sie haben Oswald also kennengelernt und sich mit ihm angefreundet.«
    »Wir hatten ein einigermaßen freundschaftliches Verhältnis. Aber mit Verrückten freundet man sich nicht an. Wenigstens ich nicht.«
    »Bitte weiter.«
    Lee sei mit seiner Familie ausgezogen; ich sei geblieben. Dann hätte ich eines Tages aus heiterem Himmel einen Anruf von ihm erhalten, dass Marina und er jetzt in der Elsbeth Street in Dallas wohnten. Er habe gesagt, das sei ein besseres Viertel, in dem es viele billige Wohnungen zu mieten gebe. Ich erklärte Fritz und Hosty, dass es mir in der Mercedes Street nicht mehr gefallen hätte, also sei ich nach Dallas gefahren, um mit Lee bei Woolworth’s an der Imbisstheke zu essen und einen Rundgang durch das Viertel zu machen. Ich hätte die Erdgeschosswohnung des Hauses West Neely Street 214 gemietet, und als die obere Wohnung frei geworden sei, hätte ich Lee davon erzählt. Sozusagen um mich für den Gefallen zu revanchieren.
    »Seiner Frau hat es in der Elsbeth Street nicht gefallen«, sagte ich. »Das Haus in der West Neely Street war gleich um die Ecke und viel netter. Also sind sie eingezogen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie genau sie diese Geschichte überprüfen wollten, wie stimmig die Chronologie wäre oder was Marina ihnen erzählen würde, aber das war für mich alles nicht wichtig. Ich brauchte nur Zeit. Eine Geschichte, die auch nur halbwegs plausibel war, konnte sie mir verschaffen, vor allem weil Agent Hosty allen Grund hatte, mich mit Samthandschuhen anzufassen. Wenn ich publik machte, was ich über seine Beziehung zu Oswald wusste, konnte er seine restlichen Dienstjahre damit verbringen, sich in Fargo den Arsch abzufrieren.
    »Dann ist etwas passiert, was mich hat aufhorchen lassen. Das war dieses Jahr im April. Ziemlich genau zu Ostern. Ich habe am Küchentisch gesessen und an meinem Buch gearbeitet, als eine Luxuslimousine – ein Cadillac, glaube ich – vorgefahren ist. Ausgestiegen sind zwei Personen, ein Mann und eine Frau. Gut angezogen. Sie hatten ein Plüschtier für Junie dabei. Sie ist …«
    Fritz: »Wir wissen, wer June Oswald ist.«
    »Sie sind die Treppe raufgegangen, und ich habe gehört, wie der Kerl – er hatte einen deutsch klingenden Akzent und eine dröhnend laute Stimme – gerufen hat: ›Wieso hast du ihn verfehlt, Lee?‹«
    Hosty beugte sich vor. Seine Augen waren so groß, wie sie in seinem fleischigen Gesicht nur werden konnten. »Wie bitte?«
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe. Also hab ich in der Zeitung nachgesehen, und wissen Sie was? Vier oder fünf Tage vorher hatte jemand auf irgendeinen pensionierten General geschossen. Großes Tier vom rechten Flügel. Genau die Art Kerl, die Lee hasste.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Nichts. Ich wusste, dass er einen Revolver hatte – er hat ihn mir

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