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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schlimme Zeug, das nach seinem Tod passiert wäre.«
    »Das muss ich dir vermutlich glauben, aber es fällt mir schwer.«
    Würde es in der Highschool eine Gedenkveranstaltung für Sadie geben wie damals für Miz Mimi? Natürlich würde eine stattfinden. Die großen Fernsehgesellschaften würden Kamerateams schicken, und ganz Amerika würde in Tränen zerfließen. Aber wenn die Show vorbei war, würde Sadie immer noch tot sein.
    Es sei denn, ich änderte es. Das würde bedeuten, dass ich alles noch einmal durchmachen musste, aber für Sadie würde ich es tun. Selbst wenn sie auf der Gartenparty, auf der ich sie kennengelernt hatte, schon nach dem ersten Blick zu dem Schluss gelangen sollte, dass ich zu alt für sie war (obwohl ich mein Bestes tun würde, um sie in diesem Punkt umzustimmen). Das Ganze hatte sogar einen Vorteil: Weil ich jetzt wusste, dass Lee wirklich ein Einzeltäter gewesen war, würde ich nicht so lange warten müssen, bevor ich diese Jammergestalt ins Jenseits beförderte.
    »Jake? Bist du noch da?«
    »Ja. Und denk daran, mich George zu nennen, wenn du von mir redest, okay?«
    »Keine Sorge. Ich mag alt sein, aber mein Gehirn arbeitet noch ziemlich gut. Sehe ich dich wieder?«
    Nicht, wenn Agent Hosty mir erzählt, was ich hören möchte, dachte ich.
    »Falls nicht, beweist das, dass alles zum Besten steht.«
    »Also gut. Jake, hat sie … hat sie im Sterben noch etwas gesagt?«
    Ich hatte nicht vor, ihm zu erzählen, was ihre letzten Worte gewesen waren – die gingen ihn nichts an –, aber ich hatte einen Trost für ihn. Er würde ihn Ellie weitergeben, und Ellie würde ihn allen von Sadies Freunden in Jodie weitergeben. Sie hatte viele gehabt.
    »Sie hat gefragt, ob der Präsident in Sicherheit ist. Als ich ja gesagt habe, hat sie die Augen geschlossen und sich fortgestohlen.«
    Deke weinte wieder. Mein Gesicht pochte. Tränen wären eine Erleichterung gewesen, aber meine Augen blieben trocken.
    »Mach’s gut«, sagte ich. »Leb wohl, alter Freund.«
    Ich legte behutsam auf, blieb eine Zeit lang still sitzen und beobachtete, wie die rote Sonne hinter Dallas unterging. Abendrot, Gut-Wetter-Bot’ hieß es im Volksmund, aber ich hörte von irgendwoher schon wieder Donner. Fünf Minuten später, als ich mich wieder gefangen hatte, nahm ich den entwanzten Hörer noch einmal ab und wählte die 0. Ich erklärte Marie, ich wolle mich etwas hinlegen, und bat um einen Weckruf um 20 Uhr. Und ich bat sie, bis dahin keine Anrufe durchzustellen.
    »Oh, das ist schon veranlasst«, sagte sie aufgeregt. »Keine eingehenden Gespräche für Sie, Anordnung des Polizeichefs.« Sie senkte die Stimme. »War er verrückt, Mr. Amberson? Ich meine, er muss es ja gewesen sein, aber hat er auch so ausgesehen?«
    Ich erinnerte mich an die zähnefletschende Grimasse und das dämonische Knurren. »O ja«, sagte ich. »So hat er allerdings ausgesehen. Zwanzig Uhr, Marie. Keine Störung bis dahin.«
    Ich legte auf, bevor sie noch etwas sagen konnte. Dann zog ich die Schuhe aus (den linken vom Fuß zu bekommen war ein langwieriger, schmerzhafter Prozess), streckte mich auf dem Bett aus und legte einen Arm über die Augen. Ich sah Sadie den Madison tanzen. Ich hörte Sadie, wie sie mich aufforderte einzutreten, liebster Herr, und mich fragte, ob ich Lust auf Napfkuchen hätte. Ich sah sie in meinen Armen, wie sie mit glänzenden, sterbenden Augen zu mir aufblickte.
    Ich dachte an den Kaninchenbau und daran, dass jede Rückkehr einen kompletten Neustart bewirkte.
    Irgendwann schlief ich ein.
    9
    Hosty klopfte um Punkt neun an meine Tür. Ich machte ihm auf, und er kam hereingeschlendert. In der einen Hand trug er eine Aktentasche (aber nicht meine Aktentasche, also war das in Ordnung), in der anderen hielt er eine Flasche Champagner, das gute Zeug, Moët & Chandon, mit einer patriotisch rot-weiß-blauen Schleife um den Hals. Er sah sehr müde aus.
    »Amberson«, sagte er.
    »Hosty«, antwortete ich.
    Er schloss die Tür und deutete dann auf das Telefon. Ich holte die Wanze aus der Tasche und zeigte sie ihm. Er nickte.
    »Gibt es noch andere?«, fragte ich.
    »Nein. Die Wanze gehört dem DPD , aber das hier ist jetzt unser Fall. Alle Befehle kommen direkt von Hoover. Falls jemand nach der Wanze fragt, haben Sie sie selbst entdeckt.«
    »Okay.«
    Er hielt den Champagner hoch. »Mit einer Empfehlung der Hoteldirektion. Ich sollte ihn unbedingt mit raufnehmen. Möchten Sie auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten

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