Der Antares-Krieg
würde.«
»Sie haben Recht, Miss Lindquist. Ich hatte das wohl nicht richtig verstanden.«
»Auf Alta, meine Herren, ist die Erde wie eine Legende. Sie ist wie ein Märchenland, wo die Städte mit Gold gepflastert sind und die Gerechtigkeit immer triumphiert. Ihre Führer sind die weisesten, ihre Gerichtshöfe die gerechtesten, ihre Freiheiten die größten. Sie ist ein Idealbild, dem alle anderen nachstreben müssen. Das ist die Erde, deren loyaler Diener mein Onkel ist.«
»Sie scheinen andeuten zu wollen, dass wir hinter dem Idealbild zurückbleiben«, meinte Blenham.
»Vorgestern verbrachte ich einige Zeit in der Universitätsbibliothek. Nach dem, was ich dort feststellte, habe ich allerdings meine Zweifel.«
»Sicherlich erwarteten Sie nicht, dass diese Welt das legendäre Märchenland sein würde, das Sie beschrieben haben«, sagte Letterier.
»Nein, gewiss nicht«, erwiderte Bethany. »Aber ich erwartete nicht, eine Welt zu finden, die der Bedrohung durch die Ryall in Resignation und Apathie gegenübersteht.«
»Und das glauben Sie festgestellt zu haben?«
»Nach meinem – zugegebenermaßen flüchtigen – Studium der Ereignisse und Entwicklungen der vergangenen hundert Jahre gewann ich diesen Eindruck.«
»Nun, dann können wir Sie vielleicht vom Gegenteil überzeugen«, sagte Blenham. »Kehren wir einstweilen zum Nächstliegenden zurück. Ich hörte, Sie haben diplomatische Depeschen und Berichte für mich. Haben Sie das Material bei sich?«
»Ja, Sir«, sagte Bethany. Sie griff in ihre Handtasche und nahm die Datentafel heraus, auf der die administrativen Einzelheiten von 127 Jahren Botschaftstätigkeit festgehalten waren. Sie übergab sie Blenham.
Sir Joshua hielt die Tafel zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete das Farbenspiel der holographischen Interferenzmuster, bevor er sie auf den Schreibtisch legte. Auf ein Zeichen von ihm standen die drei anderen mit ihm auf. Ratlos tat Bethany es ihnen nach.
Blenham kam mit einem kleinen Etui in den Händen um den Schreibtisch. Er machte vor Bethany halt und nahm etwas aus dem Etui. Dann räusperte er sich und sagte in förmlichem Ton: »Bethany Lindquist, kraft meines Amtes und im Namen des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten verleihe ich Ihnen für Botschafter Clarence Whitlow, Chef der Mission auf Valeria IV, den Verdienstorden Erster Klasse des diplomatischen Dienstes, mit allen Rechten und Privilegien, die dazugehören. Des Weiteren danke ich Ihnen im Namen meiner Regierung und des Interstellaren Rates für Ihre und Ihrer Familie Loyalität während der vielen Jahre unbelohnten und aufopfernden Dienstes.«
Bethany traten Tränen in die Augen, als Blenham die goldene Medaille an ihrem regenbogenfarbenen Seidenband über ihren Kopf hob und ihr um den Hals hängte. Dann küsste er sie auf beide Wangen, und die drei anderen schüttelten ihr feierlich die Hand.
»Was, nichts zu sagen?«, fragte Blenham nach der Zeremonie.
»Ich danke Ihnen im Namen meines Onkels«, sagte Bethany und schniefte verhalten. »Diese Auszeichnung wird meinen Onkel all die Jahre des Gespötts vergessen machen.«
Letterier lächelte. »Sie mögen es nicht wissen, Miss Lindquist, aber mit dieser Auszeichnung ist eine Ehrenrente von jährlich einhunderttausend Stellaren verbunden. Ihr Onkel ist ein reicher Mann.«
»Können wir weitermachen, Sir Joshua?«, fragte der Mann, der als Alphonse Grast vorgestellt worden war.
»Sie sind so ungeduldig, Alphonse.« Blenham seufzte. »Aber es lässt sich leider nicht leugnen, dass wir einen vollen Terminplan haben. Miss Lindquist, wenn es Ihnen recht ist, würde Mr. Grast Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Welche Fragen?«, fragte Bethany, als sie wieder an den Stuhl trat, wo sie gesessen hatte.
»Ich bin Mitglied des Admiralsstabs der Großen Flotte, Miss Lindquist. Ich stehe im Rang eines Fregattenkapitäns bzw. Commanders und bin dem militärischen Nachrichtendienst zugeordnet. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir einige Fragen beantworten könnten.«
»Natürlich, wenn es mir möglich ist.«
Grast blickte ihr fest in die Augen. »Bitte sagen Sie uns, wie es kommt, dass Sie einen gefangenen Ryall an Bord Ihres Schiffes haben.«
»Sie lügt!«
Sir Joshua Blenham, der eben Bethany Lindquist zur Tür begleitet und seinen Sekretär angewiesen hatte, sie aus dem Gebäude zu geleiten, wandte sich um und musterte Commander Grast mit einem Ausdruck äußersten Missvergnügens. »Müssen Sie immer
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