Der Antares-Krieg
dass er Hals über Kopf in eine Falle jagte, außer Acht zu lassen. Unter anderen ermutigenden Zeichen hatten die Sensoren festgestellt, dass die Beschleunigungsrate des fremden Schiffes im Laufe von vierzig Stunden langsam von 0,75 auf 0,93 £ angestiegen war. Solch eine Zunahme war von einem Schiff zu erwarten, das alle Möglichkeiten ausschöpfte, um seinen Verfolgern zu entkommen. In dem Maße, wie es Treibstoff verbrauchte, nahm das Verhältnis von Antriebskraft zu Gewicht allmählich zu, und damit die Beschleunigungsrate. Andererseits würde ein Kriegsschiff, das sie absichtlich in eine Falle lockte, eher eine konstante Beschleunigungsrate beibehalten, bis es sich seinen Verfolgern stellte.
Nachdem er zu dem Schluss gelangt war, dass es sich um ein Handels-Raumfahrzeug handeln müsse, nahm Drake Verbindung mit Captain Quaid an Bord der Mace auf. »Unsere Beute verhält sich nicht wie ein Kriegsschiff.«
Quaids unter dem Beschleunigungsdruck an einen Totenschädel gemahnender Kopf nickte. »Das denke ich auch, Sir. Und ich habe manches interplanetarische Frachtschiff gesehen, das besser zu Fuß war.«
»Sie haben Erfahrung mit Ryall-Schiffen, Mr. Quaid. Welche Art von Bewaffnung würden sie einem Handelsschiff mitgeben?«
»Nur Kurzstreckenzeug, Sir. Sie haben keinen Grund, größere Waffensysteme einzubauen, die nur auf Kosten ihrer Ladefähigkeit gehen würden. Vergessen wir nicht, dass die Ryall den gleichen Gesetzen der Wirtschaftlichkeit unterworfen sind wie wir.«
Drake nickte. »Das dachte ich mir. Ich glaube, eine Änderung der Strategie ist angebracht.«
»Woran denken Sie, Sir?«
»Statt das Schiff in Fetzen zu schießen, Captain, werden wir versuchen, es zu kapern.«
Der sandarische Adlige sagte nichts, aber seine Miene erinnerte Drake an jemanden, der gerade in eine unreife saure Frucht gebissen hat.
»Sie halten nichts davon?«
»Sicherlich sind Sie sich der Schwierigkeiten bewusst, an Bord eines feindlichen Raumfahrzeugs zu gehen, Sir – besonders eines, das in der Beschleunigungsphase ist.«
»Mir ist auch bewusst, dass die Terra einen Angriff auf den zweiten Planeten vorbereitet, und dass wir keine Ahnung haben, was uns dort erwartet. Wir benötigen genauere Informationen über die planetarischen Verteidigungsanlagen. Zu diesem Zweck brauchen wir Gefangene.«
»Ja, Sir.«
»Verbinden Sie mich mit Fähnrich Walkirk an Bord der Barracuda«, befahl Drake. Während er wartete, beobachtete er den unscharfen Lichtpunkt in der Mitte des Bildschirms. Dieser Fleck war der Triebwerksausstoß des Ryall-Schiffes, einige 100.000 Kilometer vor der Discovery. Der Schlachtkreuzer hatte vor zwei Stunden die Geschwindigkeit angeglichen und beschattete das feindliche Schiff. 100.000 Kilometer jenseits des Zieles hatte auch die Mace die Geschwindigkeit angepasst, so dass der Ryall-Transporter von seinen Verfolgern praktisch eingeschlossen war.
»Fähnrich Walkirk auf Bildschirm vier, Captain.« Drake wandte den Kopf und sah den sandarischen Kronprinzen auf seinem Schirm.
»Sie wollten mich sprechen, Captain?«
»Sind Ihre Leute bereit, Mr. Walkirk?«
»Ja, Sir. Die erste Gruppe ist hier an Bord der Barracuda, die zweite an Bord der Malachi. Wir sind bereit und brennen darauf, in den Kampf zu ziehen.«
»Ich will kein Draufgängertum, Fähnrich. Sie haben unnötige Risiken zu vermeiden. Wenn Sie feststellen, dass dieses Schiff eine starke, bewaffnete Mannschaft hat, die zu allem entschlossen ist, ziehen Sie sich sofort zurück. Dann werden wir sie mit unseren Batterien erledigen.«
»Verstanden, Sir. Wir werden vorsichtig wie die Schneehühner sein.«
»Das rate ich Ihnen! Sollte Ihnen etwas zustoßen ...«
Der Prinz lächelte durch die Visierscheibe seines Helms.
»Seien Sie unbesorgt, Sir. Wir Walkirks haben immer Glück gehabt.«
Drake nickte ihm zu, schaltete aus und verbrachte die nächsten zehn oder fünfzehn Sekunden damit, den Tag zu verwünschen, an dem er versucht hatte, den sandarischen Kronprinzen aus der Schusslinie zu bringen, indem er ihn zum Zugführer in der Kompanie Marinesoldaten an Bord der Discovery ernannt hatte. Seinerzeit war es ihm vernünftig vorgekommen, doch hätte er vorausgesehen, dass er Marinesoldaten würde aussenden müssen, um ein Schiff mit feindlichen Außerirdischen zu entern, so würde er lieber jeden anderen Offizier an Bord beauftragt haben, um nicht Phillip Walkirks Leben in Gefahr zu bringen. Er hatte daran gedacht, einen anderen Offizier mit dem
Weitere Kostenlose Bücher