Der Anschlag - King, S: Anschlag
verbrennen & Asche im WC runterspülen.
Ich verbrannte die Mitteilung, wie Sadie meine verbrannt hatte, dann nahm ich den Telefonhörer ab und schraubte die Sprechmuschel auf. Unter dem Deckel war ein kleiner, blauer Zylinder von kaum der Größe einer AA -Batterie an die Drähte angeklemmt. Mich amüsierte, dass er japanisch beschriftet war – das erinnerte mich an meinen alten Kumpel Silent Mike.
Ich löste ihn heraus, steckte ihn ein, schraubte den Deckel wieder auf und wählte die 0. Nachdem ich meinen Namen genannt hatte, entstand am anderen Ende eine lange Pause. Ich wollte schon auflegen und es erneut versuchen, als die Telefonistin schluchzend begann, ihren Dank für die Rettung des Präsidenten zu brabbeln. Wenn sie irgendwas tun könne, sagte sie, wenn irgendjemand im Hotel irgendwas tun könne, brauchte ich nur anzurufen, sie heiße Marie, sie würde alles tun, um mir zu danken.
»Sie könnten damit anfangen, dass Sie mich mit Jodie verbinden«, sagte ich und gab ihr Dekes Nummer.
»Natürlich, Mr. Amberson. Gott segne Sie, Sir. Ich verbinde Sie.«
Das Telefon schnarrte zweimal, dann meldete Deke sich. Seine Stimme war belegt und heiser, als wäre er stark erkältet. »Wenn das ein weiterer gottverdammter Reporter …«
»Es ist keiner, Deke. Ich bin’s, George.« Ich machte eine Pause. »Jake.«
»Oh, Jake«, sagte er traurig, und dann fing er an zu weinen. Ich wartete und hielt dabei den Hörer so fest umklammert, dass meine Hand schmerzte. Meine Schläfen pochten. Der Tag ging zur Neige, aber das durchs Fenster einfallende Abendlicht blendete noch. In der Ferne hörte ich Donnergrollen. Schließlich sagte er: »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja. Aber Sadie …«
»Ich weiß. Es kommt in den Nachrichten. Ich hab’s auf der Fahrt nach Fort Worth gehört.«
Also hatten die Frau mit dem Kinderwagen und der Fahrer des Abschleppwagens der Esso-Tankstelle getan, worum ich sie gebeten hatte. Gott sei Dank. Nicht dass es mir wichtig vorkam, während ich dasaß und diesem untröstlichen alten Mann zuhörte, der sich bemühte, nicht zu weinen.
»Deke, gibst du mir die Schuld daran? Ich würde es verstehen.«
»Nein«, sagte er schließlich. »Auch Ellie tut das nicht. Wenn Sadie zu etwas entschlossen war, hat sie es durchgezogen. Und falls du tatsächlich in Fort Worth in der Mercedes Street warst, hat sie den Tipp, wo du zu finden sein würdest, von mir bekommen.«
»Ich war dort.«
»Hat der Hundesohn sie erschossen? In den Nachrichten wird gemeldet, dass er es war.«
»Ja. Er wollte eigentlich auf mich schießen, aber mein schlimmes Bein … Ich bin hingefallen. Und sie war genau hinter mir.«
»Herrgott!« Seine Stimme klang etwas kräftiger. »Aber sie ist gestorben, während sie das Richtige getan hat. An diesen Gedanken werde ich mich klammern. Das rate ich auch dir.«
»Ohne sie wäre ich niemals hingekommen. Wenn du sie hättest sehen können … wie entschlossen sie war … wie tapfer …«
»Herrgott«, sagte er wieder. Es klang wie der Seufzer eines sehr alten Mannes. »Alles war also wahr. Alles, was du gesagt hast. Und alles, was sie über dich erzählt hat. Du bist wirklich aus der Zukunft, nicht wahr?«
Wie gut, dass ich die Wanze in meiner Tasche hatte. Obwohl ich bezweifelte, dass sie Zeit gehabt hatten, im Zimmer Abhörmikrofone anzubringen, hielt ich die Sprechmuschel halb zu und senkte die Stimme. »Kein Wort darüber zur Polizei oder gegenüber Reportern, okay?«
»Großer Gott, nein!« Allein der Gedanke daran schien ihn zu empören. »Du würdest nie mehr ungesiebte Luft atmen!«
»Hast du unser Gepäck aus dem Chevy geholt? Auch nachdem wir …«
»Aber natürlich. Ich wusste, dass das wichtig war, weil sie dich sofort verdächtigen würden.«
»Das wird sich wohl alles in Luft auflösen, aber du musst meine Aktentasche aufmachen und …« Ich hielt inne. »Hast du einen Müllverbrennungsofen?«
»Ja, hinter der Garage.«
»In der Aktentasche findest du ein blaues Notizbuch. Leg es in den Ofen, und verbrenn es. Würdest du das für mich tun?« Und für Sadie. Wir verlassen uns beide auf dich.
»Ja, tue ich. Jake, mein herzliches Beileid zu deinem Verlust.«
»Und meines zu deinem. Zu Miz Ellies und deinem.«
»Das war kein fairer Tausch!«, brach es aus ihm heraus. »Mir ist es egal, ob er der Präsident ist … Das war kein fairer Tausch!«
»Nein, das war keiner«, sagte ich. »Aber, Deke … hier geht es nicht bloß um den Präsidenten. Es geht um all das
Weitere Kostenlose Bücher