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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach dem Tag, an dem Harry S. Truman die Bombe mit dem Decknamen Fat Man auf Nagasaki hatte abwerfen lassen, verwandelte sich Hanoi in eine radioaktive Wolke. Der Vizepräsident Curtis LeMay leitete das Unterneh men persönlich. In einer Rede an die Nation bezeichnete President Wallace es als gottgewollt. Dem stimmten die meisten Amerikaner zu. Wallace’ Zustimmungswerte waren hoch, aber mindestens ein Mann war mit seiner Politik nicht einverstanden. Am 15. Mai 1972 er schoss dieser Arthur Bremer den Präsidenten, als dieser in einem kleinen Einkaufszentrum in Laurel, Maryland, für seine Wiederwahl warb.
    »Mit was für einer Waffe?«
    »Ich glaube, es war ein .38er-Revolver.«
    Was denn sonst. Vermutlich ein Police Special, aber wahrschein lich das Modell Victory – die gleiche Waffe, mit der in einem anderen Zeitstrang Officer Tippit erschossen worden war.
    Etwa an diesem Punkt begann ich den Faden zu verlieren. Ab hier begann der Gedanke Ich muss das in Ordnung bringen, muss das in Ordnung bringen wie ein Gong in meinem Kopf zu dröhnen.
    Hubert Humphrey wurde 1972 Präsident. Die Erdbeben wur den stärker. Weltweit erreichten die Selbstmordraten schwindelnde Höhen. Der Fundamentalismus jeglicher Couleur blühte. Paral lel dazu wuchs der Terrorismus durch religiöse Extremisten. Indien und Pakistan führten Krieg gegeneinander; weitere Atompilze stie gen auf. Bombay wurde nie zu Mumbai. Stattdessen wurde es zu radioaktiver Asche in einem karzinogenen Wind.
    Ebenso Karatschi. Erst als Russland, China und die Vereinigten Staaten damit drohten, beide Länder in die Steinzeit zurückzubomben, wurden die Kampfhandlungen eingestellt.
    Im Jahr 1976 verlor Humphrey gegen Ronald Reagan, der von Küste zu Küste einen Erdrutschsieg erzielte. The Hump konnte nicht mal seinen Heimatstaat Minnesota verteidigen.
    In Jonestown, Guyana, kam es zu einem Massensuizid von Hunderten von Menschen.
    Im November 1979 stürmten iranische Studenten die US -Bot schaft in Teheran und nahmen nicht etwa sechsundsechzig, sondern über zweihundert Geiseln. Im iranischen Staatsfernsehen rollten Köpfe. Reagan hatte aus Hanoi Hell genug gelernt, um die Kernwaffen in ihren Bombenkammern und Raketensilos zu lassen, aber er entsandte beaucoup Truppen. Die noch lebenden Geiseln wurden natürlich abgeschlachtet, und eine entstehende Terrororganisation, die sich Die Basis – im Arabischen El Kaida – nannte, begann mal hier, mal dort Sprengfallen an den Straßenrändern zu bauen.
    »Beim Redenhalten machte dem Mann keiner was vor, aber er hat den militanten Islam nie begriffen«, sagte Harry.
    Die Beatles rauften sich wieder zusammen und gaben ein Friedenskonzert. Ein Selbstmordattentäter in der Menge zündete seinen Sprengstoffgürtel und riss dreihundert Zuhörer mit sich in den Tod. Paul McCartney erblindete.
    Wenig später ging der Nahe Osten in Flammen auf.
    Russland kollabierte.
    Irgendeine Gruppierung – vermutlich im Exil lebende fanatische russische Hardliner – begann, Kernwaffen an Terrororganisationen, auch an die El Kaida, zu verkaufen.
    »Im Jahr 1994 waren die Ölfelder dort drüben mit schwarzem Glas bedeckt«, sagte Harry mit seiner trockenen Stimme. »Von der Art, die im Dunkeln leuchtet. Seit damals ist der Terrorismus jedoch gewissermaßen ausgebrannt. Vor zwei Jahren hat jemand in Miami eine Kofferatombombe gezündet, aber das war kein großer Erfolg. Ich meine, es wird sechzig oder siebzig Jahre dauern, bevor es am South Beach wieder Strandpartys geben kann, und der Golf von Mexiko ist praktisch ein totes Gewässer – aber durch die Detonation sind nur zehntausend Menschen umgekommen. Allerdings war das schon nicht mehr unser Problem. Maine hat dafür gestimmt, sich Kanada anzuschließen, und President Clinton war gern bereit, uns ziehen zu lassen.«
    »Bill Clinton ist Präsident?«
    »Gott, nein. Er hätte die Nominierung für 2004 haushoch gewonnen, aber er ist auf dem Parteitag an Herzversagen gestorben. Seine Frau ist ihm nachgefolgt. Sie ist jetzt die Präsidentin.«
    »Macht sie ihren Job gut?«
    Harry zuckte die Achseln. »Nicht schlecht … aber Erdbeben ist mit Gesetzen nicht beizukommen. Und die werden uns letztlich erledigen.«
    Über uns war wieder dieses wässrige Reißen zu hören. Ich sah auf. Harry nicht.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Mein Sohn, das weiß anscheinend niemand«, sagte er. »Die Wissenschaftler streiten darüber, aber ich glaube, dass diesmal eher die Prediger eine Erklärung haben.

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