Der Antares-Krieg
sandarischen Schiffe in den Teleskopen der Discovery sichtbar. Ihre Formation gemahnte an einen Kugelsternhaufen, der zur Gänze aus weißlich violetten Sternen verschiedener Leuchtkraft bestand. Die Masse der Flotte beschleunigte vierzig Stunden mit zwei g, bevor sie wendete und die gleiche Zeit verlangsamte, um dann Wachpositionen zwischen den überlebenden Gefechtsstationen um den Hellsgate-Aezer-Faltpunkt einzunehmen.
Aber nicht alle Schiffe der Dritten Flotte steuerten dieses Ziel an. Mehrere kleine Gruppen zweigten ab, um die durchgebrochenen Ryall-Schiffe abzufangen, von denen zwei bereits in den Feuerbereich ihrer Verfolger geraten und zerstört worden waren. Am fünften Tag nach dem Start der Flotte war es klar, dass die Sandarer die Situation unter Kontrolle hatten. Annähernd fünfzig Kriegsschiffe hatten sich zu einer gleichen Zahl überlebender Gefechtsstationen um den Faltpunkt gesellt, und die Ryall-Schiffe waren ungeordnet über den Himmel verstreut und von dreißig sandarischen Schiffen verfolgt.
Trotzdem fiel es Richard Drake schwer, sein Unbehagen abzuschütteln, als er die sandarischen Formationen beobachtete.
»Was hast du?«, fragte Bethany, als sie ihm sein Mittagessen zur Brücke brachte. »Du machst ein Gesicht, als hättest du gerade in etwas Ranziges gebissen!«
Er lächelte, lehnte sich zurück und reckte die Arme, um die Schmerzen zu langen Sitzens in derselben Haltung zu lindern. Der Zustand annähernder Schwerelosigkeit konnte die durch Spannung erzeugten Schmerzen nicht verhindern.
»Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Sorgen.«
»Wieso?« Bethany gab ihm sein Tablett. Er legte es auf seine Konsole, während sie ihres auf den Beobachterplatz neben ihm manövrierte. Das gemeinsame Mittagessen am Arbeitsplatz war ihnen seit ihrer Rückkehr an Bord des Schiffes zur Gewohnheit geworden.
Drake schob das Tablett beiseite und drückte eine Taste, die Bethanys Bildschirm auf einen der seinen schaltete. »Hier, ich möchte dir etwas zeigen.«
Zwei weitere Kommandos an den Computer der Discovery ließen die sandarische Aufzeichnung der Schlacht am Faltpunkt anlaufen. Drake hatte die Aufzeichnung seit fünf Tagen studiert, da er hoffte, daraus etwas über die Taktiken zu erfahren, die von den Ryall eingesetzt worden waren. Und je mehr er lernte, desto stärker wurde seine Beunruhigung. Die Aufzeichnung begann mit der Nahaufnahme einer der gepanzerten Gefechtsstationen um den Faltpunkt; die Sandarer hatten offenbar den altanischen Betrachtern zuliebe erläuterndes Bildmaterial in die Aufzeichnung eingearbeitet. Das Bild zeigte eine mächtige Kugelgestalt, der die dunklen Mündungen mehrerer hundert Laserkanonen und eine vergleichbare Zahl von Raketenabschussrampen entragten. Unter den weiteren sichtbaren Merkmalen befanden sich dicke Panzerungen, die Abgasöffnungen der Kraftwerksanlage und große Rippenkühlanlagen zur Ableitung der inneren Wärme. Im Vordergrund des Bildes zog ein Zerstörer an der Gefechtsstation vorüber und vermittelte einen Eindruck von den Größenverhältnissen. Die Gefechtsstation war so groß wie ein kleiner Asteroid, eine Zusammenballung zerstörerischer Kraft.
»Du lieber Himmel, was für eine Festung!«, staunte Bethany. Drake nickte. »Es ist noch eindrucksvoller, wenn du dir vor Augen führst, wie viel Schiffsvolumen normalerweise von Faltraumgeneratoren und Photonentriebwerken eingenommen wird. Dieses Monster wurde für den stationären Kampf konstruiert, ohne Rücksicht auf Manövrierfähigkeit. Ich schätze seine Kampfkraft auf die von fünf Schlachtschiffen, vielleicht sogar mehr!«
»Wenn eine Gefechtsstation so stark ist, wie konnte es den Ryall dann gelingen, aus einem Faltpunkt auszubrechen, der von sechzig dieser Stationen bewacht wurde?«
»Pass auf, wie es weitergeht, und du wirst es sehen.« Drake ließ die Aufzeichnung weiterlaufen, und ein Bildschnitt zeigte den Blick in ein Sternenfeld. Die Hintergrundsterne tanzten hinreichend, um zu zeigen, dass die Szene durch ein Teleskop hoher Auflösung aufgenommen worden war. Als Bethanys Augen das Bild nach Besonderheiten absuchten, erschien in der Mitte des Bildschirms plötzlich ein zylindrisches Schiff. Im nächsten Augenblick wurde die stumpfgraue Oberfläche des neu eingetroffenen Raumschiffes in grell sprühende Helligkeit verwandelt. Ein Filter wurde vorgeschaltet und dämpfte die blendende Helligkeit, bis die Umrisse des Schiffes wieder sichtbar wurden. Glühende weißlich violette
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