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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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War das Derren? Derren, Maine?«
    »Derry.«
    »Wo Sie was genau getan haben?«
    »Wo ich angefangen habe, mein Buch zu schreiben.«
    »Aha, und davor?«
    »Mal hier, mal dort.«
    »Wie viel wissen Sie über meinen Umgang mit Oswald, Amberson?«
    Ich schwieg.
    »Seien Sie nicht so schüchtern. Wir sind hier unter uns Pfarrerstöchtern.«
    »Genug, um Sie und Ihren Direktor in große Schwierigkeiten zu brin gen.«
    »Es sei denn?«
    »Ich will’s mal so ausdrücken: Was ich an Ärger verursache, wird direkt proportional zu den Schwierigkeiten sein, die Sie mir vielleicht machen.«
    »Wäre es angemessen zu behaupten, dass Sie dabei Dinge, die Sie nicht wirklich wissen, notfalls erfinden würden – zu unserem Schaden?«
    Ich schwieg.
    Er sprach weiter, als redete er mit sich selbst. »Dass Sie ein Buch geschrieben haben, überrascht mich nicht. Dabei hätten Sie bleiben sollen, Amberson. Es wäre wahrscheinlich ein Bestseller geworden. Weil Sie verdammt gut darin sind, sich Dinge auszudenken, das gestehe ich Ihnen zu. Heute Nachmittag waren Sie ziemlich glaubhaft. Und Sie wissen Dinge, die Sie eigentlich nicht wissen können, was uns in der Überzeugung bekräftigt, dass Sie kein gewöhnlicher Bürger sind. Kommen Sie, wer hat Sie auf Oswald angesetzt? Vielleicht Angleton von der Firma? Er war’s, stimmt’s? Dieser verschlagene, Rosen züchtende Hundesohn, der er ist.«
    »Ich bin allein«, sagte ich. »Und weiß wahrscheinlich weniger, als Sie glauben. Auf jeden Fall aber genug, um das Bureau schlecht aussehen zu lassen. Zum Beispiel wie Lee mir erzählt hat, dass er Ihnen geradeheraus verraten hat, dass er Kennedy erschießen wird.«
    Hosty drückte die Zigarette so energisch aus, dass Funken stoben. Ein paar davon fielen auf seinen Handrücken, aber er schien sie gar nicht zu spüren. »Das ist eine gottverdammte Lüge!«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Aber ich werde sie sehr glaubhaft erzählen. Ist schon jemand auf die Idee gekommen, mich zu beseitigen, Hosty?«
    »Verschonen Sie mich mit dem Comicheft-Mist. Wir ermorden keine Leute.«
    »Erzählen Sie das den Diem-Brüdern in Vietnam.«
    Er starrte mich an, wie jemand eine für harmlos gehaltene Maus betrachten würde, die plötzlich zugebissen hatte. Und zwar mit sehr scharfen Zähnen. »Woher wissen Sie, dass Amerika irgendwas mit den Brüdern Diem zu tun hatte? Nach dem, was in allen Zeitungen stand, sind unsere Hände sauber.«
    »Schon gut. Bleiben wir lieber beim Thema. Es ist eine Tatsache, dass ich zu beliebt bin, als dass man mich ermorden würde. Oder täusche ich mich da?«
    »Niemand will Sie ermorden, Amberson. Und niemand will Ihre Story durchlöchern.« Er bellte ein humorloses Lachen heraus. »Falls wir damit anfangen würden, würde sie in sich zusammenfallen. So dünn ist sie nämlich.«
    »›Phantastische Geschichten aus dem Stegreif waren ihre Spezialität‹«, sagte ich.
    »Hä?«
    »H. H. Munro. Auch als Saki bekannt. Die Geschichte heißt ›Das offene Fenster‹. Die müssen Sie mal lesen. In Sachen spontan irgendwelchen Unsinn zu erzählen, ist die sehr lehrreich.«
    Er musterte mich mit besorgt zusammengekniffenen kleinen Augen. »Ich werde aus Ihnen überhaupt nicht schlau. Das macht mir Sorgen.« Weit im Westen, in Richtung Midland, wo unaufhörlich pochend Öl gefördert wurde und Gasfackeln die Sterne verblassen ließen, grollte wieder Donner.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich. Nach dem ersten Abtasten war das der Kern der Sache.
    »Wenn wir Sie aus Derren oder Derry, oder wie das Nest sonst heißt, weiter zurückverfolgen, finden wir wahrscheinlich … nichts. Als hätten Sie sich aus dem Nichts materialisiert.«
    Das kam der Wahrheit so nahe, dass es mir fast den Atem verschlug.
    »Wir möchten von Ihnen, dass Sie in das Nichts zurückkehren, aus dem Sie gekommen sind. Die Skandalpresse wird die üb lichen hässlichen Spekulationen und Verschwörungstheorien brin gen, aber wir können Ihnen garantieren, dass Sie ziemlich gut wegkommen werden. Das heißt, falls Sie darauf überhaupt Wert legen. Marina Oswald wird Ihre Story vorbehaltlos bestätigen.«
    »Sie haben vermutlich schon mit ihr gesprochen.«
    »Das vermuten Sie richtig. Sie weiß, dass sie ausgewiesen wird, wenn sie nicht mitspielt. Die Gentlemen von der Presse haben Sie nur flüchtig zu Gesicht bekommen; die Fotos in den morgigen Zeitungen werden ziemlich verschwommen sein.«
    Ich wusste, dass er recht hatte. Fotografiert worden war ich nur auf dem kurzen

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