Der Antares-Krieg
so direkt in Ihren Behauptungen sein, Alphonse? Kaum ist unser Gast gegangen, da ziehen Sie ihren Charakter schon in den Schmutz.«
»Ich stelle bloß eine Tatsache fest, Sir Joshua. Sie belügen uns alle. Wir brauchen keinen Fachmann in Stressanalyse, um das zu erkennen. Haben Sie gesehen, wie ihr ganzer Körper sich anspannte, als wir den gefangenen Ryall an Bord ihres Flaggschiffes erwähnten? Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie mit einer Nadel gestochen.«
»Ich muss zustimmen, Sir Joshua«, sagte Raoul Letterier. »Ich beobachtete die junge Dame sehr genau. Es ging wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper, als Alphonse sie nach dem Ryall fragte.«
»Vielleicht hing es mit dieser Forschung zusammen, die sie angeblich betreibt«, meinte Blenham. »Was halten Sie davon, Mr. Dalwood?«
Der Mann, der als Kelton Dalwood vorgestellt worden war, war in Wirklichkeit ein Techniker und Spezialist für die Analyse von Stressfaktoren in der Stimme und ihrer Ausdeutung. Während die drei anderen mit Bethany gesprochen hatten, hatte er heimlich ihre Stimme aufgezeichnet. Nun studierte er die Aufzeichnung. Blenhams Frage ließ ihn aufblicken.
»Verzeihen Sie, Sir Joshua, was sagten Sie eben?«
»Die Frage ist, Mr. Dalwood, ob Miss Lindquist überempfindlich auf Fragen nach dieser Forschung reagiert, die sie an dem Ryall an Bord ihres Schiffes durchführt.«
»Nein, Sir. Ihr Stressniveau war während der Zeit, als sie ihre Forschung erläuterte, relativ niedrig. Es scheint mehr die Tatsache zu sein, dass wir von diesem bestimmten Ryall wissen, die sie verschreckt hat.«
»Können Sie den Grund daraus folgern, Mr. Dalwood?«, fragte Grast.
»Nein, Sir. Es wurden nicht genug Fragen gestellt, um das zu bestimmen.«
»Beschränken wir unsere Diskussion nicht auf diese Frau, meine Herren«, sagte Letterier. »Haben Sie eine Erklärung für diese anomalen Ablesungen, die wir bei allen Kolonisten zu bekommen scheinen, Mr. Dalwood?«
»Nein, Sir. Ich kann nur sagen, dass die Spannungsebene dieser Leute steil über die Skala hinaus ansteigt, wenn wir sie entweder nach ihrem Flug durch den Ringnebel oder nach den Ryall fragen.«
»Mein Gott! Könnte es sein, dass die Ryall auch herausgebracht haben, wie sie unbeschadet durch die Reststrahlung der Novaexplosion fliegen können?«, fragte Letterier.
»Unwahrscheinlich«, sagte Commander Grast. »In diesem Fall wären wir schon in mindestens einem halben Dutzend Systemen angegriffen worden.«
»Könnte es diese strahlungsabweisende Technik sein, deren Geheimnis sie zu schützen suchen?«
Der Stress-Spezialist schüttelte den Kopf. »Wir haben inzwischen ein knappes Dutzend getestet, und sie zeigen alle eine sehr freimütige Reaktion, wenn jemand Fragen nach ihrer strahlungsabweisenden Technik stellt. Sie erklären dem Fragesteller, dass sie uns diese Technik herzlich gern zur Verfügung stellen würden, zuvor aber ein förmliches Abkommen unterzeichnet werden müsse. Ihre Reaktion ist die eines aufgeklärten Eigeninteresses, nicht eines sublimen Schuldgefühls, das zuerst den Verdacht in uns weckte, dass sie etwas vor uns verbergen.«
»Nun, meine Herren, wir werden der Sache nicht näher kommen, wenn wir in diesem Büro beisammensitzen«, erklärte Blenham. »Ich schlage vor, wir hören uns weiterhin an, was sie uns sagen, und halten Augen und Ohren offen. Inzwischen wird Miss Lindquist vielleicht auf unser Angebot eingehen, ihr bei der Ryall-Forschung zu helfen.«
Grast nickte befriedigt. »Wenn es uns gelingt, die Bestie in unsere Vernehmungsräume zu bekommen, werden wir alles erfahren können, was sie weiß.«
»Einstweilen wollen wir unsere Gäste weiterhin als Gäste behandeln. Vielleicht werden sie uns ihr Geheimnis schließlich aus eigenem Antrieb verraten.«
»Und wenn nicht?«, fragte Raoul Letterier.
»Dann werden wir einen anderen Weg finden müssen, nicht wahr?«
48
Richard Drake war seit zwei Tagen in Mexico City und hatte bisher wenig mehr gesehen als das Innere von Konferenzräumen. Die Verhandlungsdelegation hatte sich im Anschluss an ihren Empfang durch die Regierung und die Repräsentanten des Interstellaren Rates in einzelne Arbeitsgruppen aufgelöst. Die diplomatisch-politische Arbeitsgruppe bestand aus Stan Barrett, Graf Husanic und ihren beiden Beratern. Die vier Diplomaten begleiteten den Ersten Botschaftssekretär Oldfield zur zuständigen Abteilung des Außenamtes, wo über die Einzelheiten der Wiedererrichtung diplomatischer
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